Rohingya: Krätze-Epidemie in Geflüchtetencamps gibt Anlass zur Sorge

Medizinische Fachkräfte mit Medikamenten in Jamtoli. März 2023, Bangladesch

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Aus einem aktuellen Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht hervor: In den Geflüchtetencamps im Osten Bangladeschs sind 40 Prozent der Rohingya derzeit an Krätze erkrankt. Teams von Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) kommen zu ähnlichen Ergebnissen. Seit Monaten machen sie bereits auf die unhygienischen Lebensbedingungen und den mangelnden Zugang zur Gesundheitsversorgung der Menschen in den Camps aufmerksam.

Die Erhebung wurde im Mai 2023 durchgeführt; vor wenigen Tagen veröffentlichte die WHO ihre Ergebnisse. Während rund 40 Prozent der geflüchteten Rohingya im Osten Bangladeschs von Krätze betroffen sind, liegt der Anteil in einigen Camps bei bis zu 70 Prozent. Laut WHO ist bei mehr als 10 Prozent der Betroffenen umgehend eine gezielte humanitäre Reaktion erforderlich.

«Diese Aussagen decken sich mit dem, was unsere Teams in den Spitälern beobachten», berichtet Karsten Noko, der unseren Einsatz in Bangladesch leitet. «Mehr als 200 000 Menschen wurden seit März 2022 wegen Krätze behandelt. Die Situation ist wirklich alarmierend.»

Seit März 2020 reagieren unsere Teams auf einen verheerenden Ausbruch von Krätze in den Geflüchtetencamps für Rohingya in Cox's Bazaar, Bangladesch. 2022 beobachteten die Teams in unseren Einrichtungen einen steilen Anstieg der Krätzefälle. Daraufhin sah sich die Organisation dazu veranlasst, ein Triage-System einzuführen und Patient:innen mit besonders schweren Symptomen vorrangig zu behandeln.

Ein Spital-Mitarbeiter in Jamtoli. März 2023, Bangladesch

Ein Spital-Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in Jamtoli untersucht die Hand eines Patienten auf Krätze-Symptome. März 2023, Bangladesch

© Farah Tanjee/MSF

«Es ist unbegreiflich, dass eine Krätze-Epidemie so lange anhält. Unzählige Menschen leiden darunter», beschreibt Karsten Noko die Lage. «Die Rohingya wurden verfolgt und gewaltsam vertrieben. Jetzt harren sie in Camps unter unhygienischen Bedingungen aus, haben keinen legalen Status und dürfen nicht arbeiten. Hier sind sie dringend auf humanitäre Unterstützung angewiesen. Doch aufgrund schwindender finanzieller Mittel wird die Hilfe für sie immer weiter zurückgefahren.» 

Krätze ist eine ansteckende Hautkrankheit, die durch mikroskopisch kleine Milben verursacht wird. Typische Symptome sind Hautausschlag und starker Juckreiz. Zwar kann sie mit Medikamenten behandelt werden, aber Neuinfektionen sind häufig – insbesondere in überfüllten Räumen, in denen sanitäre Einrichtungen schlecht sind oder ganz fehlen. 2017 flohen Tausende Rohingya vor Angriffen und Massakern in Myanmar. Rund 950 000 Angehörige der Minderheit leben heute in Geflüchtetencamps im Osten Bangladeschs.