Guinea: MSF bekämpft Ebola-Epidemie von bisher unbekanntem Ausmass

« Nous sommes confrontés à une épidémie d’une ampleur encore jamais vue par la répartition du nombre de cas sur le territoire »

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Die aktuellen Ebola-Fälle sind örtlich weniger begrenzt als bei früheren Ausbrüchen. Dies erschwert die Bemühungen zur Eindämmung der Epidemie.

Die Ebola-Epidemie hat die Hauptstadt Conakry erreicht. Acht Fälle sind bisher bestätigt worden. Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) sieht sich mit einer Epidemie von bisher unbekanntem Ausmass konfrontiert. Die Krankheitsfälle verteilen sich auf mehrere Städte Guineas.
«Wir haben es mit einer Epidemie zu tun, wie wir es in Bezug auf die Verteilung der Fälle noch nie zuvor gesehen haben. Es wurden bereits Fälle in Guéckédou, Macenta, Kissidougou, Nzérékoré und jetzt auch in Conakry registriert», erklärt Mariano Lugli, Koordinator des MSF-Projektes in Conakry. «MSF war bei fast allen Ebola-Epidemien der vergangenen Jahre im Einsatz, aber diese waren jeweils örtlich sehr begrenzt und betrafen eher abgelegene Orte. Dass die jetzigen Fälle so weit verstreut sind, erschwert die Bemühungen, die Epidemie einzudämmen.»
Die medizinische Organisation verstärkt weiterhin ihre Teams und verteilt ihre Mitarbeiter auf Conakry und den Südosten des Landes. Bis Ende der Woche werden gegen 60 MSF-Mitarbeiter vor Ort sein, die Erfahrung bei der Bekämpfung von hämorrhagischem Fieber haben. Unter anderem handelt es sich um Ärzte, Pflegepersonal, Epidemiologen, Anthropologen sowie Spezialisten für Wasser und Abwasser. Ausserdem wurden bereits mehr als 40 Tonnen Material per Flugzeug nach Guinea geschickt.

Übertragunskette des Virus unterbrechen

In Zusammenarbeit mit den guineischen Gesundheitsbehörden und der Weltgesundheitsorganisation hat MSF in Conakry im Referenzspital Donka die Abteilung verstärkt, die mit der Isolierung der Ebola-Kranken betraut ist. In anderen Einrichtungen sind Patienten derzeit noch weniger gut isoliert, doch das soll sich in den nächsten Tagen ändern. Die Teams sind ausserdem auf der Suche nach einem geeigneten Ort, um eine neue Behandlungsstation einzurichten. Gleichzeitig ist MSF daran, Personen ausfindig zu machen, die in Kontakt mit Ebola-Patienten waren. Die Suche nach solchen Personen sowie, falls nötig, deren Isolierung, ist die einzige Möglichkeit, um die Übertragungskette des Virus zu durchbrechen. Denn es gibt weder eine Impfung noch eine Therapie gegen Ebola.
Im Südosten des Landes, insbesondere in den Städten Guéckédou und Macenta, ist MSF seit zwei Wochen tätig und hat zwei Isolierstationen für die Kranken errichtet. Mithilfe der lokalen Bevölkerung wird die Suche nach weiteren Fällen fortgesetzt, und es werden regelmässig Sensibilisierungsmassnahmen durchgeführt. Die Isolierung der Erkrankten in dieser Region wird dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen.

Aggressivster Ebola-Stamm

«In Guinea haben wir es mit dem ‚Zaïre-Stamm’ des Ebola-Virus zu tun. Dabei handelt es sich um den aggressivsten und tödlichsten: von 10 Infizierten sterben 9 Patienten», betont Michel Van Herp, Epidemiologe von MSF, der sich gegenwärtig in Guéckédou aufhält. «Um die Epidemie eingrenzen zu können, ist es wichtig, die ganze Übertragungskette zurückzuverfolgen. Sämtliche Personen, die Kontakt mit Verdachtsfällen hatten, müssen überwacht und isoliert werden, sobald sie erste Zeichen einer Infektion aufweisen. Dies erfordert, dass die guineischen Behörden und die Weltgesundheitsorganisation den medizinischen Einrichtungen dabei helfen, die erforderlichen Hygienemassnahmen umzusetzen.»
Die guineischen Gesundheitsbehörden melden aktuell 122 Verdachtsfälle sowie 78 Todesopfer. Weitere Verdachts- und bestätigte Fälle wurden auch in Sierra Leone und Liberia gemeldet.
MSF ist seit 2001 in Guinea tätig und führt Projekte zur Bekämpfung von HIV/Aids sowie gegen Malaria durch.

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