DR Kongo, Ituri: Menschen durch unsichere Lage von medizinischer Versorgung abgeschnitten

Auf dem Weg zwischen dem allgemeinen Referenzspital der Region Nizi und dem Gesundheitszentrum in Luchay, unterstützt von einer MSF-Krankenschwester.

Demokratische Republik Kongo3 Min.

Am 28. Oktober griffen Unbekannte einen Konvoi von Ärzte ohne Grenzen (MSF) an. Dabei wurden zwei Mitarbeitende auf den Strassen Bambous, in der Provinz Ituri, verletzt. Das Fahrzeug war auf dem Rückweg aus einem Einsatzgebiet, wo die medizinischen Teams Notleidende versorgt hatten. Die Täter und ihre Motive sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht bekannt.

«Derzeit besteht kein sicherer Zugang zu dem Gebiet. Unsere Aktivitäten können wir im Moment nicht wiederaufnehmen», erklärt Stéphane Hauser, MSF-Projektkoordinator in Nizi. «Wenn es um die Sicherheit der Mitarbeitenden von Hilfsorganisationen geht, ist der Einsatz sämtlicher Konfliktparteien gefragt – ohne Ausnahme.»

Ärzte ohne Grenzen war in den Regionen Bambou und Nizi vor Ort, um das Gesundheitsministerium zu unterstützen. Die Aktivitäten wurden nach dem Angriff ausgesetzt. Bis auf Weiteres werden die medizinischen Teams ihre Aktivitäten an den beiden betroffenen Standorten nicht wiederaufnehmen. Ärzte ohne Grenzen hat die zuständigen Behörden aufgefordert, eine Untersuchung des Vorfalls in Bambou einzuleiten.

Seit vier Jahren versorgt  Ärzte ohne Grenzen verwundete, vom Konflikt betroffene Menschen in Ituri auf beiden Seiten der Front. Mit unseren Aktivitäten stellen wir eine grundlegende medizinische Versorgung für die Menschen in der Region sicher. Durch den Angriff und die erforderliche Aussetzung unserer Aktivitäten wird die Bevölkerung von diesen teils überlebenswichtigen Gesundheitsleistungen abgeschnitten», so Hauser. «Wir sind empört darüber, dass Kranke und Verletzte einmal mehr den Preis für die Unsicherheit in dieser Region zahlen müssen. Um den Bedürfnissen der von einem tödlichen Konflikt betroffenen Menschen gerecht zu werden, muss der Zugang zu allen umstrittenen Gebieten erleichtert und sichergestellt werden. Bei humanitären Aktivitäten stehen unsere Grundsätze von Neutralität und Unparteilichkeit im Zentrum.» 

Auf den Strassen in der Region Nizi tauchen hinter jeder Kurve Niederlassungen von Binnenvertriebenen auf.

Auf den Strassen in der Region Nizi tauchen hinter jeder Kurve Niederlassungen von Binnenvertriebenen auf.

© Solen Mourlon/MSF

Seit 2017 ist die Provinz Ituri von Gewalt geprägt, insbesondere in den Einsatzgebieten von Ärzte ohne Grenzen. «Damit die medizinischen Teams ihre Arbeit wiederaufnehmen können, müssen unsere Prinzipien und unsere Aktivitäten verstanden und vollständig akzeptiert werden. Dies muss umgehend klargestellt werden. Nur so können wir beurteilen, ob die momentane Lage eine sichere Rückkehr unserer Teams in die Gebiete erlaubt», so Hauser.

Ärzte ohne Grenzen ruft FARDC (Armed Forces of the Republic democratic of the Congo), CODECO (Cooperative for Development of the Congo) und alle anderen am Konflikt in Ituri beteiligten Parteien dazu auf, die Sicherheit in der Region zu gewährleisten und so die Wiederaufnahme der humanitären Aktivitäten in der Region zu ermöglichen. 

Ärzte ohne Grenzen (MSF) arbeitet nach den Grundsätzen der Unparteilichkeit, Neutralität und Unabhängigkeit. In der Provinz Ituri unterstützt die Organisation in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium vier Spitäler (HGR), zwölf Gesundheitszentren, drei Gesundheitsposten und 32 kommunale Gesundheitsstationen in Drodro, Nizi und Angumu. Unsere Teams behandeln unter anderem Kinderkrankheiten, Malaria und Mangelernährung und leisten Unterstützung für Betroffene sexualisierter Gewalt sowie im Bereich der psychischen Gesundheit. Mit ihren Aktivitäten in Nizi und Bambou konnte Ärzte ohne Grenzen bisher mehr als 470 000 Menschen versorgen – rund 175 000 davon in Nizi und 176 000 in Bambou. Auch unterstützten die Teams etwa 120 000 Binnenvertriebene. Im Rahmen dieses Einsatzes hat Ärzte ohne Grenzen in der ersten Jahreshälfte 2021 mehr als 33 000 Beratungen und 21 229 Sensibilisierungsgespräche durchgeführt.