Lindokuhle Mamba, eine sechsjährige Patientin mit multiresistenter Tuberkulose

Lindo une petite fille atteinte de tuberculose multi-résistante, Swaziland, 2009

4 Min.

Lindo ist ein kleines Mädchen aus dem südafrikanischen Königreich Swasiland. Sie hat in den letzten vier Monaten täglich Medikamente zur Behandlung von multiresistenter Tuberkolose (MDR-TB) injiziert bekommen und wird diese schmerzvolle Behandlung noch weitere zwei bis vier Monate ertragen müssen.

Sie lächelt so süss, man muss dieses kleine Mädchen einfach ins Herz schliessen. Wenn man sie trifft und ihr strahlendes Wesen sieht, würde man niemals glauben, was sie in ihrem kurzen sechsjährigen Leben schon durchgemacht hat.

Es ist kaum vorstellbar, dass es eine Zeit gab, in der Lindokuhle Mamba niemals lächelte, weil sie dauernd Schmerzen hatte. So jung sie auch ist, stand sie doch schon am Rande des Todes, da sie von einer der tödlichsten Krankheiten infiziert wurde - der Tuberkulose (TB).

Aber Lindokuhle hat nicht nur TB, sondern sie leidet unter der multiresistenten Form dieser Krankheit (MDR-TB), was bedeutet , dass sie von einem TB-Bakterienstamm infiziert wurde, der gegen eine Reihe von Medikamenten resistent ist. Daher ist die Krankheit sehr schwer zu behandeln, und für ein kleines Kind ist es eine grosse Belastung, über lange Zeit zweimal täglich vier bis sieben Tabletten zu schlucken.

Lindo, wie sie von ihrer liebevollen Grossmutter, ihrer Mutter und ihren Mitpatienten mit MDR-TB zärtlich genannt wird, musste in den vergangenen vier Monaten tägliche Injektionen mit dem MDR-TB-Medikament ertragen, und das wird wahrscheinlich noch zwei bis vier Monate so weitergehen. Aber damit ist nicht alles erledigt, denn sie wird über einen Zeitraum von zwei Jahren weiterhin zahlreiche Medikamente der weniger gut wirksamen zweiten Behandlungslinie einnehmen müssen.

Als sie drei Jahre alt war, hatte die kleine Lindo einen chronischen Husten und Atemprobleme entwickelt. Sie sah so winzig aus und war so schwach, dass sie nicht wie andere Kinder ihres Alters laufen konnte. Lindos Mutter lebte damals auf dem Arbeitsgelände eines Milchbetriebs ausserhalb der Stadt Nhlangano in der Region Shiselweni und brachte ihre Tochter zu verschiedenen Privatärzten und Apothekern, aber nichts half. Immer wenn es ihr eine kurze Zeit besser zu gehen schien, begannen Erbrechen und Durchfall von neuem.

Als die Mutter mit ihrem Töchterchen Lindos Grossmutter Thab’sile Macu besuchte, in Machobeni in der Region Shiselweni, nahe an der Grenze zu Südafrikas Provinz KwaZulu Natal, war diese über die Gesundheit des Kindes sehr besorgt.

„Ich bat meine Tochter, das Kind für eine Weile bei mir zu lassen, denn meine grösste Sorge war, dass es vielleicht nicht gut ernährt wurde“, erklärt Thab'sile.
Der kurze Aufenthalt sollte dann viel länger dauern, denn Thab'sile merkte bald, dass Lindos Problem viel ernster war als blosse Mangelernährung. Sie entschloss sich, das kleine Mädchen zum MSF-Gesundheitszentrum in Nhlangano zu bringen. Nach etlichen Untersuchungen und Aufnahmen wurde die Diagnose TB gestellt und mit der Behandlung begonnen.

Als sich Lindos Zustand nach ein paar Monaten TB-Behandlung nicht gebessert hatte, wurden weitere Untersuchungen vorgenommen, und bei Lindo wurde die viel schwerer zu behandelnde MDR-TB diagnostiziert. Das hiess, dass eine lange und schwierige Behandlung bevorstand.

Joyce Sibanda, TB-Schwester von MSF im Nhlangano-Gesundheitszentrum, erinnert sich: „Ich musste Gott um Hilfe bitten, denn ich wusste nicht, wie ich es durchhalten würde, einem so kleinen Kind jeden einzelnen Tag diese schmerzhaften Spritzen zu geben.“

Das Traurigste an dieser Geschichte ist, dass die kleine Lindo multiresistente TB nicht bekommen hatte, weil eine vorherige TB-Behandlung nicht korrekt durchgeführt worden wäre, sondern weil sie mit einem Erwachsenen mit MDR-TB in Kontakt gekommen war. Leider achtete der alte Mann, der das Kind vermutlich angesteckt hat, nicht auf die nötigen Hygienemassnahmen beim Husten. Infolgedessen steckte er ein Kind an, das er sehr gern hatte und dem er niemals absichtlich etwas zuleide getan hätte.

„Ich glaube, es muss mehr getan werden, um die Leute in diesem Land über TB-Infektionskontrolle aufzuklären. Viele mussten sterben oder leiden, weil die Leute hier nicht wissen, dass sie andere schützen können, indem sie z. B. Mund und Nase beim Husten oder Niesen bedecken“, sagt Lindos Grossmutter.
Inzwischen kann die kleine Lindo begreifen, dass sie die Spritzen bekommt, damit es ihr besser geht. Sie weint nicht einmal mehr, was die Aufgabe der Schwester ein wenig erleichtert.

Bei der zärtlichen Liebe ihrer Grossmutter ist die kleine Lindo auf gutem Wege zur Besserung. Man sieht es an ihrer Gewichtszunahme und an ihrem stets strahlenden Wesen. Es gibt Hoffnung!

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