Libanon. Oktober 2022.
Libanon. Oktober 2022.
© Tracy Makhlouf/MSF

Cholera: Eine tödliche, aber gut behandelbare Krankheit

Cholera ist eine schwere bakterielle Darminfektion, die durch ein Bakterium hervorgerufen wird, das in schmutzigen und stehenden Gewässern vorkommt. Die Krankheit kann verheerende Folgen haben, wie sich unter anderem beim Cholera-Ausbruch in Haiti im Oktober 2010 gezeigt hat. Starke Durchfälle und Erbrechen führen zu einem massiven Flüssigkeitsverlust – bis zu 25 Liter Wasser pro Tag – und können sogar einen Schockzustand und schliesslich den Tod verursachen.

Bei einer Epidemie verbreitet sich die Krankheit durch Ansteckung von Mensch zu Mensch.  Die Bakterien, die in Fäkalien oder Erbrochenem von erkrankten Personen vorhanden sind, übertragen sich auf Menschen, die verschmutztes Wasser getrunken oder mit verseuchtem Wasser gewaschene Lebensmittel verzehrt haben. Eine unhygienische Abwasserentsorgung erhöht das Risiko. Die Behandlung von Cholera ist einfach und wirksam. Die Patient:innen müssen rehydriert werden, um das verlorene Wasser und verlorene Elektrolyte wie Natrium und Kalium zu ersetzen. Dafür verwendet man oral einzunehmende Lösungen oder in schwereren Fällen Infusionen.

Das Cholerabakterium ist in Afrika endemisch, und unsere Teams sind dort häufig zur Bekämpfung von Cholera-Ausbrüchen im Einsatz.

In Ländern, in denen Cholera zuvor nicht bekannt war, kann ein Ausbruch verheerend sein, weil die Bevölkerung und das Gesundheitspersonal sich damit nicht auskennen. Um die Epidemie einzudämmen und die Sterblichkeit zu verringern, sind Aufklärungsmassnahmen zur Krankheit entscheidend: Was sind die Symptome? Wo kann man sich behandeln lassen? Wie beugt man der Krankheit vor?

Esther Sterk, Spezialistin für tropische Krankheiten

Symptome

  • Wässriger Durchfall
  • Erbrechen
  • Akute Dehydrierung

 

Übertragungswege der Krankheit

Das Cholerabakterium kommt in schmutzigen und stehenden Gewässern vor. Bei einer Epidemie verbreitet sich die Krankheit vorwiegend durch Ansteckung von Mensch zu Mensch. Sie wird durch den Konsum von Wasser oder Lebensmitteln, die durch Fäkalien oder Erbrochenes von erkrankten Personen verseucht sind, verursacht. Auch Patient:innen, die nur wenige oder gar keine Symptome aufweisen, sind ansteckend. Begünstigt wird Cholera durch unzulängliche hygienische Verhältnisse, fehlende Abwasserbehandlung sowie durch grosse Menschenansammlungen wie etwa in einem Geflüchtetencamp oder nach Naturkatastrophen.

Begünstigt wird Cholera durch:

  • unzulängliche hygienische Verhältnisse
  • fehlende Abwasserbehandlung
  • grosse Menschenansammlungen wie etwa in einem Geflüchtetencamp oder nach Naturkatastrophen

Nach dem Erdbeben in Haiti im Januar 2010 waren folglich alle Bedingungen dafür vorhanden, dass sich die Krankheit wie ein Lauffeuer verbreiten konnte. Fast sechs Prozent der Bevölkerung waren betroffen; über 7500 Haitianer:innen starben an den Folgen der Krankheit.

Vorbeugen und behandeln

Um Cholera-Epidemien vorzubeugen, sind grundlegende Hygienemassnahmen wie Händewaschen, Abkochen von Lebensmitteln und gute Hygiene im Haushalt zentral. 
Aus diesem Grund spielen bei der Bekämpfung eines Ausbruchs Kommunikation und Aufklärungsmassnahmen eine so wichtige Rolle.

Die Impfung ist ein neues Mittel zur Bekämpfung der Cholera, aber es ist keine Wunderlösung, denn die präventive Wirkung ist zeitlich begrenzt. Aufgrund der grossen Nachfrage gibt es zudem Lieferengpässe beim Cholera-Impfstoff.

Ein weiterer zentraler Bestandteil der Hilfsmassnahmen ist die Behandlung der Erkrankten, nicht nur um Leben zu retten, sondern auch um zu verhindern, dass sich die hoch ansteckende Krankheit weiter verbreitet. Die Patient:innen müssen rehydriert werden, um das verlorene Wasser und verlorene Elektrolyte wie Natrium und Kalium zu ersetzen. Bei einem schweren Krankheitsverlauf werden Infusionen oder Trinklösungen verabreicht.

Nach einer Weile scheidet der Körper das Bakterium von selbst aus. Nach der Heilung sind die Patient:innen während drei Jahren immun gegen die Krankheit. Ärzte ohne Grenzen hat zudem einen speziellen Behandlungsansatz für schwangere Frauen entwickelt, da es immer wieder vorkam, dass an Cholera erkrankte Schwangere eine Fehlgeburt erlitten.

Unsere Hilfsmassnahmen

Bei einer Epidemie isolieren und behandeln unsere Teams die Erkrankten in den Cholera-Behandlungszentren. Das Bakterium greift den Verdauungsapparat an, was dazu führt, dass der Darm aussergewöhnlich viel Wasser absondert, das anschliessend in Form von sehr wässrigem Durchfall und Erbrochenem ausgeschieden wird. Dies hat sehr schnell eine akute Dehydrierung zur Folge. Die medizinischen Teams rehydrieren die Patient:innen, während die Logistikteams die Wasserversorgungssysteme sanieren und Trinkwasser zur Verfügung stellen. Auch die Mitarbeitenden im Bereich Gesundheitspromotion spielen eine wichtige Rolle, um die Bevölkerung über Präventionsmassnahmen zu informieren. Wenn möglich, werden Impfkampagnen organisiert, um die Ausbreitung der Krankheit zu stoppen.

Ende Oktober 2022 brach Cholera zum ersten Mal seit 30 Jahren im Libanon aus. Das Epizentrum der Epidemie befindet sich in den Distrikten der Bekaa-Ebene, Akkar und Tripoli im Norden und Osten des Landes. Cholera ist im Libanon zwar nicht endemisch, aber die aktuelle Wirtschaftskrise hat die schwierige Situation in den Camps und entlegenen Regionen noch verschärft. Dazu kommt die mangelnde Instandhaltung der Wasserversorgungssysteme und der Abfallentsorgung in den abgelegenen oder ärmeren Dörfern. Unsere medizinischen und logistischen Teams wie auch die Mitarbeitenden im Bereich Gesundheitspromotion sind unermüdlich im Einsatz, um diese Epidemie zu bekämpfen.