Mittelmeer: 25 Menschen tot geborgen, 246 gerettet

Une équipe MSF commence la distribution de gilets de sauvetage pendant une opération de sauvetage en mer Méditerranée.

Libyen3 Min.

25 Frauen und Männer sind am Dienstag in einem Schlauchboot auf dem Mittelmeer gestorben. 246 Menschen konnten von dem Team von an Bord des Rettungsschiffes Bourbon Argos aus zwei Schlauchbooten gerettet werden.

Die Schlauchboote befanden sich 26 Seemeilen vor der libyschen Küste. 2016 sind gemäss UNHCR bereits 3‘740 Menschen auf der Flucht im Mittelmeer gestorben.
„Als wir bei dem ersten Boot ankamen, nahmen wir zuerst die 107 Überlebenden an Bord“, sagt Michele Telaro, Koordinator auf der Bourbon Argos. „Dann wurden wir zu einer weiteren dringenden Rettungsaktion nahebei gerufen. Die Toten, von denen wir erst dachten, es seien bis zu elf, konnten wir darum nicht sofort bergen. Nach der Rettung von 139 Menschen aus dem zweiten Schlauchboot kehrten wir zurück und entdeckten, dass 25 Tote in einer Lache aus Meerwasser und Treibstoff lagen. Sie sind vermutlich gestorben, weil sie Treibstoffdämpfe eingeatmet haben. Wir haben drei Stunden gebraucht, um elf Tote zu bergen. Das Gemisch aus Benzin und Wasser ist so gefährlich, dass wir einfach nicht riskieren konnten, länger in dem Boot zu bleiben. Es war grauenvoll.“

Psychologische Unterstützung für 246 Überlebende

Als es dunkel war, bat das Team von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) die Hilfsorganisation Sea Watch um Unterstützung. Sea Watch kümmerte sich um die Bergung der 14 Toten, die sich noch auf dem Boot befanden, und übergab MSF eine weitere Leiche von einem vorherigen Einsatz.
23 der Geretteten mussten wegen teils schwerer Verätzungen behandelt werden. Sieben wurden als medizinische Notfälle mit schnelleren Schiffen an Land gebracht. Zwei waren so schwer verletzt, dass sie mit Hubschraubern zur Notfallversorgung nach Italien gebracht wurden. Das medizinische Team von MSF rettete eine jungen Frau, die intubiert wurde, um sie für die Evakuierung zu stabilisieren. Die Überlebenden, darunter der Mann und das Baby einer Verstorbenen, wurden sofort psychologisch betreut und werden auch in Italien von MSF unterstützt werden.

Ein Rennen durch einen Friedhof auf See

„Das ist eine Tragödie, aber wir können nicht sagen, dass es sich um einen aussergewöhnlichen Tag auf See handelt“, sagt Stefano Argenziano, Leiter der Projekte für Migration von MSF. „Die vergangenen Wochen waren entsetzlich. Unser Rettungsteam und andere Boote waren quasi durchgehend im Einsatz, und viel zu viele Männer, Frauen und Kinder sind gestorben. Die Seenotrettung wird zu einem Rennen durch einen Friedhof auf See. Unsere Rettungsteams sind überfordert angesichts dieser von der Politik gemachten Krise, in der wir uns ohnmächtig fühlen, denn wir können den Verlust von Menschenleben nicht verhindern. 2016 wird vermutlich bald offiziell zum tödlichsten Jahr im zentralen Mittelmeer. Wie viele von diesen Katastrophen brauchen wir noch, bevor die Europäische Union ihre falsch gesetzten Prioritäten ändert und statt der Abschreckung sichere Alternativen zum Weg über das Meer bietet?“
Im Jahr 2016 haben insgesamt 327‘800 Menschen auf der Flucht nach Europa das Mittelmeer überquert, 3‘740 Menschen sind laut Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR) im Mittelmeer gestorben. Teams von MSF arbeiten auf drei Rettungsschiffen im Mittelmeer und haben seit April mehr als 17‘000 Menschen gerettet. Such- und Rettungsaktionen können zwar Leben retten. Angesichts dieser erneuten Tragödie fordert MSF ein weiteres Mal sichere und legale Fluchtwege. Nur so kann das Sterben im Mittelmeer beendet werden.