Nigeria: Cholera-Ausbruch im Bundesstaat Borno

Intervention choléra dans l'Etat de Bauchi, Nigeria, janvier 2014

3 Min.

In weniger als einem Monat wurden in der Hauptstadt Maiduguri 4‘500 Fälle registriert, 70 Menschen verstarben. MSF behandelt die schwersten Fälle und hat fünf Stellen aufgebaut, wo präventiv Rehydrierungslösung abgegeben wird.

Im Bundesstaat Borno, im Nordosten Nigerias, ist Ende September eine Cholera-Epidemie ausgebrochen. Die medizinische Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF), die bereits in diesem schwer erreichbaren Gebiet mit nur begrenzter Gesundheitsversorgung vor Ort war, hat als Reaktion auf den Ausbruch einen Einsatz gestartet. Die Anzahl der Fälle steigt inzwischen weiter an.
Bereits im Jahr 2010 war MSF bei der Eindämmung eines Cholera-Ausbruchs in Maidaguri im Einsatz gewesen und hatte damals ein Cholera-Behandlungszentrum mit 120 Betten aufgebaut. Infolge des neuerlichen Ausbruchs wurde dieses Zentrum wiedereröffnet und die Kapazität auf 150 Betten aufgestockt. Aktuell versorgt ein achtköpfiges Team von MSF gemeinsam mit Mitarbeitern des Gesundheitsministeriums die schwersten Fälle. Bis jetzt wurden bereits 1‘912 Patienten behandelt. MSF hat ausserdem in mehreren Bezirken der Stadt fünf Stationen aufgebaut, wo die Menschen vorbeugend orale Rehydrierungslösung erhalten. Die Organisation „Action Contre la Faim“ (AFC) unterstützt die Hilfe mit Aktivitäten im Bereich Wasser, Hygiene und Sanitär.

Wiederholte Cholera-Ausbrüche

In Nigeria kommt es häufig zu Cholera-Epidemien – erst im Januar kam es im Bundesstaat Bauchi im Nordosten des Landes zu einem Ausbruch. Die Teams von MSF behandelten dort 8‘500 der insgesamt 15‘500 betroffenen Menschen.
Jährlich erkranken drei bis fünf Millionen Menschen weltweit an Cholera. Die akute Darminfektion ist hochansteckend und wird durch den Verzehr von Nahrung und Wasser übertragen, das mit dem Bakterium infiziert oder durch Fäkalien verunreinigt ist. Die Krankheit fordert jährlich rund 100‘000 bis 120‘000 Menschenleben. Cholera tritt besonders häufig auf, wenn viele Menschen auf engem Raum leben und keinen oder kaum Zugang zu sauberem Wasser, Abfallentsorgung und Sanitäranlagen haben. Kinder und ältere Menschen sind besonders gefährdet.

Schwierige Sicherheitslage wegen Boko Haram

Im Mai 2013 rief die nigerianische Regierung nach der Radikalisierung der islamistischen Gruppierung Boko Haram den Notstand in Borno, Yobe und Adamwa aus. Nachdem die Stadt Baga im Mai 2013 angegriffen wurden war, startete MSF erste Hilfsaktivitäten im Bundesstaat Borno, die jedoch wegen der anhaltenden Unsicherheit rasch wieder eingestellt werden mussten. Wenig später wurde in Chibok, im Süden des Bundesstaats, ein Erkundungseinsatz durchgeführt und dabei 3‘760 Menschen ärztlich versorgt. Mehr als die Hälfte davon waren Kinder unter fünf Jahren, wovon viele mangelernährt waren. Wegen Sicherheitsbedenken musste das Projekt im Oktober 2013 nach zehn Wochen wieder eingestellt werden.
Nach Maidaguri kehrte MSF im Mai 2014 zurück und unterstützte bestehende Gesundheitseinrichtungen sowie mobile Kliniken in zwei der drei Vertriebenenlager in der Stadt. In diesen Lagern leben Menschen, die vor Übergriffen durch Boko Haram aus der umliegenden Region geflohen waren. Derzeit nehmen die drei Lager rund 58‘000 Vertriebene auf und die „National Emergency Management Agency (NEMA)“ schätzt, dass insgesamt rund 350‘000 Menschen vertrieben wurden.

Unzureichende Versorgung der Menschen in Borno

Gegenwärtig kann MSF die Arbeit in der Stadt zur Eindämmung der Cholera-Epidemie fortführen, da seit einiger Zeit keine Übergriffe stattgefunden haben und die Lage ruhig ist. Die Bundesstaaten Yobe, Borno und Adamwa sind sehr abgelegen und die Beschränkungen für ein- und ausreisende Menschen erschweren Handel und Wirtschaft der Region. In Borno ist die Gesundheitsversorgung sowohl für die Vertriebenen, die gefährdeten Einwohner von Maidaguri und die auch die restliche Bevölkerung völlig unzureichend.

Cholera in Haiti, im Niger und in Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste)

Haiti: Nach einer Pause von mehr als 18 Monaten wurden in der Hauptstadt Port au Prince wieder Cholera-Fälle registriert. In anderen Teilen des Landes kam es ebenfalls zu kleineren Ausbrüchen. MSF eröffnete daraufhin fünf Cholera-Behandlungszentren.
Niger: Im Süden des Landes sind rund tausend Menschen in mehreren Regionen von Cholera betroffen. Gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium haben Notfall-Teams von MsF bisher 1‘000 Patienten behandelt.
Elfenbeinküste: In Abidjan, der Hauptstadt von Côte d’Ivoire, wurden rund 40 Cholera-Fälle innerhalb einer kleinen Fischergemeinschaft aus Ghana festgestellt. In Ghana haben sich im Rahmen einer aktuellen Cholera-Epidemie rund 15‘000 Menschen mit der Krankheit angesteckt. MSF untersucht momentan, wie in dieser Krise am besten Hilfe geleistet werden kann.

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