Die katastrophale Lage im Sudan

Parlons du Soudan. Mobilisation Médecins Sans Frontières après un an de conflit armé au Soudan.

Sudan10 Min.

Seit dem 15. April 2023 liefern sich die sudanesischen Streitkräfte (SAF) und die Rapid Support Forces (RSF) an vielen Orten im Land schwere Gefechte. Das Gesundheitssystem, das bereits zuvor äusserst instabil war, steht vor dem Zusammenbruch; die humanitäre und gesundheitliche Lage ist desaströs. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM, 18. April 2024) wurden etwa 8,6 Millionen Menschen durch den Konflikt vertrieben. Sie haben in anderen Landesteilen Zuflucht gesucht oder sind in benachbarte Länder wie den Tschad, Ägypten oder den Südsudan geflohen. Unsere Teams haben angesichts der massiven Gewalt Alarm geschlagen und wiederholt auf die besorgniserregenden Zahlen von Mangelernährung hingewiesen. Dennoch erhält diese humanitäre Krise nur wenig Aufmerksamkeit. Höchste Zeit, dies zu ändern: Sprechen wir vom Sudan!

Chronologie: Beginn des Konflikts ¦ 6 Monate ¦ 12 Monate

16. April 2024

Die internationale Geberkonferenz, die am 15. April 2024 in Paris stattgefunden hat, trägt dazu bei, dass diese schwer vernachlässigte Krise mehr Aufmerksamkeit erhält. Es ist zwar erfreulich, dass so viele Länder Unterstützung signalisiert haben, doch die zugesicherten zwei Milliarden Euro reichen nicht annähernd aus, um den enormen – und weiter wachsenden – Bedarf im Sudan und den Nachbarländern zu decken. Die Vereinten Nationen hatten (im Februar) 3,8 Milliarden Euro beantragt, das Ziel wurde somit verfehlt. Claire Nicolet, unsere Notfallmanagerin im Sudan, äussert sich zu den Ergebnissen der Konferenz.

15. April 2024

Der Sudan ist von einer der weltweit schwersten Krisen der vergangenen Jahrzehnte gezeichnet. Millionen Menschen sind davon betroffen, dass die Kriegsparteien den Zugang für humanitäre Hilfe und die Lieferung von Hilfsgütern absichtlich blockieren. Ärzte ohne Grenzen fordert rasche Ausweitung von humanitärer Hilfe

14. März 2024

Während die Hauptstadt des Sudan seit vielen Monaten ein zentraler Schauplatz des im Land tobenden Krieges ist, haben die Kämpfe in einigen Teilen der Stadt etwas nachgelassen. Für die hier verbleibende Zivilbevölkerung ist die Lage aber nach wie vor äusserst schwierig und unsicher. Interview mit unserem Projektleiter am Ende seines Einsatzes.

13. Februar 2024

Seit April 2023 bekämpfen sich im Sudan und insbesondere im Gliedstaat West-Darfur das sudanesische Militär und die paramilitärischen «Rapid Support Forces». Auf der Flucht vor der Gewalt, die sich auch gegen die Zivilbevölkerung richtet, strömen seither massenhaft Menschen über 32 Grenzübergänge in den Osten des Tschad. Dort leben heute rund eine halbe Million Geflüchtete über mehrere Camps verteilt unter unmenschlichen Bedingungen.

Von Juli bis Dezember 2023 hat Ärzte ohne Grenzen in ihren Einrichtungen 135 Patientinnen behandelt, die berichteten, vergewaltigt worden zu sein. Das Alter der Betroffenen reicht von 14 bis 40 Jahren, 18 von ihnen sind minderjährig. In 90 Prozent der Fälle waren ihre Angreifer bewaffnet.

5. Februar 2024

Die Situation im Geflüchtetencamp Samsam in Nord-Darfur ist katastrophal. Die kritische Schwelle für Mangelernährung ist erreicht und die Sterblichkeitsrate sehr hoch, wie eine Erhebung von Ärzte ohne Grenzen ergab. Die Menschen brauchen Nahrungsmittel, medizinische Versorgung, Wasser, sanitäre Einrichtungen und Bargeld. Ärzte ohne Grenzen fordert daher eine sofortige Ausweitung der humanitären Hilfe für die Menschen.

18. Januar 2024

Seit Monaten sind die Bewohner:innen von Khartum im Sudan zunehmend von Gesundheitsversorgung abgeschnitten. Wenige medizinische Einrichtungen sind noch funktionsfähig, drei Millionen Einwohner:innen haben kaum Zugang zu lebensrettenden medizinischen Behandlungen.
Unsere Teams stehen vor grossen Herausforderungen, um die medizinische Versorgung aufrechtzuerhalten. Zu den grössten gehören die administrativen Beschränkungen für Reisegenehmigungen für Mitarbeitende.

17. Januar 2024

Die Forschungsabteilung von Ärzte ohne Grenzen Epicentre hat eine retrospektive Studie zur Sterblichkeit sudanesischer Geflüchteter durchgeführt. Sie dokumentiert das Ausmass der Gewalt, die im letzten Juni über die Region hereinbrach. In der Umgebung von El Geneina, der Hauptstadt von West-Darfur, kam es in den vergangenen Monaten weiter zu Gräueltaten.

22. Dezember 2023

Die Welt darf nicht wegsehen: Eine halbe Million sudanesische Geflüchtete im Osten des Tschads sind auf humanitäre Hilfe angewiesen

«Viele, die hier Zuflucht suchen, sind auf sporadische und unzureichende humanitäre Hilfe angewiesen. Dieser Zustand ist unhaltbar», sagt Stephen Cornish, Generaldirektor von Ärzte ohne Grenzen.

17. November 2023

Das Verbot des Transports von lebensrettenden chirurgischen Hilfsgütern zu Spitälern in den von Rapid Support Forces (RSF) kontrollierten Teil von Sudans Hauptstadt Khartum gefährdet das Leben von Hunderten von Menschen. Vor allem Schwangeren, die einen Kaiserschnitt benötigen, fehlt die nötige Hilfe. Ärzte ohne Grenzen fordert deshalb die sofortige Rücknahme des Verbots.

24. September 2023

In den Geflüchtetencamps in Adré, an der Grenze zum Sudan, gibt es einen gravierenden Wassermangel, der die Gesundheit und das Wohlergehen der rund 200 000 sudanesischen Geflüchteten bedroht. Als Reaktion darauf hat Ärzte ohne Grenzen 15 Wasserstellen installiert und in der Umgebung der Camps fünf Brunnen ausgehoben, wodurch täglich 600 000 Liter Wasser verteilt werden können. Doch diese Menge ist nicht ausreichend.

25. August 2023

Der Konflikt im Sudan hat bereits über vier Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Davon haben 3.3 Millionen im eigenen Land Zuflucht gesucht, während über 380 000 sudanesische Geflüchtete in den Tschad geflüchtet sind. Dort leben sie hauptsächlich in Camps und Siedlungen in und um die Grenzstadt Adré. Unsere Teams vor Ort berichten von besorgniserregenden Lebensbedingungen: Es fehlt an Nahrung, Wasser, sanitären Anlagen, Unterkünften und medizinischer Versorgung.

21. August 2023

Im Südsudan ist die Zahl von Masern- und Mangelernährungsfällen in besorgniserregendem Masse gestiegen. Das betrifft vor allem Menschen aus dem Südsudan, die einst in den Sudan geflohen sind und nun wegen des dort herrschenden Konfliktes zurückkehren. Auch die Gemeinschaften, die die Menschen aufnehmen, sind betroffen. Die Screenings und Auffrischungsimpfungen an den Einreiseorten müssen ausgeweitet werden.

14. August 2023

Ärzte ohne Grenzen warnt vor einer sich anbahnenden humanitären Krise im Osten Tschads, wo in der Grenzstadt Adré bereits über 358 000 sudanesische Flüchtlinge angekommen sind. Die Unterkünfte und Ressourcen sind stark überlastet. Internationale Unterstützung ist dringend erforderlich, um eine Katastrophe zu verhindern.

4. August 2023

Als der aktuelle Konflikt im Sudan Mitte April ausbrach, herrschte in der Region Darfur bereits Gewalt, insbesondere zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen. Die zunächst in Khartum ausgebrochenen Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) haben auch die Konflikte zwischen den Gemeinschaften in West-Darfur, insbesondere in der Stadt El Geneina, wieder aufleben lassen.

 

23. Mai 2023

Wir verurteilen die inakzeptablen Schikanen, denen Mitarbeiter:innen von uns im Sudan ausgesetzt sind sowie die gewaltsamen Plünderungen und Besetzungen unserer medizinischen Einrichtungen und solchen, die von uns unterstützt werden.

Mitarbeiter:innen und Patient:innen müssen immer wieder erleben, dass bewaffnete Gruppen in die Räumlichkeiten von Ärzte ohne Grenzen eindringen und diese plündern. Dabei werden hauptsächlich Medikamente, Vorräte und Fahrzeuge gestohlen. Diese schockierende Missachtung der humanitären Grundsätze und des humanitären Völkerrechts erschwert es uns, Menschen in einer Zeit zu unterstützen, in der sie dringend auf medizinische Hilfe angewiesen sind.

22. Mai 2023

Ein Team von Ärzte ohne Grenzen hat in Zusammenarbeit mit sudanesischen Mitarbeitenden und Freiwilligen in einem Spital im Süden der Hauptstadt in sieben Tagen 240 Patient:innen behandelt. Viele von ihnen hatten Schussverletzungen erlitten oder waren durch Explosionen verletzt worden.

12. Mai 2023

Inmitten der Gewalt hat Ärzte ohne Grenzen beschlossen im Sudan zu bleiben, und die Menschen in Not weiterhin zu unterstützen.

27. April 2023

Die anhaltende Gewalt in vielen Teilen des Sudan nimmt kein Ende. Die Teams vor Ort berichten, dass die Spitäler überlastet sind. Tausende Menschen sind zudem auf der Flucht. Ärzte ohne Grenzen sieht bereits jetzt einen immensen Bedarf an humanitärer und medizinischer Hilfe.

18. April 2023

Viele Menschen sind infolge der anhaltenden Kämpfe eingeschlossen und von medizinischer Versorgung abgeschnitten. Darunter befindet sich auch medizinisches Personal. «Die meisten Verwundeten sind Zivilist:innen, unter ihnen viele Kinder, die ins Kreuzfeuer geraten sind. Sie haben sehr schwere Verletzungen.»

15. April 2023

In der Hauptstadt Khartum und anderen Regionen des Landes kommt es zu Gefechten zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF). Wegen der heftigen Kämpfe und Plünderungen werden unsere Hilfsmassnahmen stark erschwert und sind mit grossen Risiken verbunden.