Scan du visage d’un jeune patient souffrant de graves brûlures au visage.
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Scan du visage d’un jeune patient souffrant de graves brûlures au visage. Ce scan permettra de créer un masque compressif à l’aide d’une imprimante 3D en vue de faciliter la rémission du garçon.
© Abdulrahman Sadeq/MSF

Behandlung von Schwerbrandverletzten in syrischen Vertriebenencamps

Nach 13 Jahren Krieg und dem Sturz von Baschar al-Assad befinden sich noch immer über 7,2 Millionen Vertriebene in Syrien. In den Camps, in denen sie leben, fehlt es an grundlegender Versorgung. Weil Heizung und Strom fehlen, greifen die Menschen auf gefährliche Heizmethoden zurück, wodurch Ärzte ohne Grenzen im Spital von Atmeh im Nordwesten des Landes jedes Jahr tausende Menschen mit schweren Brandwunden zu versorgen hat. Dazu kommt, dass aufgrund der US-amerikanischen Budget-Kürzungen zahlreiche Gesundheitseinrichtungen schliessen mussten.

Bevor es in Flammen aufging, sah Mohammeds Zelt so aus, wie tausende andere in den regnerischen Agrargebieten an der syrisch-türkischen Grenze. Unter den feuchten Zeltplanen tranken er und seine Familie Tee und wärmten sich an einem alten Holzofen.

Wie viele andere Camps der Region befindet sich Anin al-Sahel in einer abgelegenen Bergregion, abgeschnitten von grundlegender Versorgung (Heizung, Gesundheitsdienste usw.). Die Winter hier sind unerbittlich: Es herrschen eisige Temperaturen, und die starken Regenfälle machen die Böden matschig, während der kalte Wind an den abgenutzten Zeltplanen rüttelt, hinter denen tausende Vertriebene Schutz suchen.

«Als meine Hände Feuer fingen, konnte ich die Flammen nicht mehr löschen.»

An einem dieser Wintertage versucht Mohammed den Holzofen mit Dieseltreibstoff anzumachen, der im Camp häufig verwendet wird, weil er billiger ist und es davon genügend gibt. Während er den flüssigen Brennstoff aus einem Kanister auf das Feuer schüttet, kommt es zur Explosion.

«Es war gerade einmal ein halber Liter Diesel im Kanister, als er explodierte. Die Flammen haben sich auf meinen ganzen Körper ausgebreitet, von den Füssen bis zu den Händen. Als meine Hände Feuer fingen, konnte ich die Flammen nicht mehr löschen

Mohammed kann sich gut an die Panik erinnern, die ihn ergreift, als sich das Feuer in wenigen Sekunden im ganzen Zelt ausbreitet. Umstehende eilen herbei, um das Feuer mit Decken zu ersticken. Mit verbundenen Armen und Händen liegt er nun im Spital von Atmeh. Die von Ärzte ohne Grenzen betriebene Einrichtung ist die einzige in der Region, die auf die Versorgung von Verbrennungen spezialisiert ist.

Leider keine Ausnahme

Mohammeds Geschichte ist in dieser Region Syriens tragischerweise nicht unüblich. Bereits 2012 haben unsere Teams eine Station für Schwerbrandverletzte in Atmeh eröffnet, um die zahlreichen Vertriebenen zu behandeln, die sich Verbrennungen oder Verbrühungen zuziehen. In den letzten Jahren wurde diese Station zu einem Spital mit den Schwerpunkten Chirurgie und Rehabilitation ausgebaut. Im Jahr 2024 haben unsere Teams 8340 Notfälle im Zusammenhang mit Brandwunden behandelt – das sind im Schnitt 23 Brandverletzte pro Tag.

Wie Millionen von Syrier:innen ist auch Alia mit ihrer Familie vor dem Bürgerkrieg und den Luftangriffen geflüchtet. Zuflucht fanden sie im Camp von al-Salata in Chirbet al-Dschus. Nach dem Sturz des Assad-Regimes Ende 2024 konnte die Familie aber nicht in die Heimat zurückkehren: Das Dorf ist mit Landminen bedeckt und das Haus zerstört.

Den Menschen in den Camps fehlt es an allem. Seit der Befreiung des Landes wurde sogar die Wasserversorgung gekappt. Seit 13 Jahren leiden wir unter Hunger und Kälte.

Alia, syrische Vertriebene im al-Salata-Camp

Alia erging es wie Mohammed: Auch sie hat sich beim Hantieren eines Diesel-Kanisters verbrannt. Sie verbrachte zwei Wochen in unserem Spital, wo sie mehreren chirurgischen Eingriffen unterzogen wurde und ihre Verbände täglich gewechselt werden mussten. Trotzdem lebt sie nun wieder unter denselben gefährlichen Bedingungen wie vor dem Unfall.

«Ich habe drei Kinder und einen Mann, der schon älter ist. Ich weiss nicht, wie es weitergehen soll. Kein Wasser, keine Hilfe ... Das Leben in den Camps wird immer schwieriger», erzählt Alia.

Dazu kommt, dass die von der Trump-Regierung durchgesetzten Sparmassnahmen den Zugang zu humanitärer Hilfe stark eingeschränkt haben. Ende Februar 2025 waren 4,4 Millionen Menschen in neun syrischen Gouvernements von den Budget-Kürzungen betroffen, die zur Schliessung von 150 medizinischen Einrichtungen führten (mehr dazu lesen Sie hier). Laut einer jüngsten Lagebeurteilung waren in den Gouvernements Aleppo und Idlib weitere 178 Einrichtungen davon betroffen.

Vorher gab es Gesundheitszentren und Spitäler. Das ist jetzt vorbei. Sogar die Entbindungsstation und das Kinderspital wurden nach den Kürzungen geschlossen.

Mohammed, Patient von Ärzte ohne Grenzen

Aufgrund der fehlenden Alternativen spielt das Spital von Ärzte ohne Grenzen in Atmeh eine lebenswichtige Rolle. Unsere Teams leisten chirurgische Eingriffe und bieten physio- und psychotherapeutische Behandlungen an. Zur schnelleren Heilung von Brandwunden werden bei Bedarf ausserdem Gesichtsmasken mit dem 3D-Drucker hergestellt.

Einer unserer Mitarbeiter arbeitet an einer Wundmaske aus dem 3D-Drucker.

Einer unserer Mitarbeiter arbeitet an einer Wundmaske aus dem 3D-Drucker. Die Maske hilft, die Narbenheilung zu verbessern und Schwellungen zu verringern, vergrössert die Mobilität und beschleunigt die Genesung der Patient:innen.

© Abdulrahman Sadeq/MSF

«Im Spital wechseln die Pflegekräfte meine Verbände. Ich wurde zweimal operiert: das erste Mal, um die verbrannte Haut abzutragen und die Wunde von Fremdkörpern zu reinigen, und das zweite Mal, um mir neue Haut zu transplantieren», erklärt Mohammed. «Ich wohne auf dem Land bei Dschisr asch-Schughur, und die Fahrt zum Spital ist sehr lang.»

Trotz des Sturzes des Assad-Regimes ist an eine Rückkehr nicht zu denken

Obschon das Regime von Baschar al-Assad gefallen ist, ist die Rückkehr in die Heimat keine Option für die Vertriebenen – auch nicht für Mohammed und Alia. Scharfe Landminen, zerstörte Infrastruktur und fehlende Grundversorgung zwingen sie, in den Camps zu bleiben. Die Budget-Kürzungen der US-Regierung machen ihre ohnehin aussichtslose Lage noch schlimmer.

«Mein einziger Wunsch ist die Rückkehr der Normalität – und, dass die Grundversorgung in unseren Regionen wiederhergestellt wird. Wir leben nun schon seit 13 Jahren in Not», sagt Mohammed.