Geschäftsberichte

Während des gesamten Jahres 2024 stand der Hashtag #Talk About Sudan für unsere Mobilisierung zugunsten des Sudans. In dem Land eskalierte der Konflikt, Millionen von Sudanes:innen wurden vertrieben und ihr Zugang zu humanitärer Hilfe verschlechterte sich drastisch. Trotz extremer Bedingungen blieben unsere Teams, darunter medizinisches und Pflegefachpersonal, vor Ort, um weiterhin dringend benötigte medizinische Versorgung zu leisten. Ob in El-Geneina, Port Sudan, Genf oder Amman – überall war die Zusammenarbeit durch grossartigen Teamgeist geprägt. Je nach Situation und wo es nötig war, starteten oder schlossen wir Projekte. Dank unserer Bemühungen konnten wichtige medizinische Dienste aufrechterhalten und die Öffentlichkeit über soziale Netzwerke und Veranstaltungen auf die Notlage der sudanesischen Bevölkerung aufmerksam gemacht werden. Unsere Tätigkeit und Lobbyarbeit führten zu rekordhohen Spenden für den Sudan. Auch in der Demokratischen Republik Kongo, im Libanon, in Mosambik und in der Ukraine erlebten wir eskalierende Konflikte und sich ständig verschiebende Frontlinien. Viele unserer Kolleg:innen arbeiteten im Rahmen von Impfkampagnen und Notfalleinsätzen zur Bekämpfung von Epidemien (Masern, Cholera, Diphtherie und hämorrhagisches Fieber) unermüdlich daran, den Menschen die dringend benötigte hochwertige medizinische Versorgung zu ermöglichen.

Unsere letzten Geschäftsberichte

Archiv

Ausgaben

Im Jahr 2024 bemühte sich Ärzte ohne Grenzen Schweiz, ihre Arbeit trotz wirtschaftlicher und politischer Unsicherheiten in vielen Einsatzgebieten fortzusetzen. Aus finanzieller Sicht sollte 2024 ein Jahr der Stabilisierung sein. Die Gesamtausgaben stiegen auf CHF 361,4 Millionen. Davon entfielen CHF 254,5 Millionen auf die Programme in unseren Einsatzländern – nahezu gleich viel wie im Vorjahr. Wir betrieben 116 Projekte in 34 Ländern. 2024 konnten wir mit einem Plus von CHF 1,1 Millionen abschliessen, verglichen mit CHF 12,6 Millionen im Vorjahr.

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© msf

Im Laufe des Jahres reagierten wir erneut auf die grosse Notsituation im Sudan und im benachbarten Osten des Tschad. Für unsere Aktivitäten in diesen Regionen hatten wir Ausgaben von insgesamt CHF 30 Millionen, was mehr als der Hälfte der Mittel für unsere Noteinsätze entsprach. Während wir unsere Aktivitäten für Vertriebene im Tschad dank eines relativ stabilen Umfelds konsolidieren konnten, mussten wir unsere Hilfemassnahmen im Sudan aufgrund der instabilen Lage und des erschwerten Zugangs zu den Menschen in Not wiederholt neu ausrichten. Trotz dieser Herausforderungen konnten wir im Süden von El-Geneina – unser Haupteinsatzort in der Region Darfur – Ernährungsprojekte umsetzen. Zudem bekämpften wir 2024 einen Choleraausbruch in Gedaref. Diese beiden Einsätze zeigten erneut, dass Ärzte ohne Grenzen in der Lage ist, sich rasch an neue Bedürfnisse anzupassen.

Ferner reagierten wir in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gesundheitsbehörden auf den Komoren und in Sambia auf Choleraausbrüche. In diesen beiden Ländern waren wir zuvor noch nicht aktiv.

Subsahara-Afrika blieb unsere wichtigste Einsatzregion, auf die für Noteinsätze und reguläre Projekte rund zwei Drittel der Programmausgaben entfielen.

Auf Platz zwei folgte der Nahe Osten mit einem Fünftel der Ausgaben. Unsere Einsätze im Libanon wurden in Einklang mit den neuen Bedürfnissen der Vertriebenen gebracht – insbesondere in der Bekaa-Ebene und im Süden des Landes. Gleichzeitig setzten wir unsere umfangreichen Projekte im Jemen und im Irak fort. Dank unserer langfristigen Investitionen konnten wir dort unsere Projekte weiter voranbringen und neue Angebote einführen, um die Versorgungsqualität insgesamt zu verbessern.

Auch in Europa, Asien und auf dem amerikanischen Kontinent waren wir tätig. Unsere Projekte in diesen Regionen sind meist kleiner angelegt und konzentrieren sich auf spezifische Leistungen wie medizinische Forschung oder die Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen.

In zwei Ländern haben wir unsere Aktivitäten deutlich reduziert:
In Mosambik aufgrund des Projektabschlusses und eingeschränkten Zugangs zu den betroffenen Bevölkerungsgruppen; in Kirgistan, weil wir mit unserer Arbeit die gesetzten Ziele erreicht haben.

Einnahmen

Mit Blick auf die Ertragsseite möchten wir die hervorragende Leistung unseres Schweizer Fundraising-Teams hervorheben. Dank des Engagements dieses Teams übertrafen wir die symbolische Marke von CHF 200 Millionen. Die Grosszügigkeit unserer mehr als 250 000 Spender:innen resultierte 2024 in Gesamteinnahmen von CHF 201,2 Millionen. Die in der Schweiz gesammelten Privatspenden machten 58 % der Gesamterträge von Ärzte ohne Grenzen Schweiz aus. 37 % stammten aus Privatspenden, die im Ausland gesammelt wurden, und 5 % entfielen auf öffentliche Gelder. Angekurbelt wurden die privaten Spenden in der Schweiz durch Zuwendungen von Stiftungen (CHF 78,1 Millionen), was zu einem verbesserten Return on Investment führte. Dank eines Spendenbeitrags der IKEA Foundation in Höhe von CHF 35 Millionen konnten wir unsere Aktivitäten im Sudan und im Osten des Tschad erheblich ausbauen. Dieser Beitrag war für unser Rekordergebnis im Jahr 2024 mitverantwortlich, und er wird sowohl 2024 als auch 2025 eingesetzt.

Aber auch Spendenbeiträge von öffentlichen Institutionen ermöglichten die Ausweitung unserer Aktivitäten im Sudan – darunter eine ausserordentliche Zuwendung des Kantons Genf in Höhe von CHF 5 Millionen. Die DEZA (CHF 8 Millionen) sowie die kanadische Regierung (CHF 1,7 Millionen) gehören ebenfalls seit Jahren zu unseren verlässlichen Partnern und haben uns 2024 erneut unterstützt.

Dennoch sind die insgesamt verfügbaren Mittel für die Aktivitäten unserer Einsatzzentrale im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. 2023 hatte die Sektion von Ärzte ohne Grenzen in den USA USD 67,2 Millionen aus ihren im Jahr 2021 aufgebauten Reserven an Ärzte ohne Grenzen als Gesamtorganisation ausgeschüttet. USD 11,7 Millionen davon gingen an Ärzte ohne Grenzen Schweiz. Im Berichtsjahr erfolgte keine solche Ausschüttung, was der Hauptgrund für den Rückgang der verfügbaren Mittel der Organisation als Ganzes und somit auch für den Rückgang bei Ärzte ohne Grenzen Schweiz ist.

Neben der Finanzierung unserer eigenen Einsätze unterstützte das Schweizer Fundraising auch Projekte anderer Einsatzzentralen von Ärzte ohne Grenzen. So wurden im Jahr 2024 CHF 15,6 Millionen für Projekte im Sudan und im Tschad bereitgestellt, CHF 5,7 Millionen flossen in die Einsätze von Ärzte ohne Grenzen Frankreich im Gazastreifen, und CHF 1,5 Millionen kamen Projekten in Afghanistan, Syrien und Bangladesch zugute. Zudem stellte das Fundraising mit CHF 4,5 Millionen einen erheblichen Finanzierungsbeitrag für das Büro von Ärzte ohne Grenzen in Brasilien und die Aktivitäten im Land bereit.

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© MSF

Ergebnis

Aus den gewöhnlichen Geschäftsaktivitäten der Einsatzzentrale in Genf / Ärzte ohne Grenzen Schweiz resultierte 2024 ein Defizit von CHF 5 Millionen. Gleichzeitig brachten die Zinserträge durch kurzfristige Anlagen der flüssigen Mittel sowie günstige Wechselkursentwicklungen einen Ertrag von CHF 6,1 Millionen, woraus sich ein positives Finanzergebnis von 1,1 Millionen Franken ergab.

Der Spendenbeitrag in Höhe von EUR 35 Millionen der Ikea Fondation wurde erst Ende 2024 an die anderen Sektionen ausgeschüttet, weshalb sich unsere Liquiditätsreserven vorübergehend erhöhten. Die laufenden Reserven blieben auf dem Vorjahresniveau und decken 5,9 Monate operativen Betrieb ab. Damit können wir auf kurzfristige, unvorhergesehene Notfälle reagieren.

Wir möchten allen Spender:innen unsere Wertschätzung aussprechen. Ihre Beiträge ermöglichen uns, unsere medizinisch-humanitäre Arbeit fortzusetzen. Unabhängig von der Höhe tragen die Spenden dazu bei, dass Ärzte ohne Grenzen ihre einzigartige Stellung im humanitären Bereich aufrechterhalten und genau dort Hilfe leisten kann, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Ein besonderer Dank gilt auch unseren Mitarbeitenden an vorderster Front für ihren unermüdlichem Einsatz zum Wohl unserer Patient:innen und für die Umsetzung unseres sozialen Auftrags.

- Matthias Chardon, Leiter Finanzen


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