Humanitäre Krise im Gazastreifen

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Palästinensische Autonomiegebiete28 Min.

Am 7. Oktober 2023 durchbrachen Hamas-Kämpfer den israelischen Grenzzaun zwischen dem Gazastreifen und Israel und töteten mehr als 1200 Menschen. Seitdem ist der belagerte Gazastreifen ununterbrochenen und schweren Bombenangriffen ausgesetzt, die seit dem 27. Oktober mit einer Bodenoffensive der israelischen Streitkräfte einhergehen. Bis zum 26. April wurden laut OCHA 34 356 Palästinenser:innen getötet, etwa 70 Prozent davon sind Kinder und Frauen. Hier finden Sie die Pressemitteilungen von Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) zur Notsituation im Gazastreifen.

Oktober ¦ November ¦ Dezember ¦ Januar ¦ Februar ¦ März ¦ April

26. April 2024

Mehr als sechs Monate nach Beginn des Krieges in Gaza gehen die fatalen Auswirkungen weit über die durch israelische Bombardierungen und Luftangriffe getöteten und verletzten Menschen hinaus. Ärzte ohne Grenzen beschreibt in dem Bericht, wie schwer es für die Menschen im Gazastreifen ist, Zugang zu medizinischer Versorgung zu erhalten. Die Organisation warnt vor einer grossen Zahl vermeidbarer Todesfälle durch die Unterbrechung der kritischen Gesundheitsversorgung.

02. April 2024

Nach einem 14-tägigen Einsatz der israelischen Armee in und um das Al-Shifa-Spital liegt die Einrichtung in Trümmern. Damit ist das grösste Spital in Gaza ausser Betrieb und die Menschen im Norden haben noch weniger Zugang zu medizinischer Versorgung.

18. März 2024

Am Morgen des 17. März kündigte das israelische Militär einen Einsatz in und um das Al-Shifa-Spital in Gaza-Stadt an. Unsere Kolleg:innen berichteten von schweren Kämpfen. Ein Kollege habe Montagmorgen Drohnen, Panzer und Granatenbeschuss in der Nähe des Spitals gehört. Zudem berichtete er von Feuer, das aus dem Hauptgebäude des Spitals aufstieg, sowie von Zusammenstößen in der Nähe unserer Klinik und unseres Büros in Gaza-Stadt. Einige unserer Mitarbeiter:innen und ihre Familien suchen dort noch immer Schutz.

Wir sind äusserst besorgt um die Sicherheit der Patient:innen und des medizinischen Personals sowie um die Sicherheit unserer Kolleg:innen und ihrer Familien. Wir rufen alle Kriegsparteien auf, den Schutz der Patient:innen, des medizinischen Personals und der Zivilbevölkerung sicherzustellen.

13. März 2024

In der Nacht zum 13. März führte das israelische Militär Operationen in Dschenin durch. Nach Angaben des medizinischen Personals des von uns unterstützten Khalil-Suleiman-Spital wurde gegen 3 Uhr morgens auf Personen geschossen, die im Hof des Spitals standen.

Sechs Menschen wurden verwundet, zwei von ihnen starben an ihren schweren Kopf- und Brustverletzungen. «Dies ist nur der jüngste Akt von entsetzlicher Gewalt in diesem Spital», sagt unser Projektkoordinator Samuel Johann. «In den vergangenen Monaten hat unser Team miterlebt, wie Kugeln und Tränengasgranaten auf das Spital abgefeuert wurden, wie ein Minderjähriger getötet wurde, wie Krankenwagen behindert wurden und wie medizinisches Personal angegriffen wurde», so Johann weiter.

01. März 2024

Dr. Isabelle Defourny, die Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières Frankreich nimmt Stellung zu den blutigen Vorfällen im nördlichen Gazastreifen, die sich am Morgen des 29. Februar ereignet haben. Bei der Verteilung von Hilfsgütern sind über 100 Menschen getötet und etwa 750 verwundet worden.

