Pakistan: Mobile Kliniken von Ärzte ohne Grenzen im Einsatz – Bedarf steigt

Unsere Teams führen medizinische Konsultationen durch mit den Menschen, die von den Überschwemmungen betroffen sind im Distrikt Dera Murad Jamali in Ostbelutschistan

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Ein Drittel Pakistans ist durch die schweren Monsunniederschläge überschwemmt. Berichten zufolge haben mehr als 1500 Menschen ihr Leben verloren, 33 Millionen sind von der Flut betroffen. Infrastruktur wurde zerstört, und Dörfer sind von der Aussenwelt abgeschnitten. Es könnte Monate dauern, bis der Wasserstand wieder zurückgeht.

Ärzte ohne Grenzen ist in Pakistan im Einsatz: Die Teams haben bereits über 10 000 Patient:innen behandelt. Sie sind mit mobilen Kliniken in Sindh, Balutschistan und Khyber Pakhtunkhuwa unterwegs, haben über 300 000 Liter Trinkwasser und 5000 Pakete mit Hilfsgütern verteilt.

«Menschen sitzen am Strassenrand. Viele haben bereits Hilfe wie Nahrungsmittel, Moskitonetze oder Hygieneartikel erhalten. Aber es gibt auch viele, die in abgelegeneren Regionen sind und noch immer auf Unterstützung warten, weil sie schwer zu erreichen sind. Wir haben eine Gruppe getroffen, die seit Beginn der Überflutungen ohne Hilfe ausgeharrt hat. Unser Team hat sie umgehend versorgt und medizinisch behandelt», berichtet Shahid Abdullah, Notfallkoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Balutschistan. 

Millionen von Menschen wurden durch die Überschwemmungen aus ihren Häusern vertrieben und leben in provisorischen Unterkünften. Viele Dörfer sind wegen der zerstörten Strassen und Brücken immer noch nicht erreichbar. Auch Infrastruktur wie öffentliche Gesundheitseinrichtungen wurden erheblich in Mitleidenschaft gezogen. Dies wirkt sich auf den Zugang der Menschen zu Gesundheitsversorgung aus. In einigen Regionen sind die Behandlung chronischer Krankheiten oder Vorsorgeuntersuchungen von Schwangeren massiv eingeschränkt.

«Die Herausforderungen sind vielfältig und gross. Medikamente und ärztliches oder Pflegepersonal sind Mangelware. In vielen Regionen ist es sehr schwierig, die Menschen zu erreichen. Wir versuchen, so gut wie möglich zu helfen», so Abdullah. «In unserem Spital sehen wir viele Kinder, die bereits unterernährt zur Welt kommen. Das war schon vor den Überschwemmungen so, aber die aktuelle Situation trägt zu einer Verschlechterung ihres Zustands bei. Die Menschen hier lebten bereits unter schwierigen Bedingungen. Die Not ist sehr gross und es ist gut, dass wir hier sind.»

Zunahme von Krankheitsfällen wegen fehlendem Zugang zu Wasser

Die Teams von Ärzte ohne Grenzen beobachten einen starken Anstieg von Patient:innen mit Malaria und sind besorgt über den derzeitigen Mangel an Malaria-Medikamenten. Ausserdem steigt die Zahl von Menschen mit akutem wässrigem Durchfall, Denguefieber, Atemwegs- sowie Haut- und Augeninfektionen. Dies hängt mit dem fehlenden Zugang zu sauberem Wasser, schlechten Hygienebedingungen und dem stehenden Wasser zusammen, das als Brutstätte für Mücken dient, die durch Vektoren übertragene Krankheiten verursachen können.

In Balutschistan sind zwei mobile Kliniken von Ärzte ohne Grenzen in Dera Murad Jamali und Dera Allahyar im Einsatz. Weitere zwei sind in Dadu in Sindh unterwegs. Per Boot erreichen die Teams hier Dörfer, die durch die Überschwemmungen von der Aussenwelt abgeschnittene sind. Ärzte ohne Grenzen verteilt über 20 000 Liter Trinkwasser pro Tag an die Menschen in Vertriebenencamps in Dadu. Weitere Wassertrucks werden bereitgestellt, um noch mehr Betroffene zu erreichen. Auch in der Stadt Sukkur haben unsere Teams für Wasser und Hygiene mit der Bereitstellung von sauberem Wasser begonnen und Wassertanks mit einer Kapazität von 24 000 Litern aufgestellt, die täglich neu befüllt werden. Auch in Sarasang, Bela und Miaonlay in Khyber Pakhtunkhuwa sind drei mobile Kliniken unterwegs. In Punjab erheben die Teams von Ärzte ohne Grenzen laufend den Bedarf und bereiten einen Einsatz vor. 

Ärzte ohne Grenzen arbeitet seit 1986 in Pakistan. Aktuell sind über 1790 lokale und 53 internationale Mitarbeitende in sieben regulären Projekten im Einsatz. Immer wieder hat die medizinische Nothilfeorganisation Noteinsätze gestartet wie 2005 nach dem Erdbeben und 2010 und 2016 nach schweren Überschwemmungen oder Masern- oder Dengue-Ausbrüchen.