DR Kongo: Hohe Zahl von Verletzten durch Kämpfe in Nord-Kivu

Patienten:innen und Pflegepersonal gehen an der Kinderstation des allgemeinen Referenzspitals von Mweso in Nord-Kivu vorbei. DR Kongo, August 2023.

Demokratische Republik Kongo4 Min.

Durch anhaltende Kämpfe bewaffneter Gruppen sind im Ost-Kongo Tausende Menschen zur Flucht gezwungen worden. Medizinische Einrichtungen in der Provinz Nord-Kivu, die von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) unterstützt werden, waren in der Folge mit einer hohen Zahl von Verletzten konfrontiert.

Die Organisation ruft alle Beteiligten an den Auseinandersetzungen dazu auf, die Sicherheit der Patient:innen, des medizinischen Personals und der Gesundheitseinrichtungen zu gewährleisten. Überdies muss der Schutz der Zivilbevölkerung und der ungehinderte Zugang für humanitäre Organisationen sichergestellt sein.

In den Wochen nach dem 22. Januar 2024, als die bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen mehreren bewaffneten Gruppen in der Region in der Demokratischen Republik Kongo eskalierten, waren rund 1000 Menschen aus ihren Häusern in und um Mweso im Gebiet Masisi geflohen und hatten Zuflucht im allgemeinen Spital von Mweso gesucht.

Im Januar und vor allem in den vergangenen zwei Wochen haben unsere Teams in dem vom Gesundheitsministerium betriebenen Spital 67 Kriegsverletzte behandelt, die meisten davon mit Schusswunden und Verletzungen durch Explosionen. Mehr als 50 dieser Patient:innen waren Zivilist:innen, darunter 21 Kinder unter 15 Jahren. Darüber hinaus haben Mitarbeitende der Organisation die Vertriebenen psychologisch betreut, Notunterkünfte bereitgestellt sowie Hygieneartikel verteilt.

Das Arreal des Referenzspital in Mweso in der Provinz Nord-Kivu. DR Kongo, August 2023.

Das Arreal des Referenzspital in Mweso in der Provinz Nord-Kivu. DR Kongo, August 2023.

© MSF

Da sich die Kämpfe in Mweso in den letzten Tagen verschärft haben und viele Menschen in Richtung Kitshanga, Katsiru, Nyanzale, Pinga, Kalembe und Kashunga geflohen sind, ist die Zahl der Schutzsuchenden im Spital zurückgegangen. Jedoch sind mindestens 2500 Menschen, darunter auch Kinder, deren Eltern getötet wurden, weiterhin im Mweso-Spital untergebracht.

«Die Situation ist besorgniserregend», sagt Çaglar Tahiroglu, unser Projektkoordinator. «Das Spital ist überfüllt, Tausende sind darin zusammengedrängt und versuchen, Schutz vor den Kämpfen zu finden. Zusammen mit dem Gesundheitsministerium tun wir unser Bestes, um allen zu helfen, aber wir haben nicht genug lebensnotwendige Güter wie Nahrungsmittel.»

Der Konflikt breitet sich auch im Süden aus

Jenseits der Grenze in der Provinz Süd-Kivu, wo nach Angaben der Vereinten Nationen seit Dezember 2022 fast 155 000 Menschen vertrieben wurden, haben die aktuellen Kämpfe eine neue Vertreibungswelle ausgelöst. Mehrere Tausend Menschen kamen in den letzten Tagen in den südlichen Grenzstädten Bweremana und in Minova an.

Im Spital von Minova, das von unseren Teams unterstützt wird, behandelte das medizinische Personal zwischen dem 2. und 6. Februar rund 30 Verletzte, darunter vier Kinder und zehn Frauen. Zwölf Personen mussten operiert werden.

Die Strasse zwischen Goma, der Hauptstadt von Nord-Kivu, und dem 27 Kilometer weiter westlich gelegenen Schascha ist aufgrund der Kämpfe derzeit unpassierbar. Deshalb werden Patient:innen aus den Gesundheitszentren im südlichen Teil von Nord-Kivu in das allgemeine Spital von Minova und andere Gesundheitseinrichtungen in Süd-Kivu überwiesen. Diese sind mit Patient:innen überfüllt, darunter auch immer mehr Überlebende sexualisierter Gewalt.

Einer unserer Mitarbeitenden im Referenzspital in Minova in der Provinz Süd-Kivu. DR Kongo, Mai 2023.

Einer unserer Mitarbeitenden im Referenzspital in Minova in der Provinz Süd-Kivu. DR Kongo, Mai 2023.

© MSF

Die Gesundheitseinrichtungen in Minova sind überfordert und es fehlt an wichtigen Medikamenten zur Behandlung von häufigen Krankheiten wie Malaria, Durchfallerkrankungen, Mangelernährung und Atemwegsinfektionen. In den vergangenen vier Wochen hat sich die Zahl der wöchentlichen Fälle von sexualisierter Gewalt, die im Spital in Minova behandelt werden, verdoppelt.

Rabia Ben Alí, unsere Notfallkoordinatorin in Süd-Kivu

Die Kämpfe nähern sich derzeit den Städten Mweso und Minova. Die Sicherheit von Zivilist:innen, Patient:innen und medizinischem Personal ist daher zunehmend gefährdet.

Seit März 2022 haben die zunehmenden bewaffneten Auseinandersetzungen in der Provinz Nord-Kivu, die mit dem Wiedererstarken der M23-Bewegung zusammenhängen, mehr als eine Million Menschen aus ihren Häusern vertrieben. Sie haben damit eine humanitäre Katastrophe in einer Provinz ausgelöst, die seit mehr als 30 Jahren von bewaffneten Konflikten und Massenvertreibungen betroffen ist.