Cholera Behandlungscentrum
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Im Osten des Tschad ergreifen unsere Teams verschiedene Massnahmen, um neuen Cholera-Fällen vorzubeugen und die Epidemie unter Kontrolle zu bringen. Dabei unterstützen sie spezialisierte Behandlungszentren, medizinische Einrichtungen und schulen lokale Gesundheitshelfer:innen, die in ihren Gemeinden Aufklärungsarbeit leisten. Ärzte ohne Grenzen arbeitet dazu mit dem Gesundheitsministerium und anderen Nichtregierungsorganisationen zusammen.
© Léa Gillabert/MSF

Prävention und Behandlung: Ärzte ohne Grenzen hilft dem Tschad im Kampf gegen Cholera

Seit Juli 2025 grassiert im Osten des Tschad ein Cholera-Ausbruch, der den fragilen Zustand der Wasserversorgung und der Abwasserentsorgung im Land offenlegt. Bis zum 26. September wurden vom Gesundheitsministerium mehr als 2475 Cholera-Fälle und 141 Todesfälle registriert. In den dicht besiedelten sudanesischen Geflüchtetencamps und den Not leidenden Aufnahmegemeinden breitet sich die Krankheit besonders leicht aus.

Cholera wird durch Wasser oder Lebensmittel übertragen, die mit Bakterien aus den Fäkalien infizierter Personen verunreinigt sind, und breitet sich schnell aus. Sie äussert sich durch akuten Durchfall, der unbehandelt innerhalb weniger Stunden zum Tod durch Dehydratation führen kann.

Schnelle Behandlung ist entscheidend

Eines der Hauptprobleme bei der Bekämpfung von Cholera ist, dass die erkrankten Personen oft erst spät in medizinische Einrichtungen kommen. «Viele sind bereits stark dehydriert und manchmal in einem Schockzustand», sagt Guillaume Hondt, medizinischer Leiter bei Ärzte ohne Grenzen.

Ich wusste nicht, woran ich erkrankt war. Aber als mein Durchfall nicht aufhörte, brachten mich meine Kinder in das Gesundheitszentrum. Ich bekam Spritzen, wurde dann aber ins Spital überwiesen, weil sich mein Zustand nicht verbesserte. Ich kann gar nicht beschreiben, wie schlecht es mir ging.

Khamis Ahmat Ali, 65, Cholera-Patient

Für das späte Eintreffen der Erkrankten gibt es verschiedene Gründe. Zum einen fehlt es an Wissen über die Krankheit, zum anderen gibt es in den Aufnahmegemeinden nicht genügend Gesundheitseinrichtungen, und die vorhandenen sind oftmals nur schwer erreichbar, besonders während der Regenzeit. Fast die Hälfte der Todesfälle im Zusammenhang mit Cholera ereignet sich ausserhalb von medizinischen Einrichtungen, wo die Betroffenen keine angemessene Behandlung erhalten. So ist die Sterblichkeitsrate derzeit sechsmal höher als sonst.

Ein mit Cholera infizierter Patient, der von Teams von Ärzte ohne Grenzen im Tschad behandelt wird.

«Ich verspürte das Bedürfnis, meine Cholera-Erfahrung mit meinen Mitmenschen zu teilen», erklärt Khamis Ahmat, der zusammen mit 50 Personen aus seiner Gemeinschaft, für die er die Verantwortung trägt, vor dem Krieg im Sudan floh. Er kam in kritischem Zustand ins Spital in Adré. «Weil es mir so schlecht ging, wollte ich meine Gemeinschaft über die Krankheit informieren. Ohne das ärztliche Personal wäre ich jetzt tot.»

© Léa Gillabert/MSF

Vorbeugen statt heilen

Die Behandlung besteht in erster Linie aus der Rehydrierung der Patient:innen, teilweise kombiniert mit der Verabreichung von Antibiotika. Entscheidend für die Eindämmung der Epidemie ist aber auch die Impfung. Deshalb haben die Gesundheitsbehörden Ende August eine gross angelegte Impfkampagne gestartet, mit der mehr als eine Million Menschen aus den Camps und Aufnahmegemeinden erreicht werden sollten.

Ärzte ohne Grenzen unterstützte das Gesundheitsministerium bei der Impfung und der Aufrechterhaltung der Kühlkette in den Camps und Gemeinden in Adré, Metché, Goz Beida und Aboutengué. Dabei konnten mehr als 630 000 Personen geimpft werden.

Ärzte ohne Grenzen unterstützte das Gesundheitsministerium bei der Impfung und der Aufrechterhaltung der Kühlkette in den Camps und Gemeinden in Adré, Metché, Goz Beida und Aboutengué. Dabei konnten mehr als 630 000 Personen geimpft werden.

© Léa Gillabert/MSF

Unterdessen wird die Impfkampagne fortgeführt, insbesondere in der Nähe der Grenze zum Sudan. Denn Bevölkerungsvertreibungen können die Ausbreitung der Cholera noch begünstigen, ganz besonders nach der Regenzeit. In anderen Regionen arbeiten unsere Teams daran, den Zugang zu Wasser zu verbessern. So auch in Hadjer Hadid, wo sie das Wasserversorgungsnetz sanierten. Die Bevölkerung, die bis dahin keinen Zugang zu Wasser hatte, verfügt nun über 75 000 Liter pro Tag.

Verteilung von Seife und Lebensmitteln, organisiert von MSF und dem Welternährungsprogramm im Tschad.

Ärzte ohne Grenzen verteilte auch mehr als 550 000 Seifen an fast 200 000 Personen in Adré, um bessere Hygienebedingungen zu schaffen.

© Léa Gillabert/MSF

Krise im Osten begünstigt Ausbreitung der Krankheit

Die Lage in Adré ist zwar stabil, doch im Osten des Tschad ist das Risiko besonders hoch, dass sich die aktuelle Epidemie noch weiter ausbreitet – dies in einer Region, in der die Krankheit bereits endemisch ist. Seit April 2023 sind gemäss UNHCR mehr als 877 000 Sudanes:innen vor dem Bürgerkrieg in ihrem Land in den Tschad geflohen. Diese Bevölkerungsbewegungen und die katastrophalen Lebensbedingungen in und um die Camps begünstigen die Ausbreitung von Krankheiten.

Die Menschen haben nur sehr eingeschränkten Zugang zu Wasser: Insgesamt liegt die verfügbare Menge weit unter den in Notsituationen empfohlenen 15 Litern pro Person und Tag. Auch die Sanitärinfrastruktur ist ungenügend. Der Mangel an Toiletten bringt die Menschen dazu, ihre Notdurft im Freien zu verrichten, was das Übertragungsrisiko weiter erhöht, insbesondere während der Regenzeit.

Derzeit kommt in Adré eine Toilette auf 160 Personen, obschon der Standardwert in Notsituationen eine Toilette pro 50 Personen vorsieht.

Jude Progo, Verantwortlicher Wasser und Hygiene

Die Epidemie, die sich bis anhin auf die Provinz Wadai konzentrierte, breitet sich nun auch in Guéra und Sila aus. Ärzte ohne Grenzen hat deshalb ein Einsatzteam dorthin entsandt. Es ist unbestritten, dass Präventionsmassnahmen für die Eindämmung der Epidemie zentral sind. Doch genauso wichtig sind ein ausreichender Zugang zu Trinkwasser und eine funktionierende Sanitärinfrastruktur. Es ist deshalb von entscheidender Bedeutung, dass sich nationale und internationale Akteure koordiniert für die Finanzierung von Wasser- und Sanitärmassnahmen einsetzen.