Haiti: Ärzte ohne Grenzen verstärkt medizinische Hilfe nach drastischem Anstieg von Verletztenzahlen

Eingang des MSF-Nothilfezentrums Turgeau, im Zentrum von Port-au-Prince. März 2023.

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Port-au-Prince, 6. März 2024. Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) weitet die medizinische Hilfe in Port-au-Prince aus. Damit reagiert die Organisation auf die stark steigende Zahl verletzter Menschen. Nach der Ankündigung, dass die Parlamentswahlen möglicherweise bis August 2025 verschoben werden, hat die Gewalt seit dem vergangenen Wochenende eine neue Dimension erreicht. Die Situation hat die Regierung dazu veranlasst, den Notstand auszurufen. Als Reaktion auf die zunehmende Verschlechterung der Sicherheitslage behandelt Ärzte ohne Grenzen viele Verwundete, unter ihnen zahlreiche Frauen, Kinder und ältere Menschen.

 

Die 50 Betten in unserem Spital in Tabarre sind seit Anfang Februar voll belegt, aber am 28. Februar verschlechterte sich die Lage, so dass wir die Bettenkapazität auf 75 erhöhen mussten. Wir arbeiten an der Grenze unserer Kapazität.

Mumuza Muhindo Musubaho, Landeskoordinator in Haiti

Während mehrere örtliche Spitäler ihren Betrieb eingestellt haben, hat Ärzte ohne Grenzen ein Notfallzentrum im Bezirk Turgeau zwei Wochen früher als geplant wiedereröffnet. Hierdurch wird Druck von anderen medizinischen Einrichtungen genommen. Am 4. März eröffnete Ärzte ohne Grenzen ein neues Spital in der Gemeinde Carrefour mit einem Operationssaal und 25 Betten. Die Organisation ist ausserdem auf der Suche nach weiteren Spitälern in verschiedenen Gebieten von Port-au-Prince, in denen es möglich wäre zu arbeiten, da Unsicherheit und improvisierte Strassensperren den Transport von Patient:innen behindern.  

Tausende Menschen sind in den vergangenen Tagen aufgrund der Zusammenstösse in ihren Vierteln aus ihren Häusern geflohen. Die derzeitigen Spannungen haben unsere Teams dazu veranlasst, die Arbeit in mobilen Kliniken an mehreren Standorten vorübergehend auszusetzen. Die unsichere Lage in Port-au-Prince hat in den vergangenen Jahren auch zu einem Anstieg der sexualisierten Gewalt beigetragen. Die Teams von Ärzte ohne Grenzen befürchten, dass diese Zahlen weiter steigen, da die Anzahl der Vertriebenen weiter zunimmt. Im vergangenen Jahr hat die Organisation mehr als 4000 Überlebende sexueller Übergriffe betreut. 

In vielen Teilen der Stadt kommt es derzeit zu gewalttätigen Ausschreitungen, die den Höhepunkt einer politischen, wirtschaftlichen und sozialen Krise darstellen, die das Land seit der Ermordung des ehemaligen Präsidenten Jovenel Moïse im Jahr 2021 erschüttert. Der wichtigste Hafen des Landes ist derzeit aufgrund der Spannungen und der Unsicherheit in den meisten Teilen der Stadt nur schwer zugänglich. Auch der internationale Flughafen ist bereits seit mehreren Tagen geschlossen. 

Wir sind auch deshalb besorgt, weil unser Vorrat an medizinischen Hilfsgütern nur schwer zugänglich ist, nicht nur wegen der Situation am Hafen, sondern auch, weil es unmöglich ist, die Verwaltungsverfahren für die Zollabfertigung fortzusetzen. Wir befürchten, dass uns die Medikamente und medizinischen Hilfsgüter ausgehen, die wir für den enormen Bedarf im Moment unbedingt brauchen.

Mumuza Muhindo Musubaho, Landeskoordinator in Hait