Bangladesch: Ein Jahr nach der Vertreibung leben Hunderttausende Rohingya unter schwierigsten Bedingungen

Bangladesch2 Min.

Mehr als 700’000 Rohingya sind seit dem 25. August 2017 von Myanmar nach Bangladesch geflohen. Ein Jahr nach ihrer Vertreibung durch die burmesischen Streitkräfte leben sie unter unsicheren, gesundheitsgefährdenden Bedingungen in Flüchtlingslagern. Bis jetzt ist lediglich ein Drittel der zur Bewältigung dieser Krise nötigen Mittel eingetroffen.

Die Flüchtlinge kamen zu den rund 200’000 Rohingya dazu, die bei vorherigen Verfolgungswellen vertrieben wurden. Damit leben nun über 900’000 Personen im Distrikt Cox’s Bazar in Bangladesch. Die Gesundheitssituation ist besorgniserregend, insbesondere in Kutupalong-Balkhali, dem inzwischen grössten Flüchtlingslager der Welt.

Die eilends errichteten behelfsmässigen Behausungen sind zu permanenten Unterkünften geworden, und die meisten Flüchtlinge haben nur beschränkten Zugang zu Trinkwasser, Latrinen und Gesundheitsversorgung. Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) bietet in 19 Gesundheitseinrichtungen medizinische Hilfe. Von den 656’228 im Zeitraum zwischen August 2017 und Juni 2018 abgehaltenen Sprechstunden betrafen fast die Hälfte Erkrankungen, die auf die schlechten Lebensbedingungen zurückzuführen waren. Eine weitere grosse Herausforderung für die MSF-Teams ist es, Opfern von Gewalt die benötigte medizinische und psychologische Hilfe zukommen zu lassen.

Die Rückkehr nach Myanmar bleibt ungewiss.

Woher soll man wissen, dass es nicht erneut zu Gewalt gegen die Rohingya kommt, solange Hilfsorganisationen der Zugang verwehrt bleibt? Die einzige Gewissheit, die wir derzeit haben, ist, dass im Bundesstaat Rakhine weiterhin Gräueltaten verübt werden. Es treffen weiter Überlebende in Bangladesch ein, und diese erzählen immer wieder Ähnliches. Dennoch haben diese Menschen noch keinen legalen Status in Bangladesch und den anderen Aufnahmeländern in der Region. Dass man ihnen den Flüchtlingsstatus verwehrt, verschärft ihre Lage weiter.

Pavlo Kolovos, MSF-Einsatzleiter

Seit dem 11. August 2017, einige Tage vor Ausbruch der Gewalt, hat MSF trotz wiederholter Anfragen von der Regierung Myanmars keine Bewilligung mehr erhalten, um die Arbeit fortzuführen. Ein Jahr später fordert MSF die internationale Gemeinschaft auf, alle Hebel in Bewegung zu setzen, um die Finanzierung der benötigten Hilfsmassnahmen zu ermöglichen, aber auch um eine langfristige Lösung für die betroffenen Menschen zu finden.