Griechenland: Ärzte ohne Grenzen schockiert über Angriff auf Kinderklinik

Grosses Polizeiaufgebot auf Lesbos/Moria

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Marco Sandrone, MSF-Projektleiter, berichtet über den Angriff auf die Kinderklinik von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) nahe des Lagers Moria auf Lesbos am gestrigen Donnerstag.

«Ärzte ohne Grenzen verurteilt den gewalttätigen Angriff auf die Kinderklinik der Organisation und die neue Covid-19-Einrichtung der Regierung ausserhalb von Moria aufs Schärfste. Der Angriff wurde von den Anti-Geflüchteten-Demonstrantinnen und -Demonstranten während des Besuchs des Präsidenten zur Einweihung des Covid-19-Zentrums getätigt.

Während der Proteste wurde ausserhalb der Klinik von MSF für Kinder und Schwangere ein Feuer entzündet, dass von unseren Mitarbeitenden gelöscht werden musste, während eine kleine Gruppe von Demonstranten unser Team anschrie, bedrohte und Steine auf unsere Klinik warf. In der Einrichtung waren zu diesem Zeitpunkt etwa 50 Mitarbeitende damit beschäftigt, Frauen und Kinder aus dem Lager Moria zu behandeln. Glücklicherweise wurde niemand verletzt, doch es wurden viele Menschen und medizinische Hilfe durch das Chaos, das daraufhin ausbrach, verhindert», so Sandrone. 

Gewalttätige Angriffe auf Kinder und schwangere Frauen 

«In was für einer Welt leben wir eigentlich, in der Kinder und schwangere Frauen während der Behandlung mit Steinen beworfen werden? Unsere Teams mussten mit einem Bus aus der Klinik evakuiert werden. Es ist einfach absolut unverständlich, dass ein solcher Angriff irgendwo auf der Welt geschehen kann.

Schon seit längerem beobachten wir eine Zunahme von aggressivem Verhalten gegenüber Geflüchteten. Das gilt auch für Vertreterinnen und Vertreter humanitärer Organisationen und Freiwillige, die immer wieder einfach nur deshalb belästigt oder attackiert werden, weil sie auf Lesbos Hilfe für Menschen in Not leisten. Dieser Vorfall ist hierfür symptomatisch und muss zur Sprache gebracht werden.

Wir fordern die Behörden auf, alle notwendigen Massnahmen zu ergreifen, um die Gewalt und die zunehmende feindselige Stimmung gegenüber Geflüchteten auf Lesbos einzudämmen und unmittelbar gegen diejenigen vorzugehen, die unbehelligt humanitäre Helferinnen und Helfer attackieren können.»