Nothilfe im Tschad - MSF ruft zu intensiverer und schnellerer Ernährungshilfe auf

Prise en charge de la malnutrition sévère dans la bande sahélienne, Tchad, 2010

2 Min.

Die Sahelzone im Tschad erlebt eine der schlimmsten Ernährungskrisen seit Jahren. Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) ruft zu einer umfassenderen und schnelleren humanitären Hilfe auf, damit für die Bedürfnisse der Schwächsten gesorgt werden kann, insbesondere für Kinder unter 5 Jahren.

Unbeständige Niederschläge, schlechte Ernten, steigende Lebensmittelpreise, eine vorzeitige Erschöpfung der Nahrungsmittelvorräte sowie ein unzureichender Zugang zu medizinischer Versorgung lassen immer mehr Menschen an Mangelernährung leiden. In der Region Hadjer Lamis zeigte eine Erkundungsmission kürzlich, dass fünf Prozent der Kinder unter fünf Jahren an akuter schwerer Mangelernährung litten und in Lebensgefahr schwebten. Derzeit benötigen allein in dieser Region nahezu 5'000 Kinder dringend Ernährungshilfe.
 
„Die Anzahl von Kindern mit akuter schwerer Mangelernährung, die unsere Teams sehen, beunruhigt uns extrem. Im Mai allein wurden fast 3'000 Kinder in unsere Programme aufgenommen“, erklärt Dr. Benoit Kayembe, medizinischer Koordinator von MSF im Tschad.

Diese aktuelle Zunahme der Mangelernährung ist ein Alarmzeichen, denn wir befinden uns erst am Anfang der „Hungersaison“. Weitere Kinder laufen in den kommenden Wochen Gefahr, bis zur nächsten Ernte im Oktober an schwerer Mangelernährung zu erkranken.

Die örtlichen und nationalen Behörden sowie internationale Akteure haben Massnahmen zur Reaktion auf diese schwere Ernährungskrise ergriffen. Trotz dieser Bemühungen erhalten zahlreiche Gemeinschaften noch immer keine Ernährungs- oder Nahrungsmittelhilfe. MSF ruft zu einer schnelleren humanitären Reaktion auf, damit für die Nahrungsmittelbedürfnisse der Schwächsten gesorgt wird, insbesondere der Kinder unter fünf Jahren.

MSF setzt derzeit ernährungstherapeutische Nothilfemassnahmen in den Regionen Hadjer Lamis, Batha, Guéra, Salamat und Quaddai sowie in der Hauptstadt N’Djamena ein. Wir bieten Hilfe in ambulanten und stationären ernährungstherapeutischen Zentren an und kümmern uns in den kommenden Wochen um die gezielte Verteilung von Nahrungsmitteln für über 60'000 Kinder.

Der Tschad ist nicht das einzige Land, das unter dieser Ernährungskrise leidet. In den meisten Ländern der Sahelzone wird eine noch grössere Anzahl mangelernährter Kinder beobachtet. MSF hat auch im Niger, in Mali, Burkina Faso und im Sudan ernährungstherapeutische Nothilfeprogramme gestartet oder existierende Programme intensiviert.

MSF ist eine internationale medizinische Nothilfeorganisation und seit 1981 im Tschad präsent. MSF leistet der tschadischen Bevölkerung - Ortsansässigen und Vertriebenen - in Abéché, Adé, Kerfi und Dogdoré, sowie Flüchtlingen aus der benachbarten sudanesischen Region Darfur und der Zentralafrikanischen Republik medizinische Hilfe. MSF setzt sich auch im Tschad ein, um medizinische Notlagen wie Masern- und Meningitisepidemien zu vermeiden.

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