Demokratische Republik Kongo, 28.10.2015
Demokratische Republik Kongo, 28.10.2015
© Juan Carlos Tomasi/MSF

Impfen: beste Vorbeugung

Impfen ist immer noch die wirksamste Massnahme, um eine Bevölkerung vor gewissen Krankheiten wie Diphtherie, Kinderlähmung, Starrkrampf, Masern, Keuchhusten, Tuberkulose, Gelbfieber oder Meningitis zu schützen.

Da Impfen die beste Waffe im Bereich der Prävention ist, sind Impfkampagnen eine der Hauptaktivitäten von MSF. Bei Vertreibungen von Bevölkerungsgruppen organisiert MSF regelmässig vorbeugende Impfkampagnen.

MSF nimmt auch am von Regierungsstellen eingeführten «Erweiterten Impfprogramm» teil und arbeitet eng mit internationalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (UNICEF) zusammen.

Haupttätigkeiten

  • Masernimpfung
  • Meningitis-Impfung
  • Mehrfach-Impfkampagne
  • Saisonale Cholera-Chemoprävention
     

 

Impfungen gehören zu den Aktivitäten, die im Kampf gegen die Ausbreitung einer Epidemie durchgeführt werden können. In einem Flüchtlings- oder Vertriebenenlager, wo enge Lebensbedingungen und schlechte hygienische Zustände das Auftreten von Epidemien fördern, ist es in der Errichtungsphase des Lagers sehr wichtig, gegen Masern zu impfen; denn eine Epidemie unter solchen Bedingungen kann folgenschwere Konsequenzen haben.

Das Ziel einer Impfkampagne ist es, mindestens 90 Prozent der Zielbevölkerung  Menschen, die sich mit der Krankheit anstecken könnten  zu erreichen. Bei Vertreibungen beispielsweise sind dies vor allem Kinder zwischen sechs Monaten und 15 Jahren. Impfkampagnen gegen Meningitis richten sich hingegen an Menschen zwischen sechs Monaten und 30 Jahren.

Impfen ist eine der wirksamsten Methoden, um gegen das Auftreten und die Ausbreitung von Krankheiten vorzugehen und somit Leben zu retten.

Dr. Emilie Macher, Kinderärztin und Verantwortliche für Impfungen bei MSF.

Die Durchführung einer Impfkampagne

Die Durchführung einer Impfkampagne verlangt eine gründliche Vorbereitung.  Die MSF-Teams sammeln zuerst alle Informationen, um die Anzahl Betroffener und ihre Erreichbarkeit zu analysieren. Anschliessend wird die Vorgehensweise festgelegt: Es wird entweder für eine Impfkampagne (d.h. an verschiedenen Orten, über einen gleichen Zeitraum), für Impfungen am Aufnahmeort der Flüchtlinge, in Kliniken oder in MSF-Ernährungszentren entschieden.

Eine Impfkampagne muss möglichst schnell durchgeführt werden, damit die Ausbreitung einer Krankheit eingedämmt werden kann. Meist setzt sich das Impfteam aus einheimischem Personal, medizinischem Personal und Administratoren zusammen; ergänzt werden sie durch einen Verantwortlichen von MSF und eine:r Logistiker:in.

Im Durchschnitt können ein Gesundheitsarbeiter und zwei Gehilfen pro Stunde 350 Personen impfen, das bedeutet 2000 bis 2800 Personen pro Tag. 

Logistik und Organisation vor Ort

Für Massenimpfungen werden erhebliche Mittel benötigt:

Was die Logistik betrifft, so verwenden die Einsatzgruppen vorbereitetes Material, sogenannte «Kits». Eine funktionierende Kühlkette ist einer der wichtigsten Bestandteile einer Impfkampagne, denn sie garantiert die Qualität der Impfstoffe. Eine Kühlkette wird für die Lagerung und den Transport der Impfstoffe errichtet – von der Produktion bis hin zur Impfung. Um die Sicherheit bei den Injektionen zu gewährleisten, benützt das Impfpersonal ausschliesslich selbstblockierende Spritzen, die nur einmal verwendet werden können. Dies ist die zuverlässigste Methode, um eine Infizierung des Personals und der geimpften Personen zu verhindern. Eine weitere Sicherheitsmassnahme ist die Benützung von Sammelcontainern und speziellen Verbrennungsanlagen für das gebrauchte Injektionsmaterial. Die Impfstoffe für die Impfungen in den Flüchtlingslagern werden je nachdem beim nationalen Direktor des Erweiterten Impfprogramms oder beim Hochkommissariat der Vereinten Nationen für Flüchtlinge (UNHCR) oder direkt bei MSF bestellt, die ein Lager an Impfstoffen haben oder eine Eilbestellung an ein Labor senden.

Im Bereich Organisation wachen die Teams darüber, dass die gesamte Zielbevölkerung am Impfort anwesend ist.  Die Kommunikation vor Ort ist daher unverzichtbar. Die Gemeindevorsteher, das einheimische Gesundheitspersonal und die Religionsoberhäupter sind eine grosse Hilfe, wenn es darum geht, die betroffenen Personen zur Teilnahme zu bewegen. Darüber hinaus sind Fernsehen, Radio und Lautsprecher die wirksamsten Mittel, Informationen zu verbreiten.

Um die Prävention ständig weiter verbessern zu können, sind Forschung und Innovationen nötig. Die 2016 bei einer Cholera-Epidemie in Sambia erhobenen Daten haben belegt, dass eine Einzeldosis einer Schluckimpfung einen effizienten kurzfristigen Schutz vor der Krankheit bei einer Epidemie gewährleistet. Die dadurch erzielte Immunisierung ist demnach vergleichbar mit dem Schutz, der mit den aktuell empfohlenen zwei Dosen erreicht wird. Für die von grossflächigen Cholera-Epidemien betroffenen Personen ist dies eine gute Nachricht. 

2017 wurde im Niger erfolgreich ein neuer Impfstoff gegen das Rotavirus getestet (welches die Hauptursache für einen insbesondere für Kinder tödlichen, starken Durchfall ist). Der Impfstoff wurde speziell an die Virentypen in Subsahara-Afrika angepasst, ist hitzebeständig und somit nicht auf die Kühlkette angewiesen. Dies ist ein grosser Vorteil, der den Transport und die Lagerung erleichtert – vor allem in entlegenen Regionen, in denen die Menschen kaum Zugang zu Gesundheitsversorgung haben und somit dringend eine Impfung benötigen.