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Bessere Gesundheitsversorgung dank Solarenergie im Norden Nigerias
Nigeria 4 Min.
Die Mitarbeitenden im Spital in Zurmi halten den Atem an: Gleich wird der Strom wieder eingeschaltet, und einige sind besorgt, wie sich die Umstellung auf Solarenergie auf die medizinischen Tätigkeiten auswirken wird.
«Wir haben Patient:innen, die an ein Sauerstoffgerät angeschlossen sind», sagt einer unserer Mitarbeitenden zu den Ingenieuren – wie um sie daran zu erinnern, was auf dem Spiel steht.
Doch die Befürchtungen sind unbegründet und weichen schnell Erleichterung: Die Umstellung verläuft reibungslos, und die Stromversorgung bleibt für den Rest des Tages und auch in den folgenden Tagen stabil.
Vor der Umstellung waren die Herausforderungen gross. Während einer OP bestand immer das Risiko eines Stromausfalls. Mit der Solarenergie haben wir nun eine stabile und zuverlässige Energiequelle.
Seit mehreren Jahren ist das Spital in Zurmi vom nationalen Stromnetz abgeschnitten. Für den Betrieb hing es von Dieselgeneratoren ab, die jeden Monat mehr als 11 000 Liter Treibstoff verbrauchten. Immer wieder kam es zu Stromausfällen, die für alle sehr frustrierend waren.
Seit der Installation von 436 Solarpanels in diesem Jahr erreicht die Anlage eine Leistung von 250 Kilowatt. Diese ermöglicht nun den störungsfreien Betrieb der medizinischen Geräte, die Kühlung von Medikamenten und die Durchführung von chirurgischen Notfalleingriffen. Notstrom-Batterien stellen sicher, dass der Spitalbetrieb auch nachts oder während längerer bewölkter Perioden aufrechterhalten werden kann. Die Qualität der im Spital angebotenen Gesundheitsversorgung hat sich dadurch deutlich verbessert, insbesondere auf der Entbindungsstation, der Intensivstation für Neugeborene und im Cholera-Behandlungszentrum.
Ich kann gar nicht genug betonen, wie sehr die Umstellung auf Solarenergie unsere Fähigkeit verbessert hat, auf pädiatrische Notfälle zu reagieren und mit Mangelernährung umzugehen. Wir können die Impfstoffe besser lagern und unsere Tätigkeit ausbauen.
Mit dem Wechsel auf eine erneuerbare Energie kann das Spital in Zurmi dauerhaft und zuverlässig eine hochwertige medizinische Versorgung anbieten. Ein weiterer Vorteil: Der CO2-Fussabdruck des Spitals – und somit unser Beitrag zur Klimakrise – wird verringert. Dies ist umso bedeutsamer, als die Menschen, die wir unterstützen, bereits unter den Auswirkungen leiden.
Klimawandel wirkt sich auf die Gesundheit aus
Extreme Klimaereignisse wie Dürren oder Überschwemmungen haben schwerwiegende Folgen für die landwirtschaftliche Produktivität. Viehhirten und Menschen, die auf den Feldern arbeiten, verlieren den Zugang zu ihrem Land. Der Kampf um die knapper werdenden Ressourcen verschärft sich. Die Folge sind Vertreibungen und Gewalt; die Ernährungsunsicherheit und Mangelernährung in der Region nehmen zu.
In den letzten Jahren hat Ärzte ohne Grenzen in den acht nördlichen Bundesstaaten Nigerias – darunter Zamfara, wo sich das Spital von Zurmi befindet – einen besorgniserregenden Anstieg von schwer mangelernährten Kindern mit lebensbedrohlichen Komplikationen festgestellt. 2024 behandelten unsere Mitarbeitenden in dieser Region mehr als 300 000 Kinder, was einer Zunahme von 25 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Bei über 75 000 dieser Kinder war eine stationäre Behandlung nötig. Im Hinblick auf eine weitere Zunahme von Patient:innen mit Mangelernährung sind unsere Teams nun dabei, in den von uns unterstützten Spitälern die Bettenzahl aufzustocken.
Die Mitarbeitenden von Ärzte ohne Grenzen haben zudem beobachtet, dass die Klimaänderungen, insbesondere die steigenden Temperaturen und veränderten Niederschläge, dazu führen, dass sich die Moskitos schneller vermehren und an Orten überleben, wo es sie vorher nicht gab – dies macht die Nigerianer:innen noch anfälliger für Malaria. Tatsächlich entfiel gemäss Zahlen der WHO bereits 2023 ein Viertel der weltweit 263 Millionen Malariafälle auf Nigeria, wobei zwischen 2018 und 2023 eine Zunahme von 6,8 Millionen verzeichnet wurde.
Jeden Tag werden wir Zeuge, wie sich klimatische Faktoren weltweit auf die Gesundheit der Menschen auswirken. Da sind zum einen die zunehmenden extremen Wetterereignisse. Und zum anderen die Gewalt, die aus dem Kampf um Ressourcen entsteht, wenn eine Dürre die Anbaufläche beschädigt und sich dadurch der Ernteertrag verringert. Der Zusammenhang zwischen Klima und Gesundheit ist für uns tägliche Realität.
Mehr Ressourcen für andere Aktivitäten dank Nutzung von erneuerbarer Energie
Die Umstellung auf erneuerbare Energie hat uns ermöglicht, noch besser auf die Bedürfnisse unserer Patient:innen einzugehen. Indem wir weniger Zeit und Geld für die Besorgung und den Transport von Treibstoff zum Betrieb der Generatoren aufwenden müssen, was gerade in abgelegenen Gebieten sehr kostspielig war, stehen uns nun mehr Ressourcen für andere Bereiche des Spitalbetriebs zur Verfügung.
«Es braucht noch viele weitere Massnahmen, um den ökologischen Fussabdruck unserer Organisation zu reduzieren. Doch die Umstellung auf Solarenergie ist ein wichtiger Teil unserer Bemühungen, unsere Patient:innen und ihre Gemeinschaften auf nachhaltige Weise zu unterstützen», so Mohamed Ali.