Guinea: Erfolge und Herausforderungen im Kampf gegen den Ebola-Ausbruch

Vue aérienne du centre de traitement de l’ebola dans la capitale guinéenne Conakry.

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Erste Patienten konnten aus der Behandlung entlassen werden. Wegen eines Zwischenfalls musste MSF die Arbeit in einer Behandlungsstation unterbrechen.

Seit dem Ebola-Ausbruch im westafrikanischen Staat Guinea konnten bereits einige Patienten aus der Behandlung entlassen werden – sie haben das hochansteckende Virus besiegt. Doch die Teams von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) haben trotz dieser ersten Erfolge mit grossen Herausforderungen zu kämpfen: Die Arbeit in einer der drei Behandlungsstationen für Ebola musste nach einem Zwischenfall vorübergehend eingestellt werden.
MSF unterstützt das Gesundheitsministerium in Guinea bei der Bekämpfung der hochansteckenden Krankheit. Bisher wurden von offizieller Seite 151 Verdachtsfälle bestätigt, 95 Betroffene verstarben. Insgesamt sind derzeit 60 internationale Mitarbeiter von MSF in Guinea tätig, mehr als 40 Tonnen Material wurden bisher in das Land gebracht.

Erste Patienten entlassen

Ebola zeichnet sich durch eine hohe Sterblichkeitsrate aus, ausserdem gibt es weder eine Impfung noch eine spezifische Behandlung gegen das Virus. Doch die Überlebenschancen der betroffenen Patienten können erheblich verbessert werden, wenn sie entsprechende medizinische Betreuung erhalten. So helfen beispielsweise eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr und die Behandlung sekundärer Infektionen.
„Als der erste Patient unser Behandlungszentrum gesund verliess, war ich so glücklich. Das ganze Team jubelte“, erzählt Marie-Claire Lamah. Die guineische Ärztin ist in einem der Ebola-Behandlungszentren von MSF im Donka-Spital der Hauptstadt Conakry tätig.

Hilfsaktivitäten in Macenta eingestellt

Nach einem Vorfall in der südöstlich gelegenen Stadt Macenta musste MSF die Arbeit unterbrechen. Lokale Bewohner warfen Steine auf Gebäude und Fahrzeuge, nachdem Gerüchte im Umlauf gewesen waren, die Krankheit sei durch MSF nach Guinea gelangt. Niemand aus dem Team wurde während des Vorfalls verletzt.
Die zwei übrigen Ebola-Patienten bleiben weiterhin im Behandlungszentrum in Macenta, wo sie von einem Arzt des Gesundheitsministeriums betreut werden. Er wurde in den vergangenen zehn Tagen vom MSF-Team bei der Betreuung von Ebola-Patienten geschult.
„Natürlich verstehen wir, dass die lokale Bevölkerung besorgt ist“, so Henry Gray, Notfallkoordinator von MSF. „Wir haben zuvor in anderen Ländern bereits ähnliche Reaktionen erlebt. In solchen Situationen ist es besonders wichtig, dass die Bevölkerung die Krankheit so gut wie möglich versteht und auch die damit einhergehenden Risiken kennt. In Macenta haben unsere Teams auch Aufklärungsarbeit geleistet, aber es ist sehr schwierig, die Menschen in ihrer Muttersprache über das Virus aufzuklären und gleichzeitig alles Notwendige zu unternehmen, um den Ausbruch zu stoppen.“
Derzeit werden Verhandlungen mit den lokalen Behörden geführt. MSF plant, die Aktivitäten in Macenta so bald wie möglich wieder aufzunehmen.

Projekte in Guéckédou und Conakry weiterhin aktiv

In Guéckédou, einer weiteren Stadt im Südosten von Guinea, ist die Organisation weiterhin aktiv und hat eine Isolationsstation aufgebaut. In der Hauptstadt Conakry wurde das Ebola-Behandlungszentrum von zehn auf 30 Betten aufgestockt, um sowohl hochgefährdete Patienten als auch jene mit geringerem Risiko aufnehmen zu können.
„Wir behandeln derzeit acht Patienten in der Einrichtung in Conakry. Wir haben die Kapazität erhöht um sicherzustellen, dass wir ausreichend Platz haben, falls wir ihn brauchen“, erklärt Henry Gray.
Sowohl in Conakry als auch in den anderen Gebieten entsenden MSF und andere Gesundheitsorganisationen ihre Teams direkt in die Gemeinden. Sie stellen fest, ob jemand in Kontakt mit Ebola-Patienten war und versuchen so, die weitere Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.

Aufklärungsarbeit gegen Stigmatisierung

MSF arbeitet auch mit lokalen Gemeinden zusammen um sicherzustellen, dass Patienten, die das Virus besiegt haben, sicher nach Hause zurückkehren können. Das bedingt, dass sich alle Betroffenen im Klaren sind, dass diese Menschen nicht mehr ansteckend sind.
„Wir wissen, dass die Stigmatisierung für viele bereits entlassene Patienten eine grosse Herausforderung darstellt“, erklärt Ella Watson-Stryker, die für MSF Aufklärungsarbeit über Gesundheitsthemen durchführt. „Wir versuchen, den Familien und der Nachbarschaft zu erklären, dass der betreffende Patient nun ‚negativ‘ ist und keine Gefahr mehr darstellt. Er kann ohne Ansteckungsgefahr berührt und umarmt werden.“

Hilfe in Liberia

Nachdem auch im benachbarten Liberia Ebola-Fälle gemeldet wurden, hat MSF einen Ebola-Spezialisten entsandt: Er führt Trainings durch und versucht so die Situation in der kleinen Isolationsstation zu verbessern, die das liberische Gesundheitsministerium eingerichtet hat. Am 6. April hat MSF medizinisches Hilfsgüter und Isolationsmaterial von Brüssel in die Hauptstadt Monrovia eingeflogen. Vor Ort wird ein Team der Organisation weitere Hilfe leisten.

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