MSF reagiert auf Meningitis-Epidemie in Niger

«La situation est inquiétante car la méningite peut tuer 50% des personnes infectées et laisser des séquelles neurologiques»

3 Min.

Die internationale medizinische Hilfsorganisation MSF verstärkt in Niger den Einsatz gegen eine Meningitis-Epidemie, die bereits 352 Leben gefordert hat. Seit Januar haben die Gesundheitsbehörden 5‘273 Fälle in mehreren Regionen des Landes registriert, wobei die Hauptstadt Niamey am schwersten betroffen ist. Allein in der vergangenen Woche wurden hier knapp 1‘200 Erkrankte stationär aufgenommen. In Zusammenarbeit mit dem nigrischen Gesundheitsministerium stockt MSF die Hilfe um weitere 430 Betten zur Behandlung von Meningitis-Patienten auf.

„Die Situation ist beunruhigend, denn bis zu 50 Prozent der Meningitis-Fälle können zum Tod führen, und die Krankheit kann neurologische Schäden hinterlassen, wenn Patienten nicht rasch behandelt werden“, sagt Dr. Louis Kakudji Mutokhe, der medizinische Koordinator von Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Niger. Die Zahl der Aufnahmen im Behandlungszentrum „Lazaret“ in Niamey ist in der vergangenen Woche zwar von 160 auf 100 pro Tag zurückgegangen, doch nach wie vor ist Wachsamkeit notwendig. „In überbevölkerten, urbanen Gegenden ist das Risiko einer weiteren Ausbreitung der Krankheit höher“, erklärt Mutokhe.
In Niger kommen derzeit mehrere Meningitis-Stränge vor. „Besonders tödlich sind die beiden Stränge W135 und C, denn die Bevölkerung in der betroffenen Region wurde bei einer grossen Impfkampagne im Jahr 2010 nur gegen den Strang A immunisiert“, so Mutokhe. Meningitis-Epidemien in Westafrika werden normalerweise von den Serogruppen A und C verursacht, gegen die es eine bivalente A/C-Impfung gibt. Es ist jedoch das erste Mal, dass es in Niger zu einer Epidemie der Stränge W135 und C dieser Ausmasse kommt.
Da derzeit nicht genügend Impfstoffe auf dem Weltmarkt verfügbar sind, ist die Priorität im Augenblick die Behandlung der Erkrankten. Die medizinischen Teams sind bestrebt, Patienten so rasch wie möglich zu untersuchen und zu behandeln, um die Morbidität und die Sterblichkeit so niedrig wie möglich zu halten.
Medizinische MSF-Teams sind im Gesundheitszentrum „Lazaret“ tätig, wo seit der Eröffnung am 23. März mehr als 3‘000 Patienten aufgenommen wurden. Die Hilfsorganisation wird auch Gesundheitszentren in der Umgebung von Niamey bei der Behandlung einfacher Fälle unterstützen. Kompliziertere Fälle werden mit fünf Krankenwagen überstellt.
Auch in der südwestlichen Region Dosso sind Teams im Einsatz: Sie suchen Gesundheitszentren in Dörfern auf, untersuchen und behandeln Patienten und sammeln medizinische Daten. „Die Familien sind sich darüber im Klaren, wie gefährlich die Krankheit ist. Doch sie fühlen sich machtlos gegenüber dieser Epidemie, die weiter um sich greift. Es ist nicht akzeptabel, dass Menschen an einer Krankheit sterben müssen, die eigentlich vermeidbar wäre“, sagt Julien Matter, der MSF-Einsatzleiter in Niger.
Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) hat auch Teams nach Bakin Tapki, Rouda Goumandey und Maikalgo entsandt, wo sie in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden rund 32‘000 Personen impfen werden.

Meningitis: Eine gefährliche Krankheit

Niger befindet sich im sogenannten Meningitisgürtel. In der Sahelzone treten Meningitis-Epidemien vor allem in der Trockenzeit auf, wenn der Harmatan, ein heisser, trockener Wind weht, der viel Staub aufwirbelt und die Schleimhäute belastet.
Bei Erkrankten macht sich Meningitis oft durch Kopfschmerzen, hohes Fieber, Übelkeit und Erbrechen, Lichtempfindlichkeit und Nackensteife bemerkbar. Die Infektion wird von Mensch zu Mensch über Speichel übertragen. Der Meningitis-Patient ist ansteckend, aber die Übertragung bei einer Epidemie erfolgt hauptsächlich durch Personen, die den Keim in sich tragen, jedoch keine Symptome entwickeln.
Bei schwerem Krankheitsverlauf können auch komatöses Fieber und Krämpfe auftreten. Unbehandelt kann die Erkrankung Stunden nach Auftreten der ersten Symptome zum Tod führen.

MSF in Niger

Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) betreibt in Zinder, Maradi und Tahoua medizinische Ernährungsprogramme für mangelernährte Kinder unter fünf Jahren. Im Jahr 2014 wurden mehr als 87‘000 Kinder, die an akuter Mangelernährung litten, sowie 180‘000 Kinder, die an Malaria erkrankt waren, in den Behandlungszentren von MSF und Partnerorganisationen betreut.

Verwandte Beiträge