Das dringend benötigte medizinische Material für die Notfallchirurgie wird knapp

Port-au-Prince, Haiti, 15/01/2009.

2 Min.

Die Teams von MSF in Port-au-Prince suchen nach wie vor unter Hochdruck nach zusätzlichen geeigneten Orten für die Durchführung notfallchirurgischer Eingriffe und nach Nachschub medizinischen Materials für diese Operationen. Bisher konnten sie in der haitianischen Hauptstadt ca. 3’000 Patienten erstversorgen und 400 Operationen durchführen.

Die häufigsten Verletzungen sind offene Brüche, Kopfverletzungen und infizierte Wunden, die Amputationen notwendig machen. Parallel dazu haben weitere Teams von MSF Orte ausserhalb der Hauptstadt erreicht und arbeiten daran, die medizinische Hilfe dorthin auszuweiten.
Marie-Christine Ferir, eine der Notfallkoordinatorinnen von MSF, berichtet von einer nach wie vor äusserst schwierigen Situation: Verletzte müssen viel zu lange auf Hilfe warten. „Die verbleibenden Krankenhäuser sind überfüllt. Obwohl es durch die Aktivitäten von MSF und anderen Organisationen langsam zu einer Ausweitung der chirurgischen Kapazitäten kommt, reichen diese bei Weitem nicht aus, um der grossen Anzahl an Menschen gerecht zu werden, die dringend Operationen benötigen. Wir müssen uns auf lebensrettende Eingriffe konzentrieren.“

Die dringend erwartete zweite Teil des aufblasbaren Krankenhauses mit zwei Operationssälen trifft heute in Port-au-Prince ein. Ein geeigneter Platz für den Aufbau wurde gefunden, die Arbeit am Aufbau hat bereits begonnen.

Jene Hilfsteams, die ausserhalb der Hauptstadt unterwegs waren, haben auch dort schwere Zerstörung und zahlreiche Verwundete vorgefunden. In Jacmel, an der Südostküste nahe des Epizentrums des Bebens, sind ungefähr 60 % aller Gebäude zerstört. Das Krankenhaus ist zum Teil eingestürzt, doch der Operationssaal ist noch verwendbar. MSF wird die Arbeit hier so bald wie möglich aufnehmen, doch muss alles Notwendige per Helikopter hergebracht werden, da die Strassen blockiert sind. In Saint-Marc, von Port-au-Prince aus ca. 40 km entfernt Richtung Norden entlang der Küste, ist der Schaden nicht so gross, aber es haben sich zahlreiche aus der Hauptstadt geflüchtete Menschen hier eingefunden. MSF plant, hier ein Behandlungszentrum einzurichten. Auch im westlich der Hauptstadt gelegenen und ebenfalls schwer beschädigten Leogane hat MSF ein Behandlungszentrum eingerichtet.

Der Nachschub mit medizinischem Material ist nach wie vor Anlass zur Sorge. Während der letzten sechs Tage wurde viel medizinisches Material verbraucht – dieses muss ersetzt werden. Flüge nach Port-au-Prince sind nach wie vor nur eingeschränkt möglich. Ein Frachtflugzeug, das gestern hätte ankommen sollen, wurde auf die Dominikanische Republik umgeleitet, die Strassen von dort nach Haiti sind jedoch verstopft und es ist nur ein langsames Vorankommen möglich.

Bisher konnten seit dem Beben mehr als 130 zusätzliche internationale Mitarbeiter von MSF nach Haiti gebracht werden. Sie verstärken die bestehenden Teams vor Ort – grösstenteils haitianische Mitarbeiter, die oft zur Arbeit kamen, obwohl sie selbst schwer von dem Beben betroffen sind und oftmals Familienmitglieder verloren hatten. MSF versucht nach wie vor, einige Kollegen ausfindig zu machen, zu denen seit dem Beben kein Kontakt hergestellt werden konnte. Es ist traurige Gewissheit, dass einige von ihnen das Beben nicht überlebt haben.

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