Zyklon Mocha in Myanmar: Zwei Monate danach blockieren Behörden weiterhin humanitäre Hilfe

Zyklon Mocha zerstörte diese Latrine in einem Vertriebenencamp. Arakan-Staat, Myanmar.

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Der Zyklon Mocha traf am 14. Mai 2023 auf die Küste von Myanmar. Hunderte Menschen starben, Tausende Häuser und wichtige Infrastruktur wurden zerstört. Zwei Monate nach der Katastrophe ist der Hilfsbedarf unverändert hoch. Doch die Behörden in Myanmar behindern die Hilfsaktivitäten von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF).

Menschen in den entlegenen Gebieten wurden vom Zyklon Mocha am härtesten getroffen. Es ist schwer, sie mit Hilfe zu erreichen – genau wie die bereits vorher vertriebenen Gemeinschaften, die oft in Camps leben. Es besteht ein dringender Bedarf an Unterkünften. Zerstörte oder beschädigte Wasser- und Abwasserinfrastruktur muss saniert, der Zugang zu Wasser, Nahrungsmitteln und Gesundheitsversorgung in Myanmar ermöglicht werden.

Ich lebe in einem Vertriebenencamp. Zyklon Mocha legte etwa 85 Prozent davon in Trümmer. Alle Hütten wurden zerstört. Die Bewohner:innen müssen dringend unterstützt werden. Sie haben seither kein Dach über dem Kopf.

Daw Nu, Gesundheitspromotorin in Myanmar

Der Zyklon verschärft die bereits sehr angespannte Lage im Land; insbesondere für die Rohingya, die seit Jahrzehnten durch das Militär unterdrückt werden. In jedem Lebensbereich hat die Minderheit mit Einschränkungen zu kämpfen. Die Menschen dürfen sich nicht frei bewegen und haben schlechten Zugang zu medizinischen Leistungen, Arbeit und Bildung.

Hilfe wird nur eingeschränkt gewährt

Als im Mai 2023 das Ausmass der Zerstörung und der Bedarf an Hilfe grösser wurden, intensivierten verschiedene Hilfsorganisationen ihre Reaktion. Wir legten den Fokus auf die Prävention von durch Wasser übertragene Krankheiten. Unsere Teams verteilten jede Woche Trinkwasser an 9000 Menschen und reparierten zerstörte Latrinen und Wasserversorgungssysteme. Sie waren mit mobilen Kliniken unterwegs und überwiesen Patient:innen mit medizinischen Komplikationen in entsprechende Einrichtungen.

Blick auf die durch den Zyklon Mocha zerstörte Infrastruktur unseres Spitals im Camp «Kein Nyin Pyin Pauktaw». 22. Juni 2023, Staat Rakhine, Myanmar.

Blick auf die durch den Zyklon Mocha zerstörte Infrastruktur unseres Spitals im Camp «Kein Nyin Pyin Pauktaw». 22. Juni 2023, Staat Rakhine, Myanmar.

© MSF

Leider wurden am 8. Juni, also nur drei Wochen nach dem Zyklon, die Einreisegenehmigungen für den Bundesstaat Arakan vorübergehend ausgesetzt. Folglich konnten unsere Teams ihre 25 Spitäler nicht mehr betreiben. Mit den Einrichtungen wird etwa 214 000 Menschen in Zentral-Arakan und 250 000 Menschen im Norden des Landes eine medizinische Versorgung ermöglicht.

Nach einer dreitägigen Unterbrechung wurde offiziell die Wiederaufnahme der Aktivitäten genehmigt – allerdings nur die bereits vor dem Zyklon vereinbarten. Eine Genehmigung, die Aktivitäten hochzufahren, steht bis heute aus. Auch wurden viele Einschränkungen nicht aufgehoben.

Die aktuellen Hilfsaktivitäten sind alles andere als ausreichend. Im Rahmen der Beschränkungen sind Hilfeleistende dazu verpflichtet, Hilfsgüter an die Militärbehörden zu übergeben, die die Verteilung verwalten. Diese Forderung gefährdet die Neutralität der humanitären Hilfe. Wir sind zutiefst besorgt, dass die katastrophalen Lebensbedingungen, die durch den Zyklon verursacht wurden, im Bundesstaat Arakan zur neuen Normalität werden.