Elfenbeinküste: MSF fordert Zugang zu Patienten im kriegsgebeutelten Abidjan

Abobo Sud, Côte d’Ivoire. 17.03.2011

Côte d'Ivoire3 Min.

Abidjan/Zürich, 4. April 2011 – Die internationale medizinische humanitäre Organisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) ruft alle Krieg führenden Parteien in der Elfenbeinküste dazu auf, den betroffenen Menschen den sicheren Zugang zu medizinischen Einrichtungen zu ermöglichen. Zudem müssen die medizinischen Teams von MSF sich frei in der Hafenstadt Abidjan sowie in anderen von den Kämpfen betroffenen Gebieten des Landes bewegen können.

Aufgrund der äusserst gefährlichen Sicherheitslage steckt ein Team von MSF seit dem 31. März im Abobo Süd Spital von Abidjan fest. Zurzeit ist es zu gefährlich, sich in der Stadt zu bewegen. Zusammen mit den ivorischen Gesundheitsbehörden behandelt das Team täglich 30 bis 40 Verletzte – jene, die sich in der Nähe des Spitals befinden und es schaffen, alleine oder mithilfe von Nachbarn in einem Anhänger hergebracht zu werden.

“Die Menschen bitten uns telefonisch um Hilfe, aber wir können die Verletzten nicht abholen, weil es unmöglich ist, sich in der Stadt zu bewegen,“ sagt Dr. Salha Issoufou, Einsatzleiter von MSF in Abidjan. Abobo Süd ist das einzige noch funktionierende Spital in der nördlichen Hälfte der Stadt. Es wurde ein Transportkonzept erarbeitet, um die Verwundeten ins Spital zu bringen, doch kann es aufgrund der Kämpfe und Plünderungen nicht umgesetzt werden. Ambulanzen können in der Stadt nicht eingesetzt werden.

Die lähmende Gewalt hält MSF zudem davon ab, das Spital Abobo Süd mit Medikamenten und medizinischem Material zu versorgen. „ Wenn es so weiter geht, werden wir innerhalb von wenigen Tagen keine Betäubungsmittel, steriles Verbandsmaterial und chirurgischen Handschuhe mehr haben,“ sagt Dr. Issoufou.

Am 3. April konnte ein MSF-Team dank der Bemühungen des ivorischen Roten Kreuzes das Universitätsspital Treichville im Süden von Abidjan mit Material zur Behandlung von Verletzten versorgen. Doch die allgemeinen Bedürfnisse sind riesig und viele öffentlichen Spitäler, die von MSF beliefert worden waren, können aufgrund der Gewalt nicht mehr erreicht werden. Patienten mit chronischen Krankheiten, unter anderem auch Dialyse-Patienten, sind schon jetzt gefährdet.

Auch im Westen des Landes ist die Situation chaotisch und die Spannungen zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen sind äusserst besorgniserregend. MSF fordert die Verantwortlichen dazu auf, alles ihnen Mögliche zu tun, damit die Zivilbevölkerung nicht zur Zielscheibe der Gewalt wird. MSF-Teams haben vom 28. April bis zum 3. April in den westlichen Städten Bangolo und Duékoué eine grosse Anzahl Verwundeter behandelt (146 im Spital von Bangolo und 285 in Duékoué).

„Obwohl die Offensive in diesem Gebiet zu Ende ist, kommen immer noch viele Verletzte zu uns, was deutlich zeigt, dass in der Gegend weiterhin Gewalt herrscht,“ sagt Renzo Fricke, Notfallkoordinator von MSF.

Zehntausende Menschen sind vor den Kämpfen im Westen geflüchtet, zum Teil bis ins benachbarte Liberia. Duékoué, wo vor kurzem noch Plünderungen stattgefunden haben, bietet zurzeit 15’000 bis 20’000 Vertriebenen Zuflucht. Während MSF im provisorischen Lager die medizinische Versorgung sicherstellt, ist der Mangel an Lebensmitteln und Wasser gross. Die MSF-Teams behandeln auch Patienten in den Städten Man, Danané, and Guiglo sowie innerhalb von Liberia.

MSF ist eine humanitäre Organisation, die unabhängige medizinische Hilfe leistet und sich dabei strikt an das Prinzip der Neutralität hält. Die Hilfseinsätze in der Elfenbeinküste  werden ausschliesslich von privaten Spenden finanziert, um eine vollkommene Unabhängigkeit zu gewährleisten.