Jemen: Heftige Kämpfe in Aden

Aden, Jemen. 16.12.2018

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Das Spital von MSF in Aden ist überfüllt. Es gibt einen massiven Zustrom von Verletzten, denn seit Donnerstagabend herrscht hier Krieg. Immer wieder kommt es zwischen verschiedenen bewaffneten Gruppen zu gewaltsamen Zusammenstössen.

In weniger als 24 Stunden hat Ärzte ohne Grenzen 119 Personen aufgenommen, und laufend erreichen weitere Verletzte das Spital. Der Flughafen ist gesperrt, die Stadt komplett lahmgelegt.

In 24 Stunden 119 Patienten behandelt

Innerhalb von 24 Stunden haben die MSF-Teams 119 Patientinnen und Patienten versorgt; 62 von ihnen mussten notfallmässig eingewiesen werden. «Bei der Mehrzahl der Verwundeten handelt es sich um Zivilisten, die zwischen die Fronten geraten sind und von Granaten oder Streukugeln getroffen wurden. Gestern haben wir eine Schwangere im achten Monat wegen einer Schussverletzung behandelt. Mindestens fünf Menschen sind auf dem Weg zu uns gestorben – darunter ein Kind», erklärt Caroline Seguin, MSF-Projektverantwortliche im Jemen.

Die Stadt ist ein Schlachtfeld. Überall hört man die Schüsse schwerer Waffen, und Panzer rollen durch die Strassen.

Caroline Seguin, MSF-Projektverantwortliche im Jemen

«Das Spital ist überfüllt. Unsere Teams sind Tag und Nacht im Einsatz und behandeln Kriegsverletzte. Zurzeit ist niemand vor Ort, der sie ablösen könnte. Die Stadt ist völlig lahmgelegt und ein Teil unserer Mitarbeitenden kann das Spital aufgrund der Kämpfe nicht erreichen, weil die Zugangswege gesperrt sind. Unterbrechungen in der Versorgung mit Medikamenten und medizinischem Material sind zu befürchten», fügt Caroline Seguin hinzu.

Versorgungsausfälle befürchtet

Der Flughafen ist geschlossen und der Hafen von Aden liegt unter Beschuss. Dabei wird über diesen letzten noch betriebsfähigen Hafen der Import abgewickelt. Ein Teil der humanitären Hilfsgüter erreicht das Land auf diesem Weg – auch die von Ärzte ohne Grenzen.

«Sollte sich die Situation verschärfen und Aden noch länger lahmgelegt sein, könnte dies sich angesichts der bereits bestehenden Inflation auf die Preise auswirken und den Zugang zu lebensnotwendigen Gütern für die gesamte jemenitische Bevölkerung zusätzlich erschweren», erklärt die Projektleiterin.

Am 1. August sahen sich die MSF-Teams nach zwei Anschlägen in verschiedenen Stadtvierteln bereits mit einem starken Zustrom von Verletzten konfrontiert. 16 Personen wurden hospitalisiert.

Trotz der schweren Kämpfe ist das Spital geöffnet und es bleibt in Betrieb.

Caroline Seguin, MSF-Projektverantwortliche im Jemen

Das MSF-Spital in Aden wurde im Jahr 2012 mitten in der Stadt eröffnet. «Unsere Teams behandeln weiterhin Dutzende Verletzte, die von der jüngsten Gewaltwelle in Aden erfasst wurden», erklärt Caroline Seguin.