Demokratische Republik Kongo, 11.10.2021
Demokratische Republik Kongo, 11.10.2021
© MSF/Pacom Bagula

Hirnhautentzündung

Meningitis (Hirnhautentzündung) ist eine Infektion der Häute, welche Gehirn und Rückenmark umgeben, genannt Meningen.

Verursacht wird die Infektion von verschiedenen Bakterien: Meningokokken, Pneumokokken oder auch anderen Bakterien, insbesondere bei Säuglingen und Kindern unter drei Jahren. Obschon es eine Impfung gibt und die Krankheit behandelt werden kann, kommt es beispielsweise in der Sahelzone immer noch zu grösseren Epidemien, insbesondere während der Trockenzeit. MSF hat im Niger mehrere Einsätze zur Bekämpfung von Meningitis durchgeführt, 2015 in Niamey und 2017 in zahlreichen Dörfern.

Die Impfung spielt im Umgang mit der grossen Bürde, die diese Krankheit darstellt, eine wichtige Rolle. Deshalb ist es so wichtig, dass die Hersteller den Impfstoff weltweit in ausreichender Menge und zu einem erschwinglichen Preis zur Verfügung stellen können.

Félix Kouassi, MSF-Einsatzleiter im Niger

Die Organisation verwendete dabei im Umgang mit Serotypen von Meningokokken, die nicht durch die Standardimpfung (gegen Serotyp A) abgedeckt sind, eine innovative Strategie: Die präventive Verabreichung einer Einzeldosis des Antibiotikums Ciprofloxacin, das die Übertragung in den betroffenen Dörfern in der Hälfte der Fälle verhindert. Die Meningitis wird immer als medizinischer Notfall behandelt, da sie tödlich verlaufen oder schwere neurologische Folgen haben kann.

Symptome

  • Kopfschmerzen
  • hohes Fieber
  • Übelkeit
  • Erbrechen
  • Lichtempfindlichkeit
  • Nackensteife
  • Manchmal Koma oder septischer Schock

Übertragungswege der Krankheit

Die Infektion wird meist über Tröpfcheninfektion übertragen. An Meningitis erkrankte Menschen sind ansteckend, aber bei Epidemien verläuft die Übertragung im Wesentlichen über gesunde Keimträger, die das Bakterium in sich tragen, aber keine Symptome entwickeln.

Eine geschwächte Immunabwehr sowie Schäden am Atemtrakt begünstigen die Entwicklung der Krankheit. So treten grosse Meningitis-Epidemien am häufigsten in der Zeit zwischen Dezember und Juni auf, die in der Sahelzone vom Senegal bis nach Äthiopien die Trockenzeit darstellt. Die Kombination von trockenen Winden, Staub und kühlen Nächten führt zu Atemwegserkrankungen und bildet somit einen günstigen Nährboden für die Entstehung von Meningitis. Auch grosse Menschenansammlungen wie zum Beispiel auf Märkten begünstigen die Ausbreitung der Krankheit.

Vorbeugen und behandeln

Epidemien verhindern: präventiv gross angelegte Impfkampagnen durchführen

Seit über 30 Jahren gibt es eine Impfung gegen Meningokokken, und 2010 wurden Konjugatimpfstoffe entwickelt, die besonders wirksam sind.

Schwierigkeiten: Die Impfstoffe sind auf dem Weltmarkt nicht immer in ausreichender Menge vorhanden und für viele Länder zu teuer, zumal die Wirkung der Impfung nur einige Jahre anhält und erneuert werden muss.

Seit der Entwicklung des konjugierten Meningokokken-A-Impfstoffs scheinen sich die Meningitis-Stämme zu verändern. 2015 kam es im Niger zu einer aussergewöhnlichen Epidemie von Meningokokken-C-Meningitis, bei der MSF Hilfe leistete. Seit dieser Epidemie breitet sich der Meningokokken-Serotyp C aus, der durch die Standardimpfung (gegen den Serotyp A) nicht abgedeckt ist. Dieser neue Serotyp ist genauso virulent, und die wirksamen  polyvalenten Impfstoffe (gegen die Serogruppen A+C oder A,C,W und Y), die in einkommensstarken Ländern vorhanden sind, sind für die am stärksten betroffenen Länder nicht erschwinglich. MSF setzt sich gemeinsam mit der WHO und deren Partnern bei den afrikanischen Gesundheitsministerien für eine globale Strategie ein, um eine Kostenreduktion zu erwirken und um gemeinsame Lagerbestände zu schaffen, die für die Pharmaproduzenten tiefere Kosten zur Folge hätten.

Da diese Impfstoffe jedoch zurzeit noch nicht erhältlich sind, hat MSF eine innovative Strategie auf der Grundlage von wissenschaftlichen Hypothesen entwickelt, deren Wirksamkeit in kleinerem Rahmen in europäischen Spitälern nachgewiesen wurde. Es geht darum, die ganze Umgebung eines Meningitis-Patienten mithilfe eines Antibiotikums zu schützen. Dieses wirkt schneller als eine Impfung und eliminiert die Bakterien im Nasen-Rachen-Raum und verhindert so die Übertragung durch Tröpfcheninfektion (Husten, Niesen). 2017 konnten die Teams von Epicentre und MSF im Niger die Hypothese in 50 Dörfern testen und gleichzeitig in 15 Dörfern die gesamte Bevölkerung präventiv behandeln. Es zeigte sich, dass durch die (orale) Verabreichung einer einzelnen Dosis von Ciprofloxacin die Meningitis-Erkrankungsrate nur halb so hoch war wie in Dörfern, in denen das herkömmliche Vorgehen angewendet wurde. Mangels eines wirksamen Impfstoffs wird die WHO diese Strategie voraussichtlich genehmigen.

Epidemien bekämpfen: Erkrankte behandeln und gleichzeitig Impfkampagnen durchführen

Die Behandlung von Meningitis beruht auf der schnellstmöglichen Verabreichung von Antibiotika. Patienten müssen sofort hospitalisiert werden, da die Krankheit schon einige Stunden nach dem Auftreten der Symptome, insbesondere bei Koma oder Konvulsionen, zum Tod führen kann. Eine Isolierung der Patienten ist allerdings während der Behandlung nicht nötig.

MSF hilft weiterhin bei der Bekämpfung von Epidemien, bei der Behandlung von Erkrankten und bei der Durchführung von Impfkampagnen. In gefährdeten Gebieten betreibt die Organisation aber auch aktiv Lobbyarbeit und kümmert sich um die epidemiologische Überwachung.