Die Bekämpfung von Cholera geht weiter: Erkundungen im Norden Haitis

Les équipes médicales MSF traitant les patients atteints de cholera dans l’hôpital de St-Marc, géré par le Ministère de la santé, Haïti 30.10.2010

3 Min.

MSF behandelt in Haiti weiterhin Patienten, die vom aktuellen Cholera-Ausbruch betroffen sind. Bis zum 31. Oktober wurden nahezu 3’600 Menschen mit Verdacht auf Cholera medizinisch versorgt. Die Nothilfe wird nun auf den Norden des Landes ausgeweitet.

Derzeit unterstützen MSF-Teams zwei staatliche Spitäler in der Region Artibonite, wo das Zentrum des Cholera-Ausbruchs liegt. Im St. Nicholas Spital der Stadt St. Marc werden täglich um die 170 Patienten mit akutem Durchfall aufgenommen, im Spital der weiter südlich gelegenen Stadt Petite Riviere sind es täglich 150 Menschen. Schwerer Durchfall gehört zu den Leitsymptomen der Infektionskrankheit.

Bereitschaft in Port-au-Prince

In den fünf medizinischen Einrichtungen von MSF in der Hauptstadt Port-au-Prince sind die Teams auf die Behandlung von Patienten mit Cholerasymptomen vorbereitet. 300 Betten stehen in spezialisierten Behandlungszentren zur Verfügung, die im Falle einer Ausweitung der Krankheit schnell auf 800 Betten aufgestockt werden können. In den vergangenen Tagen wurden einige Dutzend Menschen mit schwerem Durchfall in den Gesundheitseinrichtungen von Port-au-Prince behandelt. Auch in der Stadt Leogane, wo MSF ein Spital betreibt, wurde ein Behandlungszentrum mit 20 Betten eingerichtet.
„Für eine wirksame Bekämpfung von Cholera ist es entscheidend, spezialisierte Behandlungszentren zu haben, in denen die Patienten isoliert werden können“, sagt Jean Pletinckx, Notfallkoordinator von MSF in Haiti. „Cholera lässt sich ausgesprochen gut behandeln und vermeiden, wenn Patienten mit typischen Symptomen in einer kontrollierten Umgebung eines Cholera-Behandlungszentrum betreut werden. Die Verfügbarkeit dieser Zentren in den betroffenen Gebieten kann die vorhandenen Gesundheitseinrichtungen enorm entlasten und das Risiko einer weiteren Übertragung stark verringern.“

Ausweitung der Aktivitäten auf den Norden des Landes

In der Stadt Gonaives wird derzeit ein Cholera-Behandlungszentrum mit 30 Betten vorbereitet. In den Städten Port de Paix, Pont Sonde, Dessaline, Villard, La Chapelle, und Lester führen Teams Erkundungen durch, um festzustellen, ob eine Intervention notwendig ist. Weitere Erkundungen finden südlich und östlich von St. Marc in Archaie, Cabaret und Verrettes statt. In Montrouis unterstützt MSF das örtliche Gesundheitszentrum mit Behandlungsmaterial und Choleratabletten. Weitere Erkundungen sind in Gros Morne, Bassin Bleu und Saint Michel de l’Attalaye geplant.
Überall wo MSF im Einsatz ist, leisten die Teams gleichzeitig auch Aufklärungsarbeit bezüglich der Vermeidung und der Behandlung einer Cholerainfektion.
„Cholera und andere Durchfallerkrankungen können sehr rasch auftreten und bei einer fehlenden Behandlung lebensbedrohlich sein. Todesfälle sind jedoch relativ einfach zu vermeiden, wenn es in der Nähe von betroffenen Regionen Gesundheitszentren gibt, die über das richtige Material und ausgebildetes Personal verfügen“, erklärt Dr. David Olson, Cholera-Experte von MSF in Haiti. 

Fast 60 internationale und mehr als 500 nationale MSF-Mitarbeiter arbeiten derzeit in verschiedenen Choleraprojekten in Haiti, weitere Verstärkung wird bald erwartet. Zwei Transportflugzeuge mit 150 Tonnen medizinischem Material für Cholera-Einsätze sind bereits eingetroffen.

MSF verfügt über langjährige Erfahrung bei der Bekämpfung von Cholera und hat zwischen 2006 und 2009 weltweit 329’000 Cholera-Patienten behandelt. Vergangenes Jahr hat MSF Cholera-Einsätze in Kamerun, Niger, Papua Neu-Guinea, Sambia und im Tschad durchgeführt.

Die Aktivitäten von MSF in Haiti

Währen der Cholera-Einsatz ausgeweitet wird, laufen alle anderen Hilfsprogramme von MSF in Haiti ohne Unterbrechung weiter. 

Mehr als 3’000 haitianische und internationale MSF-Mitarbeiter leisten derzeit Hilfe für die haitianische Bevölkerung. Sie betreiben sieben Spitäler, in denen kostenlose medizinische Hilfe angeboten wird, und unterstützen zwei staatliche Spitäler in Port-au-Prince mit insgesamt nahezu 1’000 Betten. Die angebotenen Leistungen reichen von Notfallmedizin, Geburtshilfe, Mutter-Kind-Gesundheit bis zu orthopädischer Hilfe. Ausserdem leistet MSF psychologische und medizinische Hilfe für Opfer sexueller Gewalt.

Ausserhalb der Hauptstadt Port-au-Prince unterstützt MSF ein Spital in Jacmel. Zusätzlich hat MSF im Oktober dieses Jahres in Leogane ein Container-Spital eröffnet.

Im Zeitraum vom 12. Januar bis zum 30.September hat MSF mehr als 339’000 Menschen behandelt, über 15’700 Operationen durchgeführt und 9’900 Geburten betreut. Ausserdem leistet MSF medizinische Hilfe für Vertriebene in den verschiedenen Lagern von Port-au-Prince und versorgt sie mit Hilfsgütern. Im Armenviertel Cite de Soleil unterstützen MSF-Teams die Wasser- und Hygieneversorgung für dieVertriebenen.

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