Magaria, Niger: Eine der weltweit grössten Kinderintensivstationen ist voll

Niger, 13.09.2018

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Seit über einem Monat kämpfen MSF-Teams in Magaria, im Süden Nigers, gegen eine besorgniserregend hohe Sterblichkeitsrate der unter fünfjährigen Kinder.

Gemeinsam mit dem nigrischen Gesundheitsministerium werden derzeit 730 Kinder behandelt, von denen 208 ernsthaft krank sind und in die überfüllte Kinderintensivstation überwiesen wurden. Die meisten leiden unter Komplikationen aufgrund von schwerer Malaria oder Mangelernährung. Im vergangenen Monat starben im Durchschnitt täglich zehn Kinder.

«Nie zuvor haben wir etwas Vergleichbares gesehen, und wir befürchten, dass dies erst der Anfang ist», so Dorian Job, Programmverantwortlicher für Niger bei MSF in Genf. «Jedes Jahr zu dieser Zeit erwarten wir besonders viele Malariainfektionen und eine Zunahme bei der Anzahl mangelernährter Kinder. Wir haben im Spital aber noch nie so viele Patienten aufgenommen.»

«Kinder kommen erst sehr spät ins Spital»

Angesichts der Zahl der Todesfälle, die während der akuten Malaria- und Mangelernährungskrisen der letzten Jahre in den Mortalitätsstudien verzeichnet wurden, geht MSF davon aus, dass lediglich jedes sechste Kind, das auf medizinische Hilfe angewiesen ist, in das medizinische Zentrum kommt. Viele der Patienten, bei denen Malaria oder Mangelernährung diagnostiziert wurde, leiden auch noch unter anderen Krankheiten.

«Während unser Spital bereits massiv überfüllt ist, dürften Hunderte von Kindern in der Region ernsthaft krank sein und die dringend benötigte medizinische Versorgung nicht erhalten. Die Kinder kommen erst sehr spät zu uns ins Spital. Leider leiden viele unter ihnen bereits unter fortgeschrittenen Komplikationen, von denen sie sich nicht mehr erholen», so Job.

Trotz Bemühungen zur Senkung der Anzahl von Malariainfektionen, die auf den saisonalen Anstieg zurückzuführen sind – wie Malariaprophylaxen für Familien mit Kindern im Alter zwischen drei Monaten und fünf Jahren –, bleibt die Sterblichkeitsrate alarmierend hoch.

Niger, 10.09.2018

Die zweijährige Soiley Monkela ist schwer an Malaria erkrankt und leidet aufgrund von Durchfall an Blutarmut.

© Laurence Hoenig/MSF

Mobile Kliniken für Kinder ausserhalb von Magaria

MSF hat zusätzlich 243 Personen erfahrene medizinische Mitarbeitende aus Niger und der ganzen Welt entsandt, um die bestmögliche Versorgung innerhalb und ausserhalb des Spitals zu gewährleisten. Ein Team führt mobile Kliniken, um die Kinder näher an ihrem Wohnort zu versorgen.

«Das Spital in Magaria ist die einzige Gesundheitseinrichtung der Region, in der zwischen 700‘000 und einer Million Menschen leben. 20 Prozent davon sind unter fünf Jahre alt », fährt Job fort. «Da es dieses Jahr noch mehr Malariaerkrankte gibt als sonst, ist es nicht verwunderlich, dass wir von der Zahl der Patienten überwältigt sind. Das Gesundheitssystem ist chronisch unterfinanziert, es fehlt an Mitteln, Organisation, Schulungen und Unterstützung. Dies versperrt den Menschen den Zugang zu medizinischer Versorgung und fordert damit Leben. Selbst wenn wir unsere Kapazität verdoppeln würden, könnten wir den Bedürfnissen der unter fünfjährigen Kinder nicht gerecht werden.»

MSF arbeitet seit 2005 zusammen mit dem nigrischen Gesundheitsministerium in der Region Zinder. Die Teams arbeiten daran, die Versorgung von Kindern zu verbessern und Kinderkrankheiten vorzubeugen, zu diagnostizieren und zu behandeln.

In der geschäftigen Stadt Magaria betreibt MSF eine Kinderklinik mit 435 Betten, in der zwischen dem 1. Januar und 31. August dieses Jahres 11‘100 Kinder behandelt wurden. Alleine im August wurden über 3300 Kinder unter fünf Jahren in die Klinik überwiesen.

MSF unterstützt zudem 11 Gesundheitszentren, 14 Gesundheitsposten und sechs Stabilisierungsräume für Kinder unter fünf Jahren in der Region Magaria. Vom 1. Januar bis 31. August hat das MSF-Team 93’530 ambulante Konsultationen durchgeführt (davon 31’390 im August) und 13‘284 Kinder (3629 davon im August) an das therapeutische Ernährungszentrum überwiesen.

Die Kinderabteilung beschäftigt zurzeit 594 Mitarbeiter, darunter 485 Ärzte und Pflegefachkräfte.