Dadaab, Kenia: Somalische Flüchtlinge dürfen nicht zur Rückkehr gezwungen werden

Les conditions actuelles en Somalie ne permettent pas de garantir la sécurité et la dignité des personnes qui retourneraient y vivre.

Kenia2 Min.

Die Flüchtlinge in Kenia brauchen Unterstützung und einen sicheren Aufenthaltsort.

Die kenianischen Behörden haben jüngst die Schliessung des Flüchtlingslagers Dadaab im nordöstlichen Kenia und die Rückführung der Bewohner nach Somalia verlangt. Die internationale medizinisch-humanitäre Organisation Médecins Sans Frontières/Ärzte ohne Grenzen (MSF) warnt, dass dies für hunderttausende Menschen dramatische und lebensbedrohliche Folgen hätte.
Die Organisation betont, dass die aktuellen Bedingungen keine sichere und menschenwürdige Rückführung der Flüchtlinge nach Somalia zulassen und bittet die kenianische Regierung und die internationale Gemeinschaft dringend, die Hilfe für die in Kenia lebenden Flüchtlinge zu verstärken und für sichere Bedingungen zu sorgen.
«Eine solch drastische Massnahme in einem derart knappen Zeitraum würde Generationen von Flüchtlingen einer Wahl für ihre Zukunft berauben», sagt Charles Gaudry, Landeskoordinator von MSF in Kenia. «Diese Massnahme würde hunderttausende Menschen bestrafen und sie dazu zwingen, in ein Land zurückzukehren, in dem Sicherheit und medizinische Versorgung alles andere als gewährleistet und an manchen Orten gar inexistent sind.»
Das Flüchtlingslager von Dadaab, in dem zurzeit rund 350‘000 Menschen leben, ist das grösste weltweit. Seit mehr als 20 Jahren ist es ein Zuhause für Generationen von Somalis, die vor den Kriegswirren in ihrer Heimat geflohen sind. MSF betreibt ein Spital mit 100 Betten und vier Gesundheitsstationen im Lager Dagahaley, einem von fünf zum Komplex gehörigen Lager.
Aufgrund der zunehmend unsicheren Lage und finanzieller Kürzungen mussten in den letzten Jahren viele in Dadaab tätige Organisationen ihre Aktivitäten zurückfahren. Dennoch bietet Dadaab immer noch die bessere Zuflucht als Somalia.
«Eine Rückkehr nach Somalia ist keine Option», sagt Abdul Hussein, ein Flüchtling, mit dem MSF Ende März gesprochen hat. «Das Problem, das uns nach Dadaab brachte, ist immer noch dort. Die Leute haben keinen Ort zum Leben. Sie haben nichts.»
Gaudry fügt hinzu: «Eine erzwungene Rückführung von Flüchtlingen in ein vom Krieg erschüttertes Land ist keine Lösung. Die kenianische Regierung und die internationale Gemeinschaft müssen gemeinsam eine Lösung erarbeiten, wie den somalischen Flüchtlingen, die in Kenia Zuflucht gefunden haben, Hilfe und Schutz geboten werden kann.»
MSF ist seit 20 Jahren in Dadaab tätig und ist derzeit die einzige Anbieterin von gesundheitlicher Versorgung im Lager Dagahaley. 2014 hat MSF 180‘000 ambulante Sprechstunden abgehalten, 12‘000 Patienten stationär aufgenommen, 12'000 vorgeburtliche Untersuchungen vorgenommen und 3‘240 Kinder entbunden. In der Folge der Anschläge auf die Universität Garissa vom 2. April hat MSF ein Team aus Dadaab eingesetzt, um das Spital von Garissa bei der Betreuung der Verwundeten zu unterstützen und leistete medizinische Hilfe am Flughafen Garissa, an den Hunderte Studenten evakuiert worden waren.