Ukraine: Evakuierung mit «medizinischem Zug» aus Kramatorsk

Sechs Wochen nach Beginn des Krieges in der Ukraine ist Ärzte ohne Grenzen mit mehr als 300 Mitarbeiter:innen im gesamten Land im Einsatz. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Unterstützung der Menschen nahe der Frontlinien im Osten.

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Kurz vor den entsetzlichen Berichten über die Bombardierung des Bahnhofs in Kramatorsk haben Teams von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) von dort 57 Patient:innen aus der Region Luhansk in einem Krankentransportzug evakuiert. Am Dienstag hatte der «medizinische Zug» der Organisation 17 Patient:innen aus Kramatorsk nach Dnipro gebracht, am Mittwoch und Donnerstag 39 weitere aus Kramatorsk nach Lwiw sowie einen nach Kiew.

«Ich bin entsetzt über die Berichte des Angriffs auf den Bahnhof von Kramatorsk. Wir waren erst gestern dort, und wir sahen hunderte Menschen dicht gedrängt im Bahnhof, die versuchten, zu entkommen», sagt Nothilfekoordinator Christopher Stokes. «Die Spitäler hatten uns dringend darum gebeten, ihre Patient:innen mit dem Zug zu evakuieren. Die meisten kamen aus Sewerodonezk und anderen Städten der Region Luhansk. Wir kamen gerade rechtzeitig. Es ist zweifelhaft, ob wir zurückkehren können, um mehr Menschen zu evakuieren.»

Sechs Wochen nach Beginn des Krieges in der Ukraine ist Ärzte ohne Grenzen mit mehr als 300 Mitarbeiter:innen im gesamten Land im Einsatz. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Unterstützung der Menschen nahe der Frontlinien im Osten. Ein Team der Organisation hat damit begonnen, mit einem für Krankentransporte umgebauten Zug Verletzte aus dem umkämpften Osten in den Westen der Ukraine zu evakuieren. In Charkiw arbeiten Mitarbeiter:innen in mobilen Kliniken in den U-Bahn-Stationen, in die sich die Bewohner:innen vor Angriffen flüchten. Ausserdem haben die Teams in mehr als 20 Spitälern im gesamten Land Trainings für die ukrainischen Mediziner:innen zu Kriegschirurgie und für den Fall eines massenhaften Zustroms von Verletzten durchgeführt. Darüber hinaus wurden verschiedene Gesundheitseinrichtungen im Land mit Medikamenten und medizinischem Material versorgt. Im Westen der Ukraine und in den Nachbarländern leistet die Organisation Hilfe für Vertriebene und Geflüchtete.

Das Team des «medizinischen Zugs» hat am Freitag vergangener Woche neun Patient:innen in kritischem Zustand, die meisten Verletzte aus Mariupol, aus der Stadt Saporischja nach Lwiw evakuiert. Von Dienstag bis Donnerstag dieser Woche hat es weitere 57 Patient:innen aus Kramatorsk nach Dnipro, Kiew und Lwiw transportiert. Dazu wurden Eisenbahnwaggons der ukrainischen Bahn für einen Krankentransport umgebaut. Diese Evakuierungsfahrten durch ein medizinisches Team werden in enger Abstimmung mit den jeweiligen lokalen Spitälern durchgeführt.

Am Dienstag (05.04.2022) hatte der «medizinische Zug» von Ärzte ohne Grenzen 17 Patient:innen aus Kramatorsk nach Dnipro gebracht, am Mittwoch und Donnerstag (06. Und 0.7.04.2022) 39 weitere aus Kramatorsk nach Lwiw sowie einen nach Kiew.

Am Dienstag (05.04.2022) hatte der «medizinische Zug» von Ärzte ohne Grenzen 17 Patient:innen aus Kramatorsk nach Dnipro gebracht, am Mittwoch und Donnerstag (06. Und 0.7.04.2022) 39 weitere aus Kramatorsk nach Lwiw sowie einen nach Kiew.

© Maurizio Debanne/MSF

In Charkiw, der zweitgrössten Stadt der Ukraine, hat ein Team von Ärzte ohne Grenzen mobile Kliniken in den U-Bahn-Stationen der Stadt gestartet. Die Mitarbeiter:innen haben bis zum Donnerstag mehr als 800 Bewohner:innen medizinisch versorgt, die dort vor Raketen und Luftangriffen Schutz suchen. In Saporischja im Südosten der Ukraine leisten Mitarbeiter:innen in den Aufnahmezentren psychologische Erste Hilfe für Menschen, die aus Mariupol und Umgebung entkommen sind.

Nordwestlich von Kiew, in der bis vor wenigen Tagen unter der Kontrolle der russischen Armee stehenden Stadt Hostomel, einem Nachbarort von Butscha, hat ein weiteres Team medizinische und psychologische Hilfe für die verbliebene Bevölkerung aufgenommen. In den Städten Makariw und Fastiw westlich von Kiew versorgen Mitarbeiter:innen Senioren und Vertriebene. An der Grenze zu Ungarn wurden mobile Kliniken für Flüchtende eingerichtet. In Lwiw hat Ärzte ohne Grenzen grosse Mengen an Schlafsäcken, Wärmedecken, warmer Kleidung und Zelten an zivilgesellschaftliche Organisationen geliefert, die sich um die vielen Vertriebenen in der Region kümmern.

In der Republik Moldau hat Ärzte ohne Grenzen an den beiden grössten Grenzübergängen in Palanca im Südosten sowie in Otaci im Norden Gesundheitsstationen eingerichtet, in denen Geflüchtete medizinisch versorgt werden und psychologische Erste Hilfe erhalten können. Auch in Aufnahmeeinrichtungen in der Hauptstadt Chisinau leisten Teams psychologische Hilfe. In Ungarn versorgen Teams der Organisation zusammen mit lokalen Ärzten Geflüchtete in der Grenzregion. In Polen und in Russland hat Ärzte ohne Grenzen Hilfsgüter für Ukrainer:innen verteilt.