27. Februar 2024

Vor einem Monat erliess der Internationale Gerichtshof (IGH) vorläufige Massnahmen, mit denen er Israel aufforderte, Völkermord zu verhindern und zu bestrafen und sicherzustellen, dass die Menschen im Gazastreifen eine Grundversorgung und Hilfsgüter erhalten. Dennoch bleibt die humanitäre Situation für die Menschen, die vor Ort festsitzen, katastrophal. Nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden ist die Zahl der im Gazastreifen getöteten Menschen auf 30 000 gestiegen. Unterdessen gibt es keine Anzeichen dafür, dass die israelischen Streitkräfte versuchen, den Verlust ziviler Leben zu begrenzen oder das Leiden der Menschen zu lindern.

22. Februar 2024

Christopher Lockyear, Generalsekretär von Médecins Sans Frontières, bei seiner Rede vor dem UNO-Sicherheitsrat. New York. 22. Februar 2024

In der heutigen Sitzung des Weltsicherheitsrats der Vereinten Nationen (UN) hat der Generalsekretär von Ärzte ohne Grenzen, Christopher Lockyear, einen sofortigen und anhaltenden Waffenstillstand in Gaza gefordert. In seinem Statement in New York mahnte Lockyear zudem, dass medizinische Einrichtungen, deren Personal und Patient:innen unbedingt geschützt werden müssen.

21. Februar 2024

Während eines israelischen Angriffs auf eines unserer Gebäude in Al-Mawasi in Khan Yunis sind zwei Familienmitglieder eines Mitarbeiters von uns getötet worden. Weitere sechs Personen wurden verletzt. Ärzte ohne Grenzen verurteilt den Vorfall auf das Schärfste.

20. Februar 2024

Nach Angaben der UNO befinden sich noch etwa 130 Patient:innen im Nasser-Spital in Khan Yunis. Ärzte ohne Grenzen ist zutiefst besorgt und ruft zu sicheren Evakuierung dieser Menschen auf. Unsere Teams im al-Aqsa-Spital und im indonesischen Spital in Rafah sind darauf vorbereitet, sie zu behandeln. Ärzte ohne Grenzen hat noch immer nichts von zwei seiner Mitarbeiter:innen gehört, die sich zum Zeitpunkt des Angriffs im Nasser-Spital aufhielten. Eine Person ist seither unauffindbar, eine andere wurde an einem Kontrollposten von israelischen Streitkräften festgehalten, als sie das Spital verlassen wollte. Wir bitten die israelischen Behörden um Informationen über den Verbleib der vermissten Mitarbeiter:innen und fordern ihre Sicherheit.

Das Nasser-Spital war das grösste im südlichen Gazastreifen. Es ist eine weitere medizinische Einrichtung, in der aufgrund von Razzien und Angriffen der israelischen Streitkräfte keine Patient:innen mehr behandelt werden können.

15. Februar 2024

Trotz Zusicherungen der israelischen Streitkräfte wurde das Nasser-Spital in Khan Younis in den Morgenstunden des 15. Februar beschossen. Unsere Mitarbeiter:innen berichten von einer chaotischen Situation. Seit dem Angriff wird ein:e Kolleg:in vermisst.
Die israelischen Streitkräfte richteten einen Kontrollposten ein, um Personen zu überprüfen, die das Gelände verlassen. Einer unserer Kollegen wurde an diesem Kontrollpunkt festgehalten. Wir fordern sicheres Geleit für ihn.

Die israelischen Streitkräfte führen im Moment einen Einsatz im Nasser-Spital durch. Wir fordern sie auf, diesen Angriff sofort einzustellen, da er das medizinische Personal und die Patient:innen gefährdet, die immer noch in der Einrichtung festsitzen.

12. Februar 2024

Die von Israel angekündigte Bodenoffensive auf Rafah wäre katastrophal und darf nicht stattfinden. Während die Luftangriffe auf die Region weitergehen, droht den mehr als eine Million Menschen, von denen viele in Zelten und behelfsmässigen Unterkünften leben, nun eine dramatische Eskalation des anhaltenden Massakers. In Gaza ist man nirgendwo sicher, und wiederholte Zwangsumsiedlungen haben die Menschen nach Rafah getrieben. Dort sind sie auf einem winzigen Stück Land gefangen, sie haben keine andere Wahl.

10. Februar 2024

Seit zwei Tagen berichten unsere Mitarbeitenden von Schiessereien im Nasser-Spital. Zwei Personen wurden getötet, fünf weitere getroffen, darunter ein schwer verletzter Krankenpfleger. Unsere Mitarbeitenden haben Angst, sich auf dem Spitalgelände zu bewegen, da die israelischen Streitkräfte ihre Angriffe in der unmittelbaren Umgebung fortsetzen. Heftige Kämpfe verunmöglichen es, das Spital zu verlassen und für neue Patient:innen das Spital zu erreichen. Wir sind besorgt um das Leben unserer Kolleg:innen, des medizinischen Personals und der Patient:innen im Spital. Die Gesundheitseinrichtungen und ihre Umgebung sowie ihr Personal müssen immer geschützt werden und der Zugang zu Spitälern muss gewährleistet bleiben.

9. Februar 2024

Marie-Aure Perreaut Revial ist gerade aus dem Gazastreifen zurückgekehrt, wo sie im November und Dezember 2023 als Notfallkoordinatorin für MSF gearbeitet hat. Sie beschreibt die extrem schwierigen Bedingungen, unter denen das medizinische Personal die schrecklichen Verletzungen behandelt.

6. Februar 2024

Schwangere und Mütter von Neugeborenen im Gazastreifen haben kaum noch Zugang zu medizinischer Versorgung. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind schätzungsweise 50 000 Frauen im Gazastreifen schwanger, etwa 20 000 Babys wurden laut UNICEF seit Beginn des Krieges geboren. In der Region Rafah ist das von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) unterstützte Al-Emirati-Entbindungsspital die einzige Einrichtung, die sich noch um die medizinische Versorgung der Schwangeren kümmert – dort können angesichts des überwältigenden Bedarfs und der mangelnden Kapazitäten aber nur noch die risikoreichsten Entbindungen begleitet werden.

31. Januar 2024

Ärzte ohne Grenzen ist zutiefst besorgt über die Entscheidung einiger Staaten, ihre Zahlungen an das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA auszusetzen. Dieses stellt für mehr als zwei Millionen Palästinenser:innen im Gazastreifen und im Westjordanland die einzige Lebensgrundlage dar.

Die Schweiz wartet mit den für 2024 vorgesehenen Zahlungen an UNRWA noch ab. Tatsächlich haben Hilfsorganisationen schon jetzt Mühe, nur einen Bruchteil des dringenden Bedarfs in Gaza abzudecken. Es braucht viel mehr humanitäre Hilfe – nicht weniger. Wir bitten die Schweiz deshalb dringend, zumindest die Beiträge der vergangenen Jahre beizubehalten.

29. Januar 2024

MSF Humanitäre Hilfe Gaza Spital Angriff
© MSF

26. Januar 2024

Der Internationale Gerichtshof (IGH) hat am 26. Januar mehrere vorläufige Massnahmen erlassen. So muss Israel umgehend alle erforderlichen Massnahmen ergreifen, um zu verhindern, dass ein Völkermord an den Palästinenser:innen stattfindet. Weiter wird Israel angehalten, die Versorgung der Bevölkerung in Gaza mit humanitärer Hilfe sicherzustellen. Dies ist zwar ein bedeutender Schritt, doch nur ein dauerhafter Waffenstillstand kann den Tod weiterer Zivilisten verhindern und ermöglichen, dass humanitäre Hilfe und lebenswichtige Güter zu den 2.2 Millionen Menschen in der Enklave gelangen.

Die schweren Kämpfe und Luftangriffe in Khan Yunis im Süden des Gazastreifens reissen nicht ab. Nun sind im Nasser-Spital, der grössten noch funktionierenden Gesundheitseinrichtung in der Enklave, lebenswichtige medizinische Dienste zusammengebrochen. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) zeigt sich besorgt angesichts der schwindenden Möglichkeiten der Bevölkerung, sich medizinisch behandeln zu lassen. Dies gilt insbesondere im Fall eines grossen Zustroms von Kriegsverletzten.

22. Januar 2024

Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen im Nasser-Spital berichten, dass sie den Boden spüren können, wie er bebt und dass unter dem Personal, den Patient:innen und den vertriebenen Menschen, die im Gebäude Schutz suchen, Panik herrscht. Alle Abteilungen im Nasser-Spital sind voll belegt und es gibt keine Möglichkeit, medizinisches Personal und Patient:innen sicher zu evakuieren, da die Ausgangswege aus der Einrichtung blockiert sind. Ärzte ohne Grenzen befürchtet, dass die Kämpfe, das Beschuss und die Bombardierungen schlimmer werden und sich dem Nasser-Spital nähern. Seit Sonntagabend gibt es andauerndes, heftiges Bombardement, hauptsächlich in den südlichen und nördlichen Teilen von Chan Junis.

12. Januar 2024

Die Angriffe der israelischen Streitkräfte auf den Gazastreifen haben in den vergangenen drei Monaten die Möglichkeiten der Menschen, an Gesundheitsversorgung zu kommen, drastisch eingeschränkt. Es gibt praktisch keine sicheren Orte mehr, an denen Hilfsorganisationen medizinische Hilfe anbieten können. Evakuierungsbefehle und Angriffe auf Gesundheitseinrichtungen haben Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) wiederholt dazu gezwungen, ihr Personal zu evakuieren und Patient:innen zurückzulassen.

9. Januar 2024

Am Morgen des 8. Januar durchschlug eine Granate die Wand einer Unterkunft von Ärzte ohne Grenzen in Khan Yunis, in der sich mehr als 100 Mitarbeitende und ihre Familien aufhielten. Die fünfjährige Tochter eines MSF-Mitarbeiters starb an den Folgen ihrer Verletzungen, drei weitere Personen wurden verletzt. Unsere Mitarbeitenden und ihre Familien sind nun an einem anderen Ort untergebracht. Wir versuchen herauszufinden, was passiert ist. Ärzte ohne Grenzen hat die israelische Armee informiert, dass dies unsere Unterkunft ist. Wir haben keinen Evakuierungsbefehl erhalten. Wir verurteilen diesen Angriff, der zeigt, dass niemand in Gaza sicher ist.

6. Januar 2024

Nach tagelangen Kämpfen im zentralen Gazastreifen und den Evakuierungsbefehlen, die die israelische Armee im Gebiet rund um das Al-Aqsa-Spital abgeworfen hatte, traf Ärzte ohne Grenzen die schwere Entscheidung, die Mitarbeitenden und ihre Familien von dort wegzubringen. «Wir führen diese Evakuierung mit einem schlechten Gewissen durch, während Patient:innen, Spitalpersonal und viele Menschen, die dort Schutz suchen, auf dem Gelände verbleiben», sagt Carolina Lopez, Nothilfekoordinatorin im Al-Aqsa-Spital. Am 5. Januar um 13.30 Uhr drang eine Kugel durch die Wand der Intensivstation des Spitals. In den vergangenen Tagen war es nur wenige hundert Meter entfernt zu Drohnenangriffen und Beschuss durch Scharfschützen gekommen. «Die Lage war so gefährlich, dass einige Mitarbeitende ihre Häuser wegen konstanter Gefahr durch Angriffe von Drohnen oder Scharfschützen nicht mehr verlassen konnten», so Lopez. «Durch das reduzierte Personal war auch die Patient:innenversorgung beeinträchtigt.

Wir betonen erneut nachdrücklich, dass Israel gemäss dem Internationalen Völkerrecht verpflichtet ist, Patient:innen und Personal, die sich noch im einzigen funktionierenden Spital im zentralen Gazastreifen befinden, zu schützen», fügt sie hinzu.

4. Januar 2024

«Vom Spital aus hören wir die Bombenangriffe nordöstlich des Al-Aqsa-Spitals in der Nähe der Camps von Al-Bureij und Al-Maghazi», berichtet Nothilfekoordinatorin Carolina Lopez. Die Kämpfe finden immer näher am Spital statt. UnsereTeams müssen ihre Arbeit unter gefährlichen Bedingungen ausführen. «Wir mussten die Wundversorgung vom Zelt auf dem Vorplatz ins Innere des Spitals verlegen, um das Personal und die Patient:innen zu schützen», so Lopez. Am 24. Dezember strömten nach Luftangriffen auf die Geflüchtetencamps Al-Maghazi und Al-Bureij zahlreiche Menschen ins Al-Aqsa-Spital. 155 Personen starben und 357 mussten am 28. Dezember notfallmedizinisch versorgt werden. Es gibt im Gazastreifen für niemanden einen sicheren Ort. Um weitere Todesfälle und Verletzungen zu vermeiden, braucht es einen dauerhaften Waffenstillstand. Nur so sind Hilfslieferungen uneingeschränkt möglich und nur so kann die Hilfe aufgestockt werden, um den medizinischen Bedürfnissen gerecht zu werden. 

28. Dezember 2023

Als Reaktion auf den enormen Bedarf an kriegschirurgischen Behandlungen im Süden des Gazastreifens verstärken unsere Teams ihre Unterstützung für das indonesische Spital in Rafah. Sie kümmern sich um die postoperative Nachsorge von schwerverletzten Patient:innen, von denen viele aus anderen Einrichtungen wie dem Nasser-Spital und dem European Gazan Hospital überwiesen wurden. «Zurzeit werden 18 Personen auf der stationären Abteilung versorgt, die Bettenkapazitäten werden laufend aufgestockt. Seit dem 17. Dezember sind auch 598 ambulante Konsultationen durchgeführt worden», berichtet Jacob Burns, unser Projektkoordinator.

25. Dezember 2023

Nach den Luftangriffen auf die Geflüchtetencamps Al-Maghazi und Al-Bureij hat das Al-Aqsa-Spital Berichten zufolge bis jetzt 209 Verletzte und 131 Tote aufgenommen. Etwa die Hälfte waren Frauen und Kinder. Das medizinische Personal versorgt die verschiedensten Kriegsverletzungen. Einmal mehr gilt, dass es im Gazastreifen für niemanden einen sicheren Ort gibt. Um weitere Todesfälle und Verletzungen zu vermeiden, braucht es deshalb einen dauerhaften Waffenstillstand. Nur so sind Hilfslieferungen uneingeschränkt möglich und kann die Hilfe aufgestockt werden, um den medizinischen Bedürfnissen gerecht zu werden.

23. Dezember 2023

Die Al-Shaboura-Klinik in Rafah, die seit Beginn des Kriegs geschlossen war, empfängt seit der Wiedereröffnung durch unsere Teams am 9. Dezember immer mehr Menschen. Mittlerweile kommen täglich bis zu 250 Patient:innen in die Einrichtung. Unsere Teams halten pro Tag etwa 30 psychische Beratungen ab und führen bei rund 40 Patient:innen Verbandwechsel oder kleinere chirurgische Eingriffe zur Reinigung infizierter Wunden durch. Die Hälfte der Menschen, die in die Klinik kommen, leiden an Atemwegsinfektionen, weil sie über längere Zeit Kälte und Regen ausgesetzt sind. Die Menschen leben unter sehr schlechten hygienischen Bedingungen. In einigen Unterkünften müssen sich 600 Personen eine einzige Toilette teilen. Deshalb hatten wir auch schon viele Fälle von Durchfallerkrankungen. Kinder sind oftmals am stärksten davon betroffen. Unsere Teams bieten nun auch vorgeburtliche Untersuchungen an.

Ärzte ohne Grenzen unterstützt auch drei Wasserstellen in der Nähe von informellen Camps für intern Vertriebene (davon eine in der Nähe des Qatari-Spitals und eine in der Al-Shaboura-Klinik). Insgesamt versorgen unsere Teams täglich mehr als 10 000 Personen mit Wasser, doch die Menge pro Person ist noch nicht ausreichend. Es sind deshalb zusätzliche Wasserstellen geplant.

19. Dezember 2023

Die überwiegende Mehrheit der 2,2 Millionen Einwohner:innen des Gazastreifens ist nun im Süden des Gazastreifens eingepfercht, wo die Angriffe der israelischen Streitkräfte mit zunehmender Brutalität erfolgen, nachdem der Norden in ein Trümmerfeld verwandelt wurde. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums wurden in den letzten zehn Wochen in Gaza fast 19 000 Menschen getötet und über 50 000 verletzt. Die laufende Offensive fordert weiterhin täglich Hunderte, möglicherweise sogar Tausende, neue Opfer.

17. Dezember 2023

Die israelische Armee übernahm die Kontrolle über das Al-Awda-Spital, nachdem sie dieses zuvor zwölf Tage lang belagert hatte. Männer über 16 Jahre wurden aus dem Spital geholt, durchsucht, gefesselt und befragt, unter ihnen auch sechs Mitarbeiter aus unserem Team. Nach der Befragung wurden die meisten ins Spital zurückgeschickt, wo sie sich nicht mehr bewegen durften. Noch immer sind Dutzende Patient:innen im Al-Awda-Spital, darunter auch vierzehn Kinder. Dem Spital sind mittlerweile grundlegende Sachen wie Narkosemittel und Sauerstoff komplett ausgegangen. Im Laufe der vergangenen zehn Wochen wurde Al-Awda belagert, bei Angriffen beschädigt und Personal der Einrichtung wurde bei Explosionen getötet, darunter am 21. November auch zwei unserer Mitarbeitenden. Dies ist unseres Wissens nach das letzte noch funktionsfähige Spital im Norden des Gazastreifens.

16. Dezember 2023

«Die aktuelle Lage im Westjordanland, insbesondere in Dschenin, ist äusserst besorgniserregend. Die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung hat deutlich zugenommen, insbesondere seit dem 7. Oktober. Attacken auf die Gesundheitsversorgung häufen sich und sind mittlerweile an der Tagesordnung. Besorgniserregend ist zudem die Zerstörung von Strassen und Infrastruktur, einschliesslich Wasserleitungen und Abwassersystemen.»

11. Dezember 2023

Einer unserer Chirurgen wird im Al-Awda-Spital im Norden Gazas von einer Kugel getroffen, die ausserhalb des Gebäudes abgefeuert wurde. Unsere Kolleg:innen berichten von Scharfschützen rund um das Spital, die auf die Menschen im Inneren schiessen. Al-Awda ist seit dem 5. Dezember unter kompletter Belagerung durch die israelische Armee. Seit dem 7. Oktober ist das Spital Ziel von Angriffen. Bei diesen Angriffen sind mindestens fünf Mitarbeitende – darunter zwei aus unserem Team – getötet worden, während sie sich um ihre Patient:innen kümmerten.

«Die Berichte, die uns aus dem Al-Awda-Spital erreichen, sind grauenvoll. Wir machen uns grosse Sorgen um die Sicherheit unserer Patient:innen und Mitarbeitenden im Spital», sagt Renzo Fricke, unser Landesverantwortlicher. «Wir sagen es hier klar und deutlich: Al-Awda ist ein funktionsfähiges Spital mit medizinischem Personal und vielen Kranken und Verletzten in kritischem Zustand. Medizinische Mitarbeitende anzugreifen, die sich um ihre Patient:innen kümmern, ist schlicht verwerflich und unmenschlich.»

8. Dezember 2023

Der Sicherheitsrat hält eine Dringlichkeitssitzung ab, um sich mit der katastrophalen Lage im Gazastreifen zu befassen. Dieser ging ein Schreiben des UN-Generalsekretärs voraus, in dem er unter Berufung auf Artikel 99 den Sicherheitsrat aufforderte, eine weitere Eskalation zu verhindern und der Krise ein Ende zu setzen. Die Resolution für einen Waffenstillstand in Gaza scheitert am Veto der USA.

Das Veto der USA steht in krassem Gegensatz zu den Werten, auf die sie sich berufen. [...] Mit ihrem Veto gegen die UN-Resolution haben die USA als einziges Land ihre Stimme gegen die Menschlichkeit erhoben.

Avril Benoît

«Dadurch geben sie den anhaltenden Gräueltaten im Gazastreifen diplomatische Deckung und signalisieren, dass das humanitäre Völkerrecht nach eigenem Ermessen angewendet werden kann – und dass das Leben von einigen Menschen weniger zählt als das von anderen», so Avril Benoît, unser Geschäftsführerin in den USA.

6. Dezember 2023

Erstmals übersteigt die Zahl der getöteten Menschen, die in das von uns unterstützte Al-Aqsa-Spital gebracht werden, die Zahl der Verletzten. In 24 Stunden sind 115 Menschen getötet worden. Das Spital ist voll, die Leichenhalle ist voll.

5. Dezember 2023

Seitdem die Waffenruhe im Gazastreifen am 1. Dezember aufgelöst wurde, haben die Luft- und Bodenangriffe der israelischen Streitkräfte Hunderte von Todesopfern und Verletzten hinterlassen. Unsere Teams unterstützen weiterhin die Spitäler Al-Aqsa in der Mittelzone und Nasser im Süden des Gazastreifens. Die dort arbeitenden palästinensischen und internationalen Mitarbeitenden unserer Organisation können den Ansturm der Patient:innen kaum bewältigen.

4. Dezember 2023

2. Dezember 2023

Am 18. November 2023 geriet ein Evakuierungs-Konvoi von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) in Gaza-Stadt unter Beschuss. Dabei wurden zwei Menschen getötet. Die Umstände liessen sofort auf einen gezielten Angriff auf die Fahrzeuge schliessen, die eindeutig als Eigentum von Ärzte ohne Grenzen gekennzeichnet waren. Beide Opfer waren Angehörige von Mitarbeitenden von Ärzte ohne Grenzen, wobei einer auch die medizinischen Teams im Al-Shifa-Spital als Freiwilliger unterstützt hatte. Nachdem alle MSF-Mitarbeitenden, die den Angriff miterlebt haben, befragt wurden, kommt die Hilfsorganisation nun zu dem Schluss, dass die israelische Armee für den Angriff verantwortlich ist.

 

 

1. Dezember 2023

Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) richtet einen offenen Brief an Bundesrat Ignazio Cassis, Vorsteher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), und bittet die Schweizer Regierung, weiterhin alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um einen dauerhaften Waffenstillstand im Gazastreifen zu erreichen.

30. November 2023

21. November 2023

Bei einem Angriff auf das Al-Awda-Spital im nördlichen Gazastreifen sind zwei unserer Mitarbeiter getötet worden. Ein dritter Arzt, der auch in dem Spital arbeitete, ist ebenfalls ums Leben gekommen. Das Al-Awda-Spital war eines der letzten funktionierenden Spitäler im Norden des Gazastreifens. Angriffe auf medizinische Einrichtungen stellen einen schweren Verstoss gegen das humanitäre Völkerrecht dar.

Unsere Gedanken sind bei ihren Familien und allen Kolleg:innen, die ihren Tod betrauern.

20. November 2023

Ein Spital von Ärzte ohne Grenzen in Gaza-Stadt geriet am Morgen des 20. November 2023 unter Beschuss: Unser Team sah, dass eine Mauer eingerissen wurde und ein Teil des Gebäudes in Flammen stand, während rundherum schwere Kämpfe stattfanden. Ärzte ohne Grenzen ruft erneut dazu auf, die Kämpfe im Gebiet einzustellen.

19. November 2023

Nach dem Luftangriff am Samstag in Chan Junis kamen innerhalb weniger Minuten 122 Patient:innen in das Nasser-Spital, in dem wir arbeiten. 70 Personen waren bereits bei ihrer Ankunft tot. Dutzende Verletzte, darunter viele Kinder, kamen mit kritischen Verbrennungen an.

«Der medizinische Bedarf ist enorm und wir sind bereit, unsere Aktivitäten zu verstärken, aber wir brauchen grundlegende Sicherheit und einen ungehinderten Zugang für Hilfsgüter nach Gaza. Eine Feuerpause ist jetzt - mehr denn je - ein Muss», sagt Christophe Garnier, Projektkoordinator.

18. November 2023

Beim Versuch einige der palästinensischen Mitarbeitenden unserer Teams und deren Familien zu evakuieren, wurden am Samstag zwei Familienmitglieder eines Mitarbeitenden getötet. Sie waren eine Woche lang in den Räumlichkeiten unserer Organisation, in der Nähe des Al-Shifa-Spitals, eingeschlossen.

17. November 2023

In den letzten sechs Tagen haben unsere Teams versucht, einige ihrer lokalen Mitarbeitenden und deren Familien - 137 Personen, davon 65 Kinder - zu evakuieren, die derzeit in unseren Räumlichkeiten in der Nähe des Al-Shifa-Spitals eingeschlossen sind.

14. November 2023

Eines unserer medizinischen Teams – bestehend aus 15 internationalen und nationalen Mitarbeitenden - ist heute über den Grenzübergang Rafah aus Ägypten in den Gazastreifen eingereist. Zunächst wird das Team im südlichen Teil des Streifens arbeiten. Die Hilfslieferungen in den Norden bleiben aufgrund der Unsicherheit und der Unberechenbarkeit der Bombardierungen und Bodenkämpfe extrem schwierig und gefährlich. Gleichzeitig arbeiten unsere palästinensischen Kolleg:innen in den Spitälern im Süden und im Norden unermüdlich weiter.

Die Spitäler im Gazastreifen dürfen im Zuge der aktuellen Kämpfe nicht angegriffen werden. Gemäss humanitärem Völkerrecht muss der Schutz von medizinischen Einrichtungen, medizinischem Personal und Patient:innen von allen Konfliktparteien gewährleistet werden. Ärzte ohne Grenzen fordert Feuerpausen, um den Zugang der Menschen im Gazastreifen zu humanitärer Hilfe zu ermöglichen.

7. November 2023

Wir trauern um Mohammed Al Ahel, der zusammen mit mehreren Familienmitgliedern beim Einsturz ihres Gebäudes im Flüchtlingscamps Al Shate nach einem Bombenangriff in der Gegend getötet wurde. Mohammed war seit mehr als zwei Jahren unser Labortechniker.

2. November 2023

Alle internationalen Mitarbeiter:innen unserer Organisation, die den Gazastreifen seit dem 7. Oktober nicht verlassen konnten, haben nun die Grenze nach Ägypten am Grenzübergang Rafah überquert.

1. November 2023

31. Oktober 2023

Ärzte ohne Grenzen fordert in Gaza dringend einen Waffenstillstand, um weitere Todesfälle zu verhindern und humanitäre Hilfslieferungen zu ermöglichen.

18. Oktober 2023

Dr. Christos Christou ist Präsident von Ärzte ohne Grenzen International. «Die Massentötung von Zivilist:innen ist abscheulich und muss aufs Schärfste verurteilt werden. In den vergangenen zehn Tagen wurden furchtbare Gewalttaten verübt.»

13. Oktober 2023

Der Aufruf des israelischen Militärs den nördlichen Gazastreifen zu evakuieren ist gefährlich und unverantwortlich. Rund 2.2 Millionen Menschen sind derzeit im Gazastreifen eingeschlossen. Sichere Zonen und Übergänge sind dringend nötig.

10. Oktober 2023

Seit Beginn der israelischen Offensive, die auf den brutalen Überfall und die Massaker der Hamas am 7. Oktober folgte, wird der Gazastreifen ohne Unterlass bombardiert. Léo Cans, unser Einsatzleiter vor Ort berichtet über die Situation.

8. Oktober 2023

Unsere Teams bereiten heute eine Spende von Medikamenten und medizinischem Verbrauchsmaterial an Spitäler und Gesundheitszentren in Gaza vor.

Bemerkung: Hier finden Sie nur die Artikel und Pressemitteilungen von Ärzte ohne Grenzen. Auf unseren Sozialen Netzwerken, finden Sie weitere punktuelle Mitteilungen und Updates zur Notlage im Gazastreifen.