Mangelernährung – WHO-Treffen in Genf: Behandlung von Millionen mangelernährter Kinder könnte verbessert werden

Une jeune fille nourrit sa petite soeur avec de l'alimentation thérapeutique Plumpy'nut à Shalla (Aje), Oromiya la région, Ethiopie du sud.

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Genf, 29.September 2008 – Vom Dienstag, 30.September, bis Freitag, 3.Oktober 2008 treffen sich in Genf Ernährungsexperten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Diese Experten wollen neue Richtlinien für die Behandlung von Mangelernährung entwickeln. Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) fordert die WHO auf, die Gelegenheit zu nutzen, um die Standards der Nahrungsmittelhilfe und der Ernährungsprogramme, besonders für Kinder, anzuheben.

In den Regionen, in denen Mangelernährung chronisch ist, wie in Südasien, der Sahelzone und am Horn von Afrika, können sich viele Familien nährstoffreiche Lebensmittel nicht leisten. Sie ernähren sich einseitig von Getreidebrei, dem viele essentielle Nährstoffe fehlen. Auch die Nahrungsmittelhilfe von internationalen Organisationen und Gebern besteht hauptsächlich aus Getreide. Sie enthält keine tierischen Produkte wie Milch, welche viele der Nährstoffe enthält, die vor allem kleine Kinder brauchen.
„Wir würden unsere eigenen Kinder nicht ausschließlich mit Getreide ernähren“, sagt Dr. Tido von Schön-Angerer, leitender Direktor der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. „Warum akzeptieren wir dieses Vorgehen dann in der Nahrungsmittelhilfe? Die WHO-Experten müssen nun die Chance ergreifen und die Qualität der Nahrungsmittelhilfe und der nationalen Ernährungsprogramme verbessern, in dem sie tierische Nahrungsmittel in die Programme aufnehmen.“
Jährlich sterben 3,5 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Mangelernährung. Damit ist Mangelernährung eine der Hauptursachen für Krankheiten und den Tod von Kindern. Die Ernährungsprogramme, die die Kinder vor schwerer Mangelernährung schützen sollen, haben sich in den vergangenen 30 Jahren jedoch kaum verändert. 
“Médecins Sans Frontières hat es sich zum Grundsatz gemacht, mangelernährte Kinder zumindest mit einem gewissen Anteil an tierischen Nahrungsmitteln zu behandeln“, so von Schön-Angerer. „Und wir arbeiten an einer flächendeckenderen Einführung dieses Ansatzes. Wir hoffen, dass die Experten der WHO an diesem Treffen eine klare Empfehlung für dieses Vorgehen aussprechen werden und somit die Zahl der Kinder, die unnötig an Mangelernährung sterben, drastisch reduziert werden kann.“
Die Vereinten Nationen haben bereits klare Empfehlungen für die Behandlung schwer mangelernährter Kinder mit zusätzlichen tierischen Produkten ausgesprochen. Doch nur fünf Prozent derjenigen, die diese Behandlung bräuchten, erhalten sie auch. Für Médecins Sans Frontières besteht die Herausforderung darin, Kleinkinder mit nährstoffreicher Nahrung zu versorgen, bevor diese ernsthaft krank werden.
Das WHO-Treffen “The Dietary Management of Moderate Malnutrition” findet vom 30.September bis 3.Oktober in Genf statt.
Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen hat in den Jahren 2006 und 2007 mehr als 150’000 mangelernährte Kinder in insgesamt 22 Ländern mit therapeutischer und ergänzender Nahrung behandelt.

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