Ebola: Ende des Ausbruchs in West-Afrika – Welt muss aus Erfahrungen lernen

Ebola: Nous devons tous apprendre de cette expérience pour améliorer notre réponse aux épidémies futures et aux maladies négligées.

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MSF ruft die internationale Gemeinschaft dazu auf, aus den Erfahrungen dieser Epidemie zu lernen, um für künftige Ausbrüche besser gewappnet zu sein.

Am 14. Januar feierte Liberia 42 Tage ohne neue Ebola-Infektion: Damit markierte der Tag das Ende des Ebola-Ausbruchs in West-Afrika. Die internationale humanitäre Hilfsorganisation Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) rief die Weltgemeinschaft bei diesem Anlass dazu auf, aus den Erfahrungen der Epidemie zu lernen, um für ähnliche Ausbrüche in der Zukunft besser vorbereitet zu sein. MSF setzt die Arbeit in Liberia, Sierra Leone und Guinea fort und betreibt Kliniken für Ebola-Überlebende.
«Heute ist ein Tag zum Feiern und ein Tag der Erleichterung, dass dieser Ausbruch endlich vorbei ist», sagte Joanne Liu, internationale Präsidentin von MSF. «Wir müssen alle aus diesen Erfahrungen lernen, um unsere Reaktion bei zukünftigen Epidemien und anderen vernachlässigten Krankheiten zu verbessern. Es war nicht ein Mangel an internationalen Mitteln, der die Bekämpfung von Ebola verlangsamte, sondern fehlender politischer Wille, um an den betroffenen Orten schnell Hilfe zu leisten. Bei der Bekämpfung einer Epidemie muss der Fokus auf den Bedürfnissen der Patienten und betroffenen Bevölkerungsgruppen liegen und nicht auf politischen Interessen.»

«Wir sollten alle Menschen beglückwünschen, die unermüdlich dazu beigetragen haben, diese verheerende Epidemie zu einem Ende zu bringen. Gleichzeitig wollen wir aber auch all der medizinischen Fachkräfte gedenken, die im Kampf gegen Ebola auf tragische Weise ihr Leben verloren haben», sagt Brice de le Vingne, Leiter der Projektabteilung von MSF in Brüssel. «Diese Epidemie hat fast vierzig Jahre nach der Entdeckung von Ebola zugeschlagen. Mangelnde Forschungsbemühungen führten dazu, dass es bis heute selbst nach klinischen Studien und dem Ende der Epidemie noch kein effektives Gegenmittel gibt. Auch für einen neu entwickelten Impfstoff ist noch die Zulassung offen.»

MSF von Beginn der Epidemie an aktiv

Vom Beginn der Epidemie an arbeitete MSF in den am stärksten betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone. Die Organisation baute Behandlungszentren auf, bot psychologische Unterstützung an, führte Aufklärungs- und Beobachtungsaktivitäten durch und half beim Nachverfolgen von Kontaktpersonen von Erkrankten. Auf dem Höhepunkt des Ausbruchs waren insgesamt fast 4‘000 lokale und über 325 internationale Mitarbeiter im Einsatz, um die Epidemie in den drei Ländern zu bekämpfen. In unseren Behandlungszentren wurden insgesamt 10‘376 Patienten aufgenommen, von denen 5‘226 an Ebola erkrankt waren. Insgesamt gab die Organisation über 96 Millionen Euro (104,64 Millionen Schweizer Franken) im Kampf gegen die Epidemie aus.
Bei einer solch unvorhersehbaren Krankheit ist es entscheidend, dass man ein gut funktionierendes Überwachungssystem aufrechterhält und in der Lage ist, beim Auftreten von neuen Fällen in der Region sofort reagieren zu können.

Überlebende leiden an Spätfolgen

Ebola-Überlebende sind weiterhin sehr anfällig und haben häufig mit Spätfolgen wie Gelenkschmerzen, chronischer Müdigkeit oder Seh- und Hörproblemen zu kämpfen. Zudem leiden sie unter der Stigmatisierung und Ablehnung in ihrer Gemeinschaft und brauchen deshalb eine auf sie zugeschnittene Betreuung. MSF hat beim Aufbau von Kliniken für Ebola-Überlebende in Liberia, Sierra Leone und Guinea mitgeholfen. Diese bieten eine Rundumbetreuung einschließlich ärztlicher Pflege und psychosozialer Betreuung an, unterstützen die Betroffenen aber auch im Umgang mit Stigmatisierung.
«Während der ganzen Dauer der Epidemie erlebte ich immer wieder, wie Gemeinschaften auseinandergerissen wurden», erzählt Hilde de Clerck, die für MSF in Liberia, Guinea und Sierra Leone als Epidemiologin arbeitete. «Zu Beginn war die internationale Gemeinschaft wie gelähmt und reagierte entsprechend langsam. Es war eine furchtbare Erfahrung, ganz auf uns allein gestellt zu sein und der Epidemie immer einen Schritt hinterher sein. Umso motivierender war die unglaubliche Einsatzbereitschaft der lokalen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und zum Glück kamen dann auch andere internationale Akteure dazu. Bei der nächsten Epidemie muss die Welt bereit sein, um viel schneller und effizienter zu handeln.»

Der Ebola-Einsatz von MSF

MSF war in den drei am schwersten von der Epidemie betroffenen Ländern Guinea, Sierra Leone und Liberia sowie in Nigeria, Senegal und Mali im Einsatz. Im Jahr 2014 bekämpfte die Organisation zudem einen separaten Ebola-Ausbruch in der Demokratischen Republik Kongo. MSF unterstützt weiterhin Ebola-Überlebende und die örtliche Bevölkerung mit neuen Aktivitäten. Zwei Kliniken in Sierra Leone und eine in Liberia bieten Ebola-Überlebenden ärztliche und psychologische Betreuung an; eine weitere Klinik wurde in Guinea eröffnet. Da die Epidemie den bereits zuvor geschwächten Gesundheitssystemen stark zusetzte, beschloss MSF, bei deren Wiederaufbau mitzuhelfen. So werden demnächst in verschiedenen Städten in Sierra Leone (Kabala, Magburaka, Kenema) neue Projekte im Bereich Mutter-Kind-Gesundheit eröffnet, und in Monrovia in Liberia öffnete bereits ein neues Kinderspital. In Guineas Hauptstadt Conakry betreibt die Organisation in Zusammenarbeit mit der Gesundheitsbehörde ein HIV-Projekt.

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