Nigeria: «Wir erhalten zwei Kilo Nahrungsmittel pro Woche – egal, ob man allein oder mit zehn Kindern ist.»

Maka, 55 ans, et son petit-fils Grema Mata, 5 ans, à l’Hôpital de Mora au au Cameroun.

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Die 55-jährige Maka, der die prekären Lebensumstände deutlich anzusehen sind, wurde am 20. Juli von Banki ins Spital im kamerunischen Mora überwiesen, das 30 km von der nigerianischen Grenze entfernt ist und von MSF unterstützt wird.

Ihr Gesundheitszustand machte eine Spitaleinweisung dringend erforderlich. Sie leidet an schwerer akuter Mangelernährung, was bei Erwachsenen selten vorkommt und ein untrügliches Zeichen für die schwere Ernährungskrise ist, die in Banki seit vier Monaten um sich greift. Sie war in Begleitung ihres fünfjährigen Enkels, ihrer Nichte und deren Sohn, der elf Monate alt ist. Auch die beiden Kinder mussten sofort hospitalisiert werden, da sie ebenfalls stark mangelernährt waren. Die Nigerianerin schien ihr Lächeln verloren zu haben; sie sprach kaum noch und ihrem ausgemergelten Gesicht fehlte jeder Ausdruck. Neun Tage nach ihrer Einweisung treffen wir Maka erneut – und erkennen sie fast nicht wieder. Sie brennt richtig darauf, uns von den schwierigen Lebensbedingungen zu erzählen, die sie mit 15‘000 anderen Flüchtlingen teilt.
«Ich komme aus einem Dorf in der Umgebung von Banki. Die Kämpfer von Boko Haram haben uns aus unserem Dorf vertrieben. Auf unserer Flucht trafen wir auf Männer vom Militär, die uns mit einem Fahrzeug nach Banki brachten. Nun sind meine Familie und ich seit vier Monaten hier eingeschlossen, ohne Möglichkeit, die Stadt zu verlassen. Zu einigen Familienangehörigen habe ich jeden Kontakt verloren. Das Leben hier ist sehr schwierig. Wir erhalten knapp zwei Kilo Nahrungsmittel pro Woche, meistens Reis oder Mais. Egal, ob man allein ist oder zehn Kinder hat, die Menge ist immer die gleiche. Ich war gezwungen, die Nahrung einzuteilen, denn wenn ich so kochen würde, dass jeder satt wird, hätten wir nachher nichts mehr bis zur nächsten Verteilung. Pro Tag steht uns ein einziger Eimer Wasser zur Verfügung. Das ist nicht genug, denn dieser Eimer muss zum Trinken, Töpfe reinigen und Kleider waschen reichen. Manchmal erhalten wir auch überhaupt kein Wasser. Was die Gesundheit angeht, schicken uns die Behörden zwischendurch medizinisches Personal, das aber nie länger in Banki bleibt.
Ich hoffe, dass meine Kinder, die in Banki sind, weiterhin wenigstens die Nahrung erhalten, auf die sie Anrecht haben. Das hat man uns zugesichert. Was mir jedoch am meisten Sorge bereitet, ist die Unsicherheit.»
Heute huscht Maka wieder zwischendurch ein Lächeln übers Gesicht. Sie ist enorm dankbar für die erhaltene Hilfe, doch die ungewisse Zukunft bleibt eine grosse Belastung.
«Ich bin sehr froh, dass die beiden Kleinen und ich hier in Mora wieder gesund werden konnten. Wenn ich arbeiten und für meinen Lebensunterhalt aufkommen könnte, würde ich wieder zu meinem Mann nach Banki gehen. Aber wir können nichts tun. Deshalb wäre mein grösster Wunsch, dass meine Familie, die noch in Banki ist, zu mir nach Kamerun kommt. Alles was wir bräuchten, wären einige Töpfe, ein paar Nahrungsmittel, dann könnten wir uns schon irgendwie durchschlagen. Und wären in Sicherheit. Wir würden auch gerne in der Nähe des Spitals bleiben. Auch wenn Nigeria unsere Heimat ist, sind wir dort zurzeit nicht frei und haben zu grosse Angst, um dorthin zurückzukehren.»