Jemen: Personal im Abs Spital massiv überlastet

Hopital Abs Yemen

Jemen3 Min.

Ärzte ohne Grenzen / Médecins Sans Frontières (MSF) macht auf die humanitäre und medizinische Notlage im Jemen aufmerksam. Viele Spitäler sind aufgrund der unzureichenden Grundversorgung überlastet. Im Norden des Jemens ist das Spital in Abs, in der Provinz Hadscha, das einzige Spital für rund eine Million Menschen in der Region. Patient:innen müssen sich häufig die Betten teilen. Die Notaufnahme, die Entbindungsstation sowie das therapeutische Ernährungszentrum sind mehr als 100 Prozent ausgelastet. Unsere Teams und das lokale Personal arbeiten in Abs weit über den Kapazitäten.

«Die Unterstützung des Spitals in Abs ist zu einer der grössten humanitären Unterstützungen von Ärzte ohne Grenzen weltweit geworden, aber heute haben wir die Grenzen unserer Kapazitäten erreicht», sagt unsere Landeskoordinatorin im Jemen, Caroline Ducarme. «Obwohl wir unsere Aktivitäten im Laufe der Jahre erheblich ausgeweitet haben, indem wir die Bettenkapazität von 33 auf 288 erhöht und mehr als 80 Prozent der Abteilungen unterstützt haben, sind wir immer noch nicht in der Lage, alle Bedürfnisse zu decken.»

Die drastischen Auswirkungen des langwierigen Konflikts auf das Gesundheitssystem im Jemen erfordern zusätzliche Anstrengungen von Gebern und humanitären Organisationen, um das Gesundheitssystem zu stärken, damit eine qualitative und leistbare Gesundheitsversorgung für alle im Bezirk Abs, in der Provinz Hadscha und im gesamten Jemen zugänglich ist

Caroline Ducarme, Landeskoordinatorin Jemen

Zu den Gründen für den gestiegenen Bedarf gehört der anhaltende Krieg im Jemen. Ausserdem führt der Mangel an bezahlbaren und qualitativen primären Gesundheitsdiensten dazu, dass Patient:innen gezwungen sind, sich in Kliniken behandeln zu lassen, in denen sie oft erst ankommen, wenn ihr Zustand bereits ernst ist. Die schlechten Lebensbedingungen in den Vertriebenencamps, einschliesslich des Mangels an sauberem Wasser und sanitären Einrichtungen, führen zudem zum Ausbruch von Krankheiten.

Mittelkürzungen im Jahr 2022 haben die Situation noch verschärft. Daraufhin stellten mehrere Gesundheitsdienstleister in der Provinz Hadscha und in der nahe gelegenen Provinz al-Hudaida ihre Arbeit ein, wodurch sich der Druck auf das Abs-Spital erhöhte. 

Das Spital in Abs ist die einzige Klinik für rund eine Million Menschen, und wir sind die einzige internationale Organisation mit einer ständigen Präsenz in der Region.

Zahlen zu unserer Arbeit im Abs-Spital in 2022:

  • 79 325 Notfallkonsultationen
  • 10 181 Entbindungen begleitet
  • 3095 Neugeborene betreut
  • 2944 mangelernährte Kinder behandelt
  • 5237 chirurgische Eingriffe
  • 1202 Malaria-Patient:innen behandelt

Wir werden das Abs-Spital auch im Jahr 2023 weiter unterstützen. Es besteht jedoch ein dringender Bedarf an weiteren Gesundheitsorganisationen, um die medizinische Versorgung in der Region zu gewährleisten. 

In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium setzen wir die Umstrukturierungen der Aktivitäten im Spital in Abs fort, um die Qualität der Versorgung zu verbessern und sich auf die am meisten gefährdeten Patient:innen sowie lebensrettende Massnahmen zu konzentrieren, während die Kapazitäten des nationalen Gesundheitssystems ausgebaut werden.  

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1986 im Jemen tätig und arbeitet seit 2007 kontinuierlich in dem Land. Im Jahr 2022 arbeiteten unsere Teams in 12 Spitälern und unterstützten weitere 16 Gesundheitseinrichtungen in 13 Provinzen.