Zyklon Idai: MSF startet Nothilfe in Mosambik, Simbabwe und Malawi

Chimamani, Simbabwe, 18.03.2019

Mosambik5 Min.

MSF-Teams haben nach dem verheerenden Zyklon Idai in Mosambik, Simbabwe und Malawi mit medizinischer Nothilfe begonnen.

22.03.19 - Ein Notfallteam von Ärzte ohne Grenzen bestehend aus 15 Personen befindet sich derzeit in Beira, der am stärksten vom Zyklon Idai betroffenen Stadt Mosambiks. Sie haben in mobilen Kliniken mit erster Hilfe begonnen und unterstützen die Notaufnahme des Beira Spitals. Die Teams sind mit Fällen von Lungenentzündungen konfrontiert, insbesondere bei Kindern, die kein Dach mehr über dem Kopf haben, sowie mit Durchfallerkrankungen aufgrund von verunreinigtem Wasser.

Der Zyklon traf am Donnerstag mit Windgeschwindigkeiten bis zu 200 Stundenkilometern bei der Grossstadt Beira in Mosambik auf Land und verwüstete die Stadt sowie weite Teile entlang der Küste der Provinzen Sofala, Zambezia und Inhambane und Teile der Provinz Manicaland in Simbabwe. Im südlichsten Teil Malawis führten extreme Regenfälle zu Überschwemmungen, vor denen mehr als 10‘000 Menschen fliehen mussten.

19.03.19 - Gert Verdonck, Nothilfekoordinator von Ärzte ohne Grenzen, berichtet aus Mozambik

«Das erste, was man bei der Ankunft in Beira sieht, ist die Zerstörung – und viel Wasser. Die Situation ausserhalb der Stadt soll noch schlimmer sein. In der kurzen Zeit seit unserer Ankunft haben wir uns zunächst darauf konzentriert, die Situation und die Bedürfnisse der Menschen in Beira zu analysieren. Die Stadt hat etwa 500.‘000 Einwohner, und die meisten Häuser sind beschädigt oder zerstört.

Die Wasserversorgung der Stadt funktioniert nicht mehr. In grossen Gebieten finden die Menschen deshalb kein sauberes Wasser mehr.»

Beira, Mozambik, 18.03.2019

Durch den Zyklon Idai zerstörtes Haus in Beira, Mosambik.

© MSF

«Das Leben geht aber irgendwie weiter. Die Menschen beginnen, nach Nahrungsmitteln zu suchen. Überall liegen entwurzelte Bäume auf dem Boden. Menschen versuchen, ihre Häuser zu reparieren und die Löcher in ihren Dächern abzudecken. Es regnet immer noch heftig. Ich bin sicher, dass es noch eine Weile dauern wird, bis das Wasser zurückgeht.

Es ist zum jetzigen Zeitpunkt schwierig, sich ein klares Bild von den medizinischen Bedürfnissen zu machen. Es ist schon schwierig, überhaupt zu den Gesundheitszentren zu gelangen, weil die Strassen oder die Gesundheitszentren selbst zerstört sind. Ich denke, das ist unsere grösste Herausforderung im Moment.

Zerstörte Gesundheitseinrichtungen

Einer der besorgniserregenden Punkte sind Krankheiten, die über das Wasser übertragen werden. Die Menschen hier nutzen Brunnenwasser ohne Chlor, und dieses Wasser ist sehr wahrscheinlich verschmutzt.

Auch Atemwegserkrankungen, wie Lungenentzündungen, können zum Problem werden. Viele Hausdächer sind zerstört und es regnet hinein. Auch harren derzeit viele Menschen in Schulen oder Kirchen aus, in denen sich Atemwegserkrankungen leicht ausbreiten können.

Die Frage ist ausserdem, wo und wie Menschen behandelt werden sollen, die krank werden – viele Gesundheitseinrichtungen sind beschädigt oder zerstört.»

Die Menschen beginnen, nach Nahrungsmitteln zu suchen. Überall liegen entwurzelte Bäume auf dem Boden. Menschen versuchen, ihre Häuser zu reparieren und die Löcher in ihren Dächern abzudecken.

Gert Verdonck, MSF-Nothilfekoordinator

Lagebericht vom 18. März

Mozambik

Ein MSF-Nothilfeteam traf heute in Beira ein, um das Ausmass der Schäden und die medizinischen Bedürfnisse der Bevölkerung einzuschätzen. Etwa 90 Prozent des Gebiets um die Stadt wurden zerstört, viele Gebäude stehen unter Wasser, die Hauptstrassen sind nicht befahrbar. Im Spital wurden der OP-Saal und einige Stationen schwer beschädigt. Der Strom ist ausgefallen und auch die Kommunikationsinfrastruktur ist weitgehend zerstört.

Die bisherigen medizinischen Projekte der Organisation im Spital von Beira und in verschiedenen Gesundheitszentren mussten wegen der Zerstörungen des Zyklons ausgesetzt werden. Einige wenige MSF-Mitarbeitende wurden verletzt. Die Häuser der meisten mosambikanischen Beschäftigten haben schwere Schäden erlitten. Die Hauptsorge von MSF gilt der Wiederherstellung der medizinischen Hilfe in den Gesundheitszentren und in der Klinik. Auch die Versorgung mit sauberem Trinkwasser und Sanitäranlagen wird in den kommenden Tagen wichtig sein.

In Beira, Dondo und Chimoio gab es bislang mindestens 84 Tote und 1500 Verletzte, wobei die mosambikanische Regierung am 18. März erklärte, dass die Situation möglicherweise noch um einiges schlimmer sei. Sie sprach von über tausend Toten.

Simbabwe

In Simbabwe wurde der Kreis Chimanimani mit etwa 30‘000 Einwohnern in der Provinz Manicaland von dem Zyklon getroffen, nachdem dieser durch Mosambik gezogen war. Mehrere Strassen in der Stadt Chimanimani sind unbefahrbar, derzeit kann man die Gegend nur per Hubschrauber erreichen. Ein MSF-Team hat versucht, mit medizinischer Ausrüstung und Versorgungsgütern in die Stadt zu gelangen, gelangte aber wegen zerstörter Brücken nicht ans Ziel. Es leistet nun medizinische Hilfe in einem Stabilisierungszentrum etwa 20 Kilometer von Chimanimani entfernt. MSF konzentriert sich in den kommenden Tagen darauf, die Stabilisierungszentren ausserhalb der Stadt mit medizinischem Material zu versorgen sowie die Versorgung mit Wasser und Hygieneanlagen zu unterstützen.

Malawi

In Malawi haben extreme Regenfälle, die durch Zyklon Idai noch verstärkt wurden, weite Teile der Kreise Chikwawa und Nsanje im Süden des Landes am Shire-Fluss unter Wasser gesetzt. 56 Menschen starben, 577 Menschen wurden verletzt und 3 weitere werden vermisst.

Flüsse sind über die Ufer getreten, Häuser wurden überflutet, etwa 11‘000 Menschen sind geflohen. MSF hat begonnen, medizinische Hilfe im am schlimmsten betroffenen Gebiet von Makhanga am Ostufer des Shire zu leisten, das nur per Boot oder Hubschrauber erreichbar ist. Die Teams versorgen auch das Gesundheitszentrum von Makhanga mit Mitarbeitenden und Ausrüstung und unterstützen die epidemiologische Überwachung und die Überweisungen von Verletzten und Kranken in Kliniken. Medizinische Teams behandeln Menschen in den Evakuierungszentren. Geplant ist die Versorgung der Menschen mit Wasser, Sanitäreinrichtungen und Hilfsgütern.