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Frauen im Einsatz für die Gesundheitsversorgung in der Inselrepublik Kiribati
Klimakrise 4 Min.
Auf dem Atoll Abaiang ist Batiua (ausgesprochen «Besiwa») seit sechs Jahren für rund 6000 Einwohner:innen die einzige medizinische Assistentin. Bei medizinischen Assistent:innen handelt es sich um ausgebildete Pflegefachkräfte, die Kenntnisse über verschiedene Krankheitsbilder und entsprechende Behandlungsmöglichkeiten haben und unter ärztlicher Anleitung Patient:innen behandeln können.
Batiua leistet mit begrenzten Ressourcen grundlegende medizinische Versorgung. Sie setzt sich für die Bekämpfung von Mangelernährung und Infektionskrankheiten ein oder hilft Frauen mit Schwangerschaftskomplikationen.

Hier verabreicht sie der zehn Monate alten Gianna ein Antibiotikum. Sie ist zentrale Ansprechperson für Patient:innen auf der 37 Kilometer langen, aber nur 90 Meter breiten Hauptinsel. Zudem fungiert sie als Dolmetscherin und übersetzt Kiribatisch (auch Gilbertesisch genannt) ins Englische.
Pflegefachkräfte und medizinische Assistent:innen leisten einen unverzichtbaren Beitrag in ihren Gemeinden und Dörfern, wo medizinisches Fachpersonal fehlt und Krankheiten weit verbreitet sind.
Wir haben erkannt, wie wichtig es ist, medizinische Assistent:innen und Pflegefachkräfte zu unterstützen und einen gemeindebasierten Versorgungsansatz zu fördern. Viele Frauen wurden bisher für eine Mutter-Kind-Versorgung von den abgelegenen Inseln ins «Tungaru Central Hospital» in Kiribatis Hauptstadt Tarawa überwiesen. Von nun an können sie näher an ihrem Wohnort versorgt werden.
2024 untersuchten unsere Teams auf Abaiang 888 Frauen auf nichtübertragbare Krankheiten. Ein Viertel hatte Diabetes, und rund 20 Prozent litten an schwangerschaftsbedingtem Bluthochdruck. Mehr als 60 Prozent waren stark übergewichtig. Unter den im selben Zeitraum untersuchten 514 Kindern litten 9 Prozent kurz zuvor an Durchfall – ein Hinweis auf mangelnde Wasserversorgungs- und Abwasserinfrastruktur.
Hohe Krankheitslast auf Kiribati
Die Bevölkerung Kiribatis hat unter den Ländern im Pazifik mit einer der höchsten Krankheitslasten zu kämpfen – bei gleichzeitig stark eingeschränktem Zugang zu medizinischer Grundversorgung. Besonders darunter leiden Schwangere und Kinder.
Unsere Teams ermöglichen den Frauen sicherere Schwangerschaften. Dazu arbeiten sie mit lokalem Gesundheitspersonal zusammen, das ihnen unter anderem hilft, Diabetes und Bluthochdruck frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Fälle, die nicht in unserem Gesundheitszentrum behandelt werden können, werden ins «Tungaru Central Hospital» in der Hauptstadt überwiesen.

Eine unserer Hebammen zeigt Gemeindemitgliedern, wie sie den Blutdruck messen und sich bei Bedarf behandeln lassen können.
Eine nicht reibungslos funktionierende Nahrungsmittelversorgung begünstigt Mangel- und Fehlernährung, was zu Übergewicht und Adipositas führen kann. Dies wiederum hat mitunter Schwangerschaftsbluthochdruck oder -diabetes zur Folge. Gründe für die vorherrschenden Probleme sind unter anderem die zunehmende Abhängigkeit von stark verarbeiteten, importierten Lebensmitteln sowie der Verlust fruchtbarer Böden durch Erosion und die Versalzung von Grundwasser und Böden.
Mehr als 15 Prozent der Kinder weisen eine Wachstumsverzögerung auf, 3,5 Prozent unter fünf Jahren leiden an Auszehrung (zu geringes Gewicht im Verhältnis zur Körpergrösse), und 90 Prozent leben in sogenannter Ernährungsarmut, d. h. ihnen fehlt der Zugang zu ausgewogener, nährstoffreicher Nahrung.
Mangelernährung macht Kinder zudem anfälliger für Infektionen. «Die Kinder trifft es am härtesten, weil ihre Entwicklung direkt beeinträchtigt wird», erklärt Batiua.
Die Klimakrise ist auch eine Gesundheitskrise
Für die Menschen auf Kiribati ist die Klimakrise eine tägliche Realität. Aufgrund des steigenden Meeresspiegels werden die Trinkwasserreserven verunreinigt und Durchfallerkrankungen häufen sich. Extreme Wetterereignisse beeinträchtigen die Nahrungsmittelversorgung und verschärfen das Problem der Mangelernährung. Steigende Temperaturen begünstigen von Mücken übertragene Krankheiten wie Dengue, und Schwangere sowie Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes leiden unter Hitzestress.
All das, zusammen mit eingeschränktem Zugang zu Gesundheitsversorgung, setzt bei besonders gefährdeten Gruppen eine gesundheitliche Abwärtsspirale in Gang.
Zugang zu Wasser: eine tägliche Herausforderung
Sauberes Trinkwasser zu finden, ist für die Bevölkerung eine ständige Herausforderung. Haupttrinkwasserquelle sind nahe an der Oberfläche liegende Grundwasservorkommen, die durch Meerwasser, Abfälle und andere Verunreinigungen belastet sind. Da es auf der Insel keine zentrale Wasserversorgung gibt, sind die Gesundheitszentren auf Regenwasser oder Wasser aus Nachbarhäusern angewiesen.

Ein Brunnen, der den Zugang zum Grundwasser ermöglicht – der wichtigsten Trinkwasserquelle der Inselbewohner:innen. Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium prüfen unsere Teams die Wasserqualität und untersuchen, ob es einen Zusammenhang mit Gesundheitsproblemen wie Bluthochdruck oder Durchfallerkrankungen während der Schwangerschaft gibt.
«Wir erfassen die verschiedenen Brunnen, damit die Menschen wissen, wie es um die Wasserqualität steht und besser einschätzen können, wo es sauberes Trinkwasser gibt», so Kiera Sargeant.
Logistische Probleme aufgrund der geografischen Abgeschiedenheit
Kiribatis extreme geografische Abgeschiedenheit bringt enorme logistische Probleme mit sich – beim Zugang zu medizinischer Versorgung sowie bei Transport und Abfallentsorgung.

Rauch steigt aus einer Müllverbrennungsstelle auf. Fehlende Infrastruktur und Müllentsorgung bergen grosse Gesundheits- und Umweltrisiken.
Viele der äusseren Inseln sind auf die unregelmässigen See- und Lufttransporte angewiesen, um lebenswichtige Güter – darunter auch Medikamente – zu erhalten. Verspätungen können zu Engpässen und eingeschränkter Versorgung führen.
Geografische Isolation, eine hohe Krankheitslast und der Klimawandel setzen das Gesundheitssystem von Kiribati enorm unter Druck. Angesichts der wachsenden Bevölkerung, die sich immer grösseren Herausforderungen wie Mangelernährung, nichtübertragbaren Krankheiten und verschmutztem Trinkwasser gegenübersieht, ist eine kontinuierliche medizinische Versorgung unerlässlich.
Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium arbeiten wir daran, die medizinische Grundversorgung zu sichern, Apotheken effizienter zu betreiben und die sanitären Verhältnisse nachhaltig zu verbessern. Dabei ist die Zusammenarbeit mit Spezialist:innen auf allen Ebenen zentral. Pflegefachkräfte und medizinische Assistent:innen wie Batiua engagieren sich stark für ihre Gemeinden. «Ich sehe es als meine Lebensaufgabe, Mangelernährung auf Abaiang wirksam zu bekämpfen – insbesondere bei Kindern unter fünf Jahren», sagt sie.