Fünf Jahre nach Konfliktbeginn: Schwere Folgen für psychische Gesundheit von Vertriebenen in Mosambik

Menschen, die durch den Konflikt in Cabo Delgado, Mosambik vertrieben wurden, warten neben einem Lastwagen am Rande von Mueda

Mosambik3 Min.

Der Beginn des kriegerischen Konflikts im Norden Mosambiks jährt sich zum fünften Mal. Die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit vieler Vertriebener werden unterdessen immer tiefgreifender.

«Die Menschen erzählen uns von Müttern, die ihre Kinder während einer Flucht zurücklassen mussten und nicht wissen, wie es ihnen heute geht. Sie erzählen von Kindern, die den Tod ihrer Eltern miterlebt haben oder den Tod anderer Familienmitglieder», sagt Tatiane Francisco, psychosoziale Beraterin von Ärzte ohne Grenzen in Mosambik. «Wenn man ständig unter dieser Angst leidet, ist es schwer, an die Zukunft zu denken und Dinge zu planen. Man ist immer noch im Überlebensmodus. Die Menschen leben nun schon seit Jahren in einer Art Schwebezustand.»

Tatiane Francisco, psychosoziale Beraterin von Ärzte ohne Grenzen in Mosambik

Tatiane Francisco, psychosoziale Beraterin von Ärzte ohne Grenzen in Mosambik

«Die Gründe dafür, dass die Menschen die psychosozialen Projekte von Ärzte ohne Grenzen aufsuchen, sind vielschichtig. Sie reichen von akutem Stress und Angst aufgrund von Unsicherheit und Perspektivlosigkeit bis zu Trauer» , sagt Tatiane Francisco. Die Zahl der Vertriebenen in der Region liegt bei mehr als einer Million Menschen. Viele von ihnen wurden mehrfach vertrieben.

«Wir sind von unserer Familie und dem Rest unseres Volkes getrennt», sagt ein Gemeindeleiter aus Mocímboa da Praia, einem Bezirk im Norden der Provinz Cabo Delgado. Er musste immer wieder von vorne anfangen und lebt derzeit in einer provisorischen Siedlung im Bezirk Palma. «Wir hören jetzt, dass einige Menschen an einem Ort sind und weitere an einem anderen», sagt er. «Manchmal hören wir von einem kranken Familienmitglied, aber wir haben keine Möglichkeit, es zu besuchen. Manchmal hören wir, dass jemand verstorben ist, aber wir können nicht zu ihm gelangen. Mit jedem Tag, der vergeht, werden wir trauriger darüber.»

Lebensrettende Hilfe ist nicht für alle zugänglich

Während der Konflikt in Cabo Delgado anhält, bleiben die Probleme der psychischen Gesundheit sowie der Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen für viele ein Kampf. Seit 2019 arbeiten unsere Teams als Reaktion auf diese Krise. Allein im Jahr 2021 wurden mehr als 52 000 Malariafälle behandelt, fast 3500 Einzelberatungen zur psychischen Gesundheit durchgeführt und mehr als 64 000 Menschen nahmen an Gruppensitzungen zur psychischen Gesundheit teil.

Die humanitäre Hilfe wird in Cabo Delgado unverhältnismässig stark verteilt, da ein grösserer Teil der Hilfe in den Süden der Provinz fliesst, der als stabiler gilt. In einigen der Bezirke, in denen wir arbeiten, wie Macomia, Palma und Mocímboa da Praia, gibt es nur sehr wenige Organisationen. Es muss mehr getan werden, damit die Menschen, die in schwer erreichbaren Gebieten leben, Zugang zu lebensrettender Hilfe haben.