Wiederholte Angriffe auf Spitäler in der Ukraine

Shelled Hospital in Selydove

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Am 20. November wurde bei einem Raketenangriff ein Spital in Selydowe im Gebiet Donezk getroffen. Dort waren auch fünf Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) anwesend. Ihnen passierte nichts, aber acht Personen im Spital wurden verletzt, darunter zwei Mitarbeitende des Gesundheitsministeriums. Tragischerweise kamen drei Personen ums Leben, als Teile des Gebäudes nach dem Angriff einstürzten. Ärzte ohne Grenzen verurteilt diesen Angriff auf ein Spital – es war der zweite in einer Woche – und ruft erneut zum Schutz medizinischer Einrichtungen auf.

Um etwa 11.30 Uhr hörten wir erste Explosionen. Zuerst schienen sie weit weg, dann kamen sie immer näher. Plötzlich traf eine Rakete den Raum, in dem ich mich mit anderen Mitarbeitenden von Ärzte ohne Grenzen befand. Zum Glück schlug sie nur in einer Ecke des Raums ein – das hat uns wohl gerettet.

Artem Tretiakov, Ambulanzfahrer von Ärzte ohne Grenzen

Nach dem Angriff leistete unser Team den Verletzten im Spital sofort Erste Hilfe. Zur Verstärkung wurde ein zusätzliches Team für die Notfallversorgung und Intensivpflege vor Ort entsandt.

«Auf dem Spitalgelände gingen alle Lichter aus. Wir gingen durch die Gänge und fragten, ob jemand Hilfe brauche. Wir nutzten Taschenlampen und Mobiltelefone, um Erste Hilfe leisten zu können und legten Verbände an», erzählt unsere Ärztin Yevheniia Mitiaieva. «Ein 80-jähriger Patient war in kritischem Zustand. Er hatte mehrere Verletzungen von den Fensterscheiben, die bei den Explosionen zerbrochen waren. Nach unserer Erstversorgung brachten wir ihn mit der Ambulanz in ein anderes Spital für weitere Behandlungen.»

Das Spital in Selydowe wurde stark beschädigt. Auch zwei unserer Ambulanzen kamen zu Schaden. Sie gehören zu einer Flotte, die seit Mai 2022 mehr als 10 600 Patient:innen transportiert hat. «Die Druckwelle zerstörte die Fenster der Fahrzeuge», so Tretiakov. «Sie sind trotzdem noch fahrtüchtig, und sobald die Fenster ersetzt sind, können sie wieder in Betrieb genommen werden.»

Das war schon der zweite Angriff auf ein Spital in der Ukraine, in dem auch Ärzte ohne Grenzen tätig ist. Am 13. November wurde ein Spital in Cherson beschossen. Dabei gingen 150 Fenster zu Bruch und die Notaufnahme, in der unsere Teams arbeiteten, wurde stark beschädigt. Drei Menschen wurden verletzt, und eine Fachkraft des Gesundheitsministeriumsstarb an den Folgen des Angriffs.

«Wir verurteilen diese abscheulichen Angriffe auf Spitäler, bei denen Patienten und medizinisches Personal auf tragische Weise ums Leben kamen und verletzt wurden, auf das Schärfste», so Vincenzo Popiglia, unser Einsatzleiter in der Ukraine. «Diese Angriffe bedrohen das Leben unserer Mitarbeitenden und gefährden unsere Fähigkeit, dringend benötigte medizinische Behandlungen für Menschen in akuter Not durchzuführen. Medizinische Einrichtungen sollten Orte sein, in denen Leben gerettet werden, nicht ausgelöscht.»