Tschad: Tausende Kinder in der Hauptstadt schwer mangelernährt – MSF eröffnet Ernährungszentrum

Tschad, 07.06.2018

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In der tschadischen Hauptstadt N'Djamena sind alarmierend viele Kinder akut mangelernährt. Daher hat die Hilfsorganisation MSF in Kooperation mit dem Gesundheitsministerium am Donnerstag ein weiteres therapeutisches Ernährungszentrum mit 50 Betten eröffnet.

Schon im Juli vergangenen Jahres stellte das Gesundheitsministerium des Tschad einen sehr hohen Anteil an schwer mangelernährten Kindern unter fünf Jahren fest, der über der Schwelle lag, ab der man von einer Notlage spricht. Seit Januar liegt die Zahl der stationär behandelten schwer mangelernährten Kinder im Ernährungszentrum der «Tschadisch-Chinesischen Freundschaftsklinik» 45 Prozent höher als im selben Zeitraum des Vorjahrs. In dem von der Organisation Alima unterstützten Spital wurden bis zu 170 kranke mangelernährte Kinder gleichzeitig behandelt, obwohl die Einrichtung bisher nur 80 Betten hatte.

Mangelernährungsrate bei Kindern liegt über Notfallgrenzwert

Akute Mangelernährung bei Kindern ist in N'Djamena und im ganzen Tschad verbreitet. Verschärft wird die Notlage derzeit jedoch durch eine besonders gravierende Lebensmittelknappheit, die sinkende Kaufkraft der Bevölkerung aufgrund steigender Preise und neu eingeführter Gebühren und einen Streik im öffentlichen Dienst, der auch Gesundheitseinrichtungen betrifft.

Ambulante Ernährungszentren geplant  

Ärzte ohne Grenzen/Médecins sans Frontières (MSF) dringt auf eine schnelle Ausweitung der Kapazitäten zur stationären Behandlung von schwer mangelernährten Kindern und auf eine frühzeitige Behandlung in ambulanten Einrichtungen. Die Organisation plant, zusammen mit den Behörden mehrere ambulante Ernährungszentren in N’Djamena zu eröffnen. Diese sind entscheidend, um Kinder, die zuhause behandelt werden, beobachten zu können und so eine Verschlechterung ihres Zustands zu verhindern. Bislang sind die meisten dieser ambulanten Stellen in der Stadt nur einen Tag in der Woche geöffnet, und es fehlt oft an therapeutischer Fertignahrung, die durch das UN-Kinderhilfswerk UNICEF bereitgestellt wird. 

Der Zugang von mangelernährten Kindern und ihren Eltern zu Notfallmedizin ist ein mühsamer Kampf in N’Djamena. Deshalb muss mit allen Mitteln verhindert werden, dass diese Kinder so krank werden, dass sie ins Spital müssen.

Die Zahl und die Kapazitäten der ambulanten Behandlungszentren müssen vergrössert werden und es muss sichergestellt sein, dass sie effektive Hilfe anbieten können», sagt Natalie Roberts, die das Notfallprogramm von Ärzte ohne Grenzen leitet. «Dabei sollten auch Kinder besser versorgt werden, die bereits mangelernährt sind, jedoch noch nicht lebensgefährlich.

Denn wir wissen: Sobald sie zuhause sind, kann eine moderate Mangelernährung schnell zu einer akuten werden, weil die Mütter den Kindern nicht genug zu essen geben können.»

MSF arbeitet seit 37 Jahren im Tschad. Die medizinische Hilfsorganisation versorgt die Bevölkerung sowie Vertriebene und Geflüchtete in den Regionen Salamat, Mandoul und Logone Orientale. Während der jährlichen Zeit der Nahrungsknappheit von Mai bis September, die mit der Malariasaison zusammenfällt, baut die Organisation die Kapazitäten zum Screening und zur Behandlung von mangelernährten Kindern aus. Dieses Jahr ist die Situation in N`Djamena besonders kritisch. MSF hat daher zusätzlich zur Behandlung von akuter schwerer Mangelernährung ein Noternährungsprogramm gestartet.