Syrien: Sehr viele Verletzte in Kliniken in Ost-Ghuta

Ghouta orientale, 05.12.2016

Syrien3 Min.

Von MSF unterstützte Kliniken in Ost-Ghuta in Syrien haben einen Massenandrang mit Hunderten Verletzten und Toten gemeldet. In den vergangenen drei Tagen wurden 13 dieser Gesundheitseinrichtungen angegriffen und dabei zerstört oder beschädigt.

Die medizinische Versorgung in der Region verschlechtert sich dadurch weiter massiv und die Belagerung erschwert es den Ärzten vor Ort, lebensrettende medizinische Hilfsgüter und Medikamente zu beschaffen. MSF appelliert dringend an die syrische Regierung und alle kriegführenden Parteien sowie an alle Händler in Ost-Ghuta, vorrätige medizinische Gegenstände sofort den medizinischen Einrichtungen zur Verfügung zu stellen. Im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht wiederholt MSF die Forderung, medizinisches Personal, Patienten und medizinische Einrichtungen bei Auseinandersetzungen im Rahmen dieses Konflikts nicht anzugreifen. Schwerverletzte müssen die Möglichkeit bekommen, Ost-Ghuta zu verlassen.
In den vergangenen zweieinhalb Tagen wurden insgesamt von  zehn Einrichtungen, die MSF durchgehend, und acht, die MSF punktuell unterstützt, 1‘285 Verletzte und 237 Tote gemeldet. Die Zahlen stammen aus dem Zeitraum von 18. Februar bis zum frühen Morgen des 21. Februar und stellen nur einen Bruchteil des Ausmasses dar. Sie stammen nur von jenen Gesundheitszentren, die von MSF Hilfe erhalten. Darüber hinaus haben auch andere Einrichtungen Verwundete behandelt. Seit Beginn dieses Jahres bis zum 18. Februar hatten die von MSF unterstützten Kliniken mehr als 1‘600 Verletzte und mehr als 180 Tote gemeldet.
„Wir können die von uns unterstützten Gesundheitseinrichtungen weiterhin mit einigem medizinischem Basismaterial versorgen“, erklärt Lorena Bilbao, Projektkoordinatorin von MSF in Syrien. „Aber bestimmtes lebensrettendes Material bekommt man schlicht und einfach nicht. Wir appellieren an alle in und um Ost-Ghuta, die über medizinische Ausrüstung verfügen, diese dringend den Ärzten zur Verfügung zu stellen. Menschenleben hängen davon ab!“
Selbst wenn einer der sehr seltenen offiziellen UN/IKRK-Konvois Zugang zu Ost-Ghuta erhält, werden medizinische Artikel, wie Betäubungsmittel, abgewiesen oder entfernt. Berichten zufolge gibt es noch medizinische Restbestände in Ost-Ghuta. Derzeit kann aber kein medizinisches Personal darauf zugreifen.
Noch verfügen die Teams von MSF über gewisse Kapazitäten, um medizinische Einrichtungen mit einer Reihe lebenswichtiger Medikamente und medizinischer Versorgungsgüter zu versorgen. Aber diese Bestände sind begrenzt. MSF hat momentan beispielsweise noch Beutel mit intravenöser Flüssigkeit für etwa 200 schwere und 2‘000 mittelschwere Traumafälle, und der Vorrat an Fäden für die Wundbehandlung und chirurgische Eingriffe reicht noch für 2‘000 bis 3‘000 Patienten. Aber sämtliche Vorräte an Blutbeuteln, allgemeinen Narkosemitteln und intravenösen Antibiotika, die für grössere chirurgische Eingriffe benötigt werden, sind in den von MSF unterstützten Einrichtungen vollständig aufgebraucht. Dieser Engpass ist alarmierend, insbesondere wenn der Konflikt mit unverminderter Intensität weitergeführt wird.
MSF betreibt im Norden Syriens fünf Gesundheitseinrichtungen und drei mobile Klinikteams und hat Partnerschaften mit fünf Einrichtungen. MSF unterstützt aus der Ferne landesweit etwa 50 Gesundheitseinrichtungen in Regionen, in denen Mitarbeiter nicht direkt vor Ort sein können. Die Organisation ist nicht in Gebieten tätig, die vom Islamischen Staat kontrolliert werden, da es von dessen Führung keine Zusicherungen im Hinblick auf Sicherheit und Unparteilichkeit gegeben hat. MSF kann auch nicht in von der Regierung kontrollierten Gebieten arbeiten, da diese der Organisation bislang den Zugang verwehrt. Um die Unabhängigkeit von politischem Druck zu gewährleisten, nimmt MSF keine staatliche Unterstützung für die Arbeit in Syrien an.