Grenzstreit zwischen Kirgisistan und Tadschikistan macht Tausende obdachlos

Un staff MSF prend la tension d’une dame âgée assise par terre

Kirgisistan2 Min.

Rund 30 000 Menschen mussten in den kirgisischen Provinzen Batken und Leilek ihre Dörfer verlassen, nachdem es Ende April zu gewaltsamen Zusammenstössen zwischen kirgisischen und tadschikischen Streitkräften gekommen war. Ein Team der internationalen medizinischen Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen/Médecins Sans Frontières (MSF) sah im Grenzgebiet von Batken Häuser, Schulen und Kliniken, die bis auf die Grundmauern niedergebrannt worden waren.

Auf kirgisischer Seite wurden viele der Vertriebenen in die Stadt Batken gebracht, wo sie in Schulen, Moscheen und Hotels Schutz suchten; andere, vor allem aus der angrenzenden Provinz Leilek, kamen bei Gastfamilien unter. Einige Menschen sind inzwischen in ihre Dörfer zurückgekehrt, aber die Mehrheit ist immer noch vertrieben.

Ein mobiles medizinisches Team von Ärzte ohne Grenzen fand in der Stadt Batken viele der vertriebenen Menschen in einem Schockzustand vor. Die Häuser und Geschäfte von vielen waren völlig zerstört worden. Während das Team medizinische Behandlungen durchführt, bieten drei Psycholog*innen von Ärzte ohne Grenzen, die auf psychische Traumata spezialisiert sind, individuelle Beratungsgespräche an. In den zwei Wochen bis zum 7. Mai führte das Team von Ärzte ohne Grenzen in der Stadt Batken 363 Konsultationen und 103 Beratungen durch.  

Unsere Arbeit zielt darauf ab, Belastungsstörungen bei den Vertriebenen zu verhindern

Zhazgul Atagulova, Psychologin von Ärzte ohne Grenzen

«Die meisten Menschen zeigen Anzeichen von Verzweiflung, Angst oder akuten Stressreaktionen, während einige Symptome von chronischer Verzweiflung und Depression haben, da Grenzkonflikte und Spannungen in dieser Region häufig sind» erklärt Zhazgul Atagulova, Psychologin von Ärzte ohne Grenzen.

Neben der Arbeit in Batken versucht Ärzte ohne Grenzen die medizinische Versorgung auch auf das ländliche Gebiet der Provinz Leilek auszuweiten, wobei der Schwerpunkt auf den Dörfern rund um die überlasteten Spitäler Kolundu und Samarkandek liegt. In den kommenden Tagen wird die Organisation 18 Mitarbeitende in die Region entsenden, darunter Ärzte- und psychologisches Personal sowie Expertinnen und Experten für Gesundheitsförderung.  

«Viele Menschen sind traumatisiert und stehen unter Schock», sagt Kevin Coppock, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Kirgisistan. «Sowohl in den Provinzen Batken als auch in Leilek gab es erhebliche Schäden. Wir unterstützen die Gesundheitsbehörden bei der Bereitstellung von Grundleistungen und psychosozialer Betreuung für die vom Konflikt betroffenen Familien.» 

In Tadschikistan stehen die Teams von Ärzte ohne Grenzen in Kontakt mit den Behörden und verfolgen die Entwicklungen, um im Bedarfsfall Hilfe zu leisten.