Bewaffnete kongolesische Soldaten überfallen MSF-Krankenhaus und entführen Verwundete

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MSF fordert alle Konfliktparteien auf, die Neutralität medizinischer Einrichtungen zu respektieren.

Die medizinische Nothilfeorganisation MSF verurteilt den schwerwiegenden Vorfall, der sich im abgelegenen Dorf Katanga in der Region Hauts Plateaux in Südkivu ereignete. Am Donnerstag, 11. März 2010 drangen bewaffnete Soldaten der kongolesischen Armee (FARDC) in das Krankenhaus von Katanga ein, wo ein Chirurgen-Team von MSF Verwundete medizinisch versorgte. Trotz Protest und Verhandlungsversuchen des Teams von MSF schikanierten die Soldaten verwundete Patienten und nahmen vier Verwundete mit, als sie das Krankenhaus einen Tag später verliessen.

„Dieser Vorfall verletzt grundlegende humanitäre Prinzipien. Jeder Kranke oder Verwundete hat ein Recht auf medizinische Versorgung“, sagt Philippe Havet, der Landeskoordinator von MSF in Südkivu. „Wir verlangen von allen bewaffneten Gruppen, die Neutralität medizinischer Einrichtungen zu wahren und die Sicherheit von Verwundeten und medizinischem Personal zu gewährleisten. Diesen Schutz geniessen unbewaffnete Kriegsteilnehmer, die verwundet sind, genauso wie jeder andere Patient.“

Der Vorfall hat bereits unmittelbare negative Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung der Bevölkerung, die durch den Konflikt in Hauts-Plateaux in Mitleidenschaft gezogen wird. Als die Lage Katanga sich zuspitzte, evakuierte MSF das Chirurgen-Team, um die Mitarbeiter in Sicherheit zu bringen. Das Team – das einzige, das in der Region direkte medizinische Versorgung zur Verfügung stellt – musste einen verwundeten Patienten zurücklassen. MSF zieht die Rückkehr des Chirurgen-Teams nach Katanga zwar in Betracht, sobald die Sicherheitslage es erlaubt, aber der Vorfall wird die Wahrnehmung des Krankenhauses als sicheren und neutralen Ort nachhaltig beeinträchtigen.

In den letzten Wochen hat das Chirurgen-Team von MSF in Hauts Plateaux unter grossen Anstrengungen versucht, die Menschen medizinisch zu versorgen, die in den bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen der kongolesischen Armee (FARDC), den Rebellen der Demokratischen Kräfte zur Befreiung Ruandas (FDLR) und anderen Rebellengruppen verwundet wurden. „Viele Verwundete hatten schon vorher Angst, ins Krankenhaus zu kommen, um Hilfe zu suchen, da sie befürchteten, von bewaffneten Männern getötet zu werden“, sagt Havet. „Ich fürchte, nach diesem gravierenden Vorfall werden die Menschen hier nie darauf vertrauen, dass das Krankenhaus für sie ein sicherer Ort ist, um medizinische Hilfe zu erhalten.“

MSF stellt derzeit medizinische Versorgung für Vertriebene im Dorf Kihuha in Hauts Plateaux zur Verfügung. Ausserdem unterstützen die Teams von MSF in den Orten Kalonge und Kitutu in Südkivu Gesundheitsposten und mobile Kliniken, um die Basisgesundheitsversorgung und Nothilfe der Vertrieben und ihren Gastfamilien zu gewährleisten. In Fizi unterstützt MSF mehrere Gesundheitsposten, das Baraka-Krankenhaus und ein Cholerabehandlungszentrum. In Nordkivu führt MSF trotz der anhaltenden Unsicherheit und Gewalt die medizinischen Programme in Rutshuru, Nyanzale, Masisi, Mewso und Kitchanga fort. 76 internationale Mitarbeiter arbeiten zusammen mit 1’144 kongolesischen Kollegen in den Projekten von MSF in Nord- und Südkivu.

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