DR Kongo: Kritische humanitäre Lage im Osten

"Les combats qui sévissent dans cette région depuis des décennies ont toujours cours - les gens ne peuvent pas rentrer chez eux, ils sont en perpétuel déplacement.»

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MSF behandelte Dutzende von Kriegsverletzten in Goma, wo die medizinischen Einrichtungen nicht auf so viele Patienten vorbereitet waren. Die Organisation unterstützt auch andere Spitäler sowie vertriebene Menschen.

Die ohnehin prekäre humanitäre Lage im Osten der Demokratischen Republik Kongo hat sich weiter verschlechtert, nachdem die Grenzstadt Goma am 20. November von den Rebellen eingenommen wurde und hunderte Menschen verletzt und Tausende vertrieben wurden.
Die Teams von Médecins Sans Frontières / Ärzte ohne Grenzen (MSF) haben sofort Nothilfemassnahmen eingeleitet, um den Opfern der Gewalt und den neu vertriebenen Menschen rund um Goma zu Hilfe zu kommen.

Versorgung der Kriegsverletzten

Seit Ende November haben ein Chirurg und ein Anästhesist von MSF das Team im Spital Virunga in Goma verstärkt, in dem 60 Patienten mit Verletzungen aufgenommen wurden. Sie führen rund zehn chirurgische Eingriffe pro Tag durch. 11 Personen konnten die Klinik bereits verlassen.
Unter den Verletzten ist auch der neunjährige Eden, der in Goma seinen Onkel besuchte, als die Kämpfe ausbrachen. Als die ersten Schüsse ertönten, geriet die Familie in Panik. Dann konnte man von aussen Warnungen vernehmen: „Bleibt in euren Häusern, draussen ist es nicht sicher.“ So verharrten alle im Esszimmer des Hauses und hofften, dort in Sicherheit zu sein. Doch dann schlug plötzlich eine Granate ein.
„Eden war am linken Bein so stark verletzt, dass wir seinen Unterschenkel nicht mehr retten konnten”, berichtet Jacky Bonnan, Chirurg von MSF. „Aber wir haben alles getan, um sein rechtes Bein zu retten und hoffen nun, dass es gut verheilen wird.”
„Die medizinischen Einrichtungen in Goma waren nicht darauf vorbereitet, so viele Verletzte aufzunehmen“, erklärt Bonnan weiter. „Vor der Unterstützung durch MSF hat das chirurgische Team des Spitals von Virunga während 48 Stunden ununterbrochen gearbeitet, um trotz fehlender Ressourcen die Patienten zu stabilisieren. Sie haben unglaubliche Arbeit geleistet.“
Mittlerweile ist in Goma wieder Ruhe eingekehrt und die M23-Rebellen haben sich am 1. Dezember aus der Stadt zurückgezogen. In der restlichen Provinz finden jedoch auch weiterhin noch sporadisch Kämpfe statt. Die medizinischen Teams des allgemeinen Spitals in Masisi haben am Sonntag nach heftigen Kämpfen in und um die Stadt 21 Verletzte behandelt. Sieben von ihnen mussten notoperiert werden. Im Spital Mweso haben die Ärzte nach Zusammenstössen zwischen der kongolesischen Armee und diversen bewaffneten Milizen 27 Kriegsverletzte behandelt.

Medikamentenspenden

Die MSF-Teams konnten die Frontlinie überqueren und an das Spital Minova medizinisches Material verteilen wie auch an 950 Familien entlang des Wegs dorthin. Das Spital hat in den vergangenen sieben Tagen 26 Fälle sexueller Gewalt und 200 Kriegsverletzte registriert.

Hilfe für die durch die Gefechte vertriebenen Menschen

Vertreibungen sind in diesem Konflikt, der im Osten Kongos seit Jahren andauert, eine Konstante. Das Ausmass dieser Vertreibungen erreicht nun aber mit Hunderttausenden Betroffenen ein Rekordniveau. Vor ein paar Monaten hat MSF damit begonnen, 50’000 Menschen, die vor den Kämpfen in ihren Dörfern geflohen waren und in den Lagern von Mugunga im Westen Gomas Zuflucht gesucht hatten, kostenlos medizinisch zu versorgen. Seit dem Fall der Stadt hat sich die Anzahl der Vertriebenen in den Lagern verdoppelt.
MSF hat daraufhin ihre Hilfsaktivitäten verstärkt und unterstützt gegenwärtig zwei Gesundheitszentren, in denen die Organisation täglich über 200 medizinische Behandlungen durchführt. Die Teams haben auch über 30 Latrinen und Duschen in einem der Lager errichtet.
„Diese Menschen sind verletzlich und leben in einer immer prekäreren Lage“ erklärt Grace Tang, Einsatzleiterin von MSF in Nord-Kivu. „Die Kämpfe, die seit Jahrzehnten in dieser Region wüten, finden nach wie vor statt – die Menschen können nicht nach Hause zurück, sie sind permanent Vertriebene.“

Aufrechterhaltung der medizinischen Aktivitäten im Osten des Landes

Trotz der jüngsten Ereignisse setzt MSF ihre Hilfe in mehreren grossen Referenzkrankenhäusern und Dutzenden Gesundheitszentren fort, die monatlich Tausenden Patienten in Rutshuru, Masisi, Mweso, Kitchanga, Walikale, Pinga und Kanyaruchinya sowie in den Vertriebenenlagern von Mugunga kostenlose medizinische Versorgung bieten.

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