Jemen: Ärzte ohne Grenzen warnt vor Covid-19-Katastrophe in Aden

Aden, Jemen, 17.12.2018

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Die Vereinten Nationen und die Geberstaaten müssen dringend mehr zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie im Jemen tun. Alarmierend hohe Sterblichkeitsraten im Covid-19-Behandlungszentrum in Aden deuten auf eine grössere Katastrophe im Süden des Landes hin, warnt Ärzte ohne Grenzen.

Das Covid-19-Behandlungszentrum, das die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen in Aden betreibt, ist das einzige im Südjemen. Vom 30. April bis zum 17. Mai wurden dort 173 Patienten aufgenommen, von denen 68 gestorben sind. Viele kommen bereits in kritischem Zustand an.

«Was wir in unserem Behandlungszentrum sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs, was die Zahl der Infizierten und Sterbenden in der Stadt angeht», sagt Caroline Seguin, die die Projekte von Ärzte ohne Grenzen im Jemen leitet. «Die Menschen kommen häufig zu spät zu uns und wir wissen, dass viel mehr Menschen gar nicht kommen: Sie sterben einfach zu Hause. Es ist eine herzzerreissende Situation.»

80 statt 10 Todesfälle pro Tag

Dass viele Menschen zu Hause sterben, zeigen die Statistiken der Regierung über Bestattungen, aus denen hervorgeht, dass in der vergangenen Woche pro Tag 80 Menschen in der Stadt starben, während es vor dem Ausbruch noch zehn am Tag waren. Ein weiterer Hinweis darauf, wie weit sich die Krankheit ausgebreitet hat, ist die Zahl der medizinischen Fachkräfte, die Ärzte ohne Grenzen in der Covid-19-Einrichtung behandelt, und die vielen Erkrankten beim eigenen Personal.

«Die Vereinten Nationen und die Geberstaaten müssen dringend mehr tun, und nicht nur in Aden, sondern im gesamten Jemen», betont Seguin. «Das Gesundheitspersonal muss bezahlt und die für seine Sicherheit notwendige Schutzausrüstung organisiert werden. Das Land braucht dringend mehr Sauerstoffkonzentratoren, um den Kranken beim Atmen zu helfen. Die örtlichen Behörden müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Arbeit internationaler Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen zu erleichtern, indem sie den Zugang zu medizinischem Material und die Einreise von internationalem Personal zur Verstärkung der Teams vor Ort sicherstellen», fordert Seguin.