Tuberkulose: Wegweisende Studie definiert Behandlungsmöglichkeiten für multiresistente TB neu

Ein MSF-Mitarbeiter begleitet zwei Patientinnen, die an der klinischen Studie endTB teilgenommen haben. Oktober 2023.

Tuberkulose 3 Min.

Die am Mittwoch auf der Union World Conference on Lung Health erstmals vorgestellten Ergebnisse der klinischen Studie der «endTB-Partnerschaft» belegen die Wirksamkeit von vier neuen, verbesserten Therapieschemata zur Behandlung von multiresistenter Tuberkulose oder rifampicin-resistenter Tuberkulose (MDR-/RR-TB). Die endTB-Studie wurde gemeinsam von Partners In Health (PIH), Interactive Research and Development (IRD) und Ärzte ohne Grenzen / Médedcins Sans Frontières (MSF) durchgeführt und von Unitaid finanziert.

An der 2017 begonnenen Studie nahmen 754 Patient:innen aus sieben Ländern teil: Georgien, Indien, Kasachstan, Lesotho, Pakistan, Peru und Südafrika. Darunter befanden sich auch Menschen aus Gruppen, die aus bisherigen Studien ausgeschlossen waren, wie Jugendliche, Personen mit Vorerkrankungen wie Drogenabhängigkeit und Menschen, die während der Studie schwanger wurden. Die randomisierte Studie untersuchte fünf je neunmonatige Behandlungsschemata.

Das Ergebnis der Studie

Drei neue Behandlungsschemata, die eine ähnliche Wirksamkeit und Sicherheit wie herkömmliche Behandlungen für resistente Formen von Tuberkulose bieten, aber die Behandlungsdauer um bis zu zwei Drittel verkürzen können. Die endTB-Therapieschemata stellen wichtige Alternativen für eine kürzere MDR-TB-Behandlung dar und ergänzen ein anderes hochwirksames, kürzeres MDR-TB-Therapieschemata namens BPaLM, das für bestimmte Patient:innen nicht geeignet ist. Darüber hinaus unterstützt die Studie die Verwendung eines vierten Behandlungsschemas als Alternative für Menschen, die Bedaquilin oder Linezolid nicht vertragen; mindestens eines dieser beiden Medikamente ist in jedem von der WHO empfohlenen Behandlungsschema für MDR-TB enthalten.

Wenn die Weltgesundheitsorganisation (WHO) diese neuen, auf die Patient:innen zugeschnittenen Behandlungsschemata empfiehlt, können Ärzt:innen weltweit eine kürzere MDR-TB-Behandlung anbieten, unabhängig von Alter, Schwangerschaft und Begleiterkrankungen, die bei Menschen mit MDR-TB häufig auftreten.

Viel zu lange war MDR-TB eine Krankheit mit begrenzten, schlecht verträglichen Behandlungsmöglichkeiten.

Dr. Lorenzo Guglielmetti

«Die heute vorgestellten Ergebnisse markieren einen entscheidenden Moment für Menschen mit Tuberkulose – eine Krankheit, die unverhältnismässig viele arme Menschen weltweit betrifft. Was die Ergebnisse noch bemerkenswerter macht, ist die Vielfalt der Teilnehmer:innen und die daraus resultierende Verallgemeinerbarkeit dieser randomisierten, kontrollierten Phase-III-Studie», sagt Dr. Lorenzo Guglielmetti von Ärzte ohne Grenzen und einer der leitenden Wissenschaftler:innen der Studie.

«Unsere Ergebnisse geben den Betroffenen Hoffnung und unterstreichen die Dringlichkeit weiterer Forschung und Innovation und einer Rechenschaftspflicht privater Unternehmen, die öffentliche Gelder erhalten, um Medikamente zur Behandlung von Krankheiten zu entwickeln, die allzu oft die Verwundbarsten unter uns treffen», sagt Carole Mitnick, von Partners In Health und Co-Forschungsleiterin der Studie. «Die Kosten für einige Medikamente stellen nach wie vor ein Hindernis in der Behandlung von Tuberkulose dar. Ein Beispiel ist das Medikament Delamanid, dessen Preis immer noch 12 bis 40 Mal höher ist, als er – gemäss einer unabhängigen Schätzung der Produktionskosten des Medikaments – sein sollte.»

MDR/RR-TB wird durch ein TB-Bakterium verursacht, das gegen Rifampicin, eines der wirksamsten Erstlinien-Antibiotika, sowie gegen Isoniazid resistent ist. Etwa eine halbe Million Menschen erkranken jedes Jahr an MDR-/RR-TB, viele sterben daran. Obwohl inzwischen weltweit eine Reihe von MDR-TB-Therapien vorhanden sind, werden viele Menschen immer noch mit konventionellen Therapien behandelt, die langwierig (bis zu 24 Monate) und unwirksam sind (nur 59 Prozent Behandlungserfolg im Jahr 2018), zusätzlich verursachen sie starke Nebenwirkungen wie akute Psychosen und dauerhafte Taubheit. Patient:innen, die diese Therapien erhalten, müssen während der gesamten Behandlungsdauer bis zu 14 000 Tabletten einnehmen, und einige über Monate hinweg schmerzhafte, tägliche Injektionen über sich ergehen lassen.


Weitere Informationen über die Ergebnisse der klinischen Studie finden Sie unter endTB.org