Kasai, DR Kongo: Betroffene der Krise sind auf sich allein gestellt

Kasaï: La réponse humanitaire a été bien trop lente et insignifiante pour une crise de cette ampleur.

Demokratische Republik Kongo3 Min.

Die Menschen, die wegen des Konflikts in der Provinz Kasai geflohen sind, kehren aus ihren Verstecken in ihre Dörfer zurück. Sie brauchen dringend Hilfe.

Gut ein Jahr nach dem Ausbruch des Konflikts in der Region Kasai in der Demokratischen Republik Kongo (DR Kongo) kehren die Menschen in ihre Dörfer zurück, nachdem sie sich monatelang in den umliegenden Wäldern versteckt hatten, Krankheiten ausgesetzt waren und wenig zu essen hatten. Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) stellt fest, dass zahlreiche Kinder unter Mangelernährung leiden. Insbesondere in Städten und Dörfern, die seit August 2016 stark unter der Gewalt gelitten haben, gibt es viele Fälle schwerer Mangelernährung. In einigen Regionen ist jedes zehnte Kind in diesem lebensbedrohlichen Zustand.

Die Hilfe kommt zu langsam und ist zu gering für eine Krise dieser Grössenordnung.

Gabriel Sánchez, Projektleiter von MSF

Zwischen Juni und September wurden fast 1‘000 Kinder unter fünf Jahren in den Ernährungszentren von Tshikapa, der Hauptstadt der Provinz Kasai, und in den umliegenden ländlichen Gebieten von MSF wegen akuter Mangelernährung behandelt. «Die Kasai-Krise wurde völlig vernachlässigt», erklärt Gabriel Sánchez, Projektleiter von MSF. «Die Menschen, die in ihre Dörfer und Städte zurückkehren, sind völlig auf sich allein gestellt. Sie müssen ihre zerstörten Häuser wieder aufbauen, sie müssen wieder Getreide anbauen, und das oftmals ohne die benötigten Werkzeuge. Ohne ihre traditionellen Einkommensquellen sind sie stark eingeschränkt.»

Gesundheitszentren sind kaum funktionsfähig

Viele Gesundheitszentren sind nach den Gewaltausbrüchen kaum funktionsfähig. «Die Hälfte der Gesundheitszentren, die wir in den vergangenen drei Monaten aufgesucht haben, sind geplündert, verbrannt oder zerstört worden», sagt Sánchez. «Nun nehmen sie allmählich den Betrieb wieder auf, aber es mangelt an Personal, Medikamenten und wichtigen Geräten.» In den grösseren Städten Tshikapa und Kananga kamen Hilfslieferungen an, während es in anderen Teilen der Region fast keine Hilfe gibt, obwohl Gewalt und Unsicherheit in den vergangenen Monaten deutlich nachgelassen haben.
Deshalb sind in der Provinz Kasai mobile Teams von MSF im Einsatz, die in den Dörfern insbesondere mangelernährte Kinder behandeln und Gesundheitszentren mit Material und Medikamenten versorgen. Die Teams unterstützen ausserdem ein Spital und drei Gesundheitszentren in Tshikapa und haben geholfen, zehn ambulante Ernährungszentren in den umliegenden Dörfern einzurichten.

Es braucht dringend weitere Hilfsorganisationen

«Es gibt auch in den grösseren Städten noch immer Menschen in Not. Besonders hilfsbedürftig sind Vertriebene, die noch nicht in ihre Dörfer zurückkehren können. Sie benötigen medizinische Versorgung, Unterkünfte, Nahrungsmittel und Unterstützung, um mit den traumatischen Erfahrungen umzugehen», so Sánchez. «Aber am dringendsten ist, dass auch andere Organisationen in den ländlichen Gebieten der Provinz zu arbeiten beginnen. Die Hilfe kommt zu langsam und ist zu gering für eine Krise dieser Grössenordnung.»

Zwischen Juni und September 2017 haben die MSF-Teams in der Provinz Kasai mehr als 5‘000 Kinder behandelt, über 200 Verletzte operiert, 155 Menschen mit Gewaltverletzungen und 30 Überlebende von sexueller Gewalt behandelt. Die Organisation unterstützt zudem in der Nachbarprovinz Kasai-Central seit April das Bezirksspital in Kananga und behandelt auch dort Patientinnen nach sexueller Gewalt.