MSF behandelt Opfer von Gewalt im Süden Kirgisistans

Le coordinateur MSF des urgences, Andrei Slavuckij évalue les besoins médicaux dans un quartier de Och, Kirghizistan, 21/06/2010

3 Min.

Während die Lage im Süden Kirgisistans angespannt bleibt, unterstützen MSF-Teams weiterhin die Opfer der Ausschreitungen. MSF ist in den Städten Osch, Dschalalabad und Bazar-Korgon tätig und leistet medizinische Versorgung. Die Strategie von MSF ist es, zuerst die unmittelbaren medizinischen Bedürfnisse der Bevölkerung zu stillen. Die internationale humanitäre Nothilfeorganisation arbeitet mit mobilen Kliniken in den Regionen, wo sich die Menschen aus Angst immer noch nicht aus ihren Quartieren wagen. Pro Woche können so zwischen 250 und 300 Personen behandelt werden.

„Wir hoffen, dass sich die Lage in den nächsten Tagen verbessern wird. Der Abzug der bewaffneten Streitkräfte von den medizinischen Einrichtungen in Osch ist ein positives Zeichen. Hoffentlich wird dies die Menschen, die nur widerwillig Spitäler aufsuchten, dazu bewegen, es doch noch zu tun.“, sagt Alexandre Baillat, Head of Mission in Kirgisistan.

Mittlerweile stellen die MSF-Mitarbeiter bei 30 Prozent der Untersuchungen fest, dass die Menschen psychosomatische Probleme haben, da sie ständig unter Stress stehen und der Alltag weiterhin von Angst geprägt ist. Bei ungefähr 20 Prozent der ärztlichen Konsultationen geht es um chronische Krankheiten wie Bluthochdruck, Diabetes, Lungen- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

„Die Zusammenarbeit mit der Verwaltung und den medizinischen Angestellten der lokalen Gesundheitseinrichtungen, Spitäler eingeschlossen, verläuft gut.“, sagt Anja Wolf, MSF-Feldkoordinatorin in Osch. „Die Patienten, welche wir an sie weitervermitteln werden effizient, angemessen und ohne Diskriminierung behandelt. Dennoch ist es weiterhin schwierig, die Patienten zu überzeugen, Referenzspitäler aufzusuchen oder sich an spezialisierte Kliniken überweisen zu lassen, da die Angst vor Gewalt, immer noch allgegenwärtig ist.“

MSF versorgt auch Gesundheitseinrichtungen, die Unterstützung brauchen, mit Medikamenten, medizinischer Ausrüstung und sauberem Wasser.

Zusätzlich bieten die Psychologen von MSF den zahlreichen Menschen, welche unter den Ausschreitungen im Juni leiden mussten weil sie Familienmitglieder verloren haben oder Zeugen von brutalen Ausschreitungen waren, psychologische Unterstützung an. Um noch mehr Menschen erreichen zu können, bildet MSF 42 Berater aus, die bald in der Lage sein werden, ihre Arbeit in ihrer Nachbarschaft zu beginnen.

An strategisch wichtigen Orten hat MSF ausserdem medizinische Ausrüstungen deponiert, um schnell reagieren zu können, falls die Gewalt erneut ausbrechen sollte.
 
Seit 2006 ist MSF in Kirgisistan mit einem Programm aktiv, dessen Schwerpunkt es ist, Tuberkulosepatienten in Strafanstalten zu behandeln.

Im April 2010 hat MSF auf die heftigen Ausschreitungen in Bischkek reagiert, indem drei der wichtigsten Gesundheitseinrichtungen in der Hauptstadt mit Medikamenten und medizinischer Ausrüstung versorgt wurden.

Die Teams von MSF haben mit den Notfalleinsätzen am 15. Juni im Süden Kirgisistans begonnen, nachdem ein Grossteil der Bevölkerung Opfer der Ausschreitungen wurden. Momentan  sind es 55 Mitarbeiter von MSF, 15 internationale und 40 nationale, welche den derzeitigen Notfalleinsatz durchführen.

Seit dem Beginn der aktuellen Krise hat MSF 25 Gesundheitseinrichtungen mit Ad-hoc-Spenden bestehend aus Medikamenten und medizinischer Ausrüstung unterstützt und über 2'100 Untersuchungen durchgeführt (einschliesslich der 1'300 Patienten, die in Onadyr in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsministerium behandelt wurden). Zusätzlich wurde den sekundären und tertiären Gesundheitseinrichtungen in Osch und Dschalalabad chirurgische Ausrüstung, Medikamente und medizinisches Material zur Verfügung gestellt.
MSF stellt den Opfern der Ausschreitungen psychologische Unterstützung zur Verfügung.
416 Patienten nahmen psychologische Gespräche und Gruppenberatungen in Anspruch. MSF hat in Osch und Dschalalabad 42 Gesundheitsberater ausgebildet.

Insgesamt stand MSF über 20’000 Vertriebenen folgendermassen zur Seite:

  • Versorgung von mehreren Gesundheitseinrichtungen mit medizinischer Ausrüstung
  • Verteilung von Hygiene-Kits und Kochsets an 6835 Begünstigte
  • Bereitstellung von sauberem Wasser in Osch Oblast (2 Familienzentren und eine Notunterkunft in Taschlak) und Latrinen / Duschen in 2 Notunterkünften

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