Gaza: Die Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen äussert sich zum Blutvergiessen vom 29. Februar

Bombengriffe im Gazastreifen - Illustratives Bild. Oktober 2023.

Palästinensische Autonomiegebiete2 Min.

Dr. Isabelle Defourny, die Präsidentin von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières Frankreich nimmt Stellung zu den blutigen Vorfällen im nördlichen Gazastreifen, die sich am Morgen des 29. Februar ereignet haben. Bei der Verteilung von Hilfsgütern sind über 100 Menschen getötet und etwa 750 verwundet worden.

«Wir sind entsetzt über die jüngsten Nachrichten aus Gaza-Stadt, wo nach Angaben der örtlichen Gesundheitsbehörden am Donnerstag, 29. Februar über 100 Menschen getötet und etwa 750 verwundet wurden. Berichten zufolge warteten tausende Menschen auf Lastwagen mit Lebensmitteln, als israelische Streitkräfte das Feuer eröffneten. Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) waren nicht vor Ort. Schlechte Telekommunikationsverbindungen erschweren es uns derzeit, unser medizinisches Personal zu erreichen, das noch in einigen Spitälern im Norden arbeitet.

Was wir jedoch wissen, ist, dass die Lage im Gazastreifen und insbesondere im Norden katastrophal ist. Vor einigen Tagen berichteten uns Mitarbeitende, dass sie nicht genug zu essen haben und einige Menschen deshalb Tierfutter essen, um zu überleben. Sie beklagten auch die Wasserknappheit und die insgesamt schlechte Wasserqualität, die zu Krankheiten führt.

Diese Situation ist das unmittelbare Ergebnis einer Reihe inhumaner Entscheidungen, die von den israelischen Behörden während des Krieges getroffen wurden: unerbittliche Bomben- und Granatenangriffe, die vollständige Belagerung des Gazastreifens, bürokratische Hürden und fehlende Sicherheitsgarantien, um Hilfslieferungen aus dem südlichen in den nördlichen Gazastreifen zu gewährleisten, die systematische Zerstörung von Existenzgrundlagen wie Landwirtschaft, Viehzucht und Fischerei.

Der Norden ist seit Monaten weitgehend von Hilfslieferungen abgeschnitten. Die Menschen sitzen fest und versuchen mit minimalen Mengen an Lebensmitteln, Wasser und medizinischer Versorgung zu überleben. Ganze Stadtteile sind bombardiert und zerstört worden.

Wir sehen die Verantwortung bei Israel für die extreme Entbehrung und das Leid der Menschen im Gazastreifen, insbesondere im Norden. Das hat auch zu den heutigen tragischen Ereignissen geführt.

Ärzte ohne Grenzen bekräftigt ihre Forderung nach einem sofortigen und dauerhaften Waffenstillstand. Wir fordern die israelischen Behörden auf, humanitäre und lebensnotwendige Hilfe wie Lebensmittel ungehindert in und durch den Gazastreifen zu ermöglichen und die Angriffe auf die Zivilbevölkerung umgehend einzustellen.»