Gaza: Rafah-Offensive könnte katastrophale Folgen haben

Ein Vater holt mit seinen zwei Kindern Wasser. Sie leben als Vertriebene in Rafah. Februar 2024. ©MSF

Palästinensische Autonomiegebiete2 Min.

Am 6. Mai hat die israelische Armee eine Offensive auf die Stadt Rafah im Süden des Gazastreifens gestartet, wo mehr als eine Million Vertriebene leben. Es gab Luftangriffe auf Rafah und im Osten der Stadt rückten die Truppen mit Panzern vor und haben die Kontrolle über die palästinensische Seite des Grenzübergangs von Rafah übernommen. Dieser wurde wie auch der Übergang Kerem Schalom von Israel geschlossen, wodurch derzeit keine Hilfsgüterlieferungen möglich sind.

Zuvor waren die Bewohner:innen in mehreren Stadtteilen im Osten evakuiert worden. Rund 100 000 Personen mussten das Gebiet so schnell wie möglich verlassen, ohne zu wissen, wo sie sich in Sicherheit bringen konnten.

Die Fortführung der Offensive dürfte katastrophale Auswirkungen haben. Die bereits prekären Lebensbedingungen im Gazastreifen werden gerade für die Menschen, die jetzt vertrieben werden, noch schwieriger werden. Sie werden in behelfsmässigen Zelten leben müssen, wo es an Wasser, Nahrung und anderen grundlegenden Gütern fehlt.

Auch dem Gesundheitssystem, das nach sieben Monaten Krieg weitgehend zusammengebrochen ist, wird die Offensive noch weiter zusetzen. Es besteht die Gefahr, dass Spitäler beschädigt oder nicht mehr zugänglich sein werden, wie dies auch im Norden des Gazastreifens der Fall war.

Wir haben begonnen, Patient:innen aus dem Indonesischen Spital in Rafah herauszuholen – jedenfalls jene, die in der Lage sind zu gehen. Gleichzeitig bereiten wir uns darauf vor, das Spital komplett zu evakuieren.

Aurélie Godard, unsere Verantwortliche für medizinische Aktivitäten in Gaza

Die wenigen Feldspitäler oder provisorischen Gesundheitseinrichtungen, die derzeit eingerichtet werden, werden nicht ausreichen, um viele Verletzte auf einmal zu versorgen. Die medizinischen Einsatzkräfte müssen sich schon jetzt um die Bedürfnisse einer Bevölkerung kümmern, der es an allem fehlt, und gleichzeitig die regulären Gesundheitsleistungen wie Geburtshilfe oder die Behandlung chronischer Krankheiten sicherstellen.

Die Gesundheitsversorgung kommt so in doppelter Hinsicht in Bedrängnis: Der Bedarf an medizinischer Hilfe wird nochmals steigen, und gleichzeitig werden die Gesundheitseinrichtungen weiter dezimiert